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Farm der Tiere - illustriert

Titel: Farm der Tiere - illustriert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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manchmal zerbrach er nicht, wenn er über den Rand gestoßen wurde. Ohne Boxer wäre es überhaupt nicht gegangen. Er schien so stark zu sein wie alle anderen Tiere zusammen. Wenn der Block ins Rutschen kam und die Tiere verzweifelt aufschrien, weil sie hügelabwärts geschleift wurden, da war es stets Boxer, der sich in das Seil stemmte und den Block zum Stillstand brachte. Ihm zuzusehen, wie er sich Zoll für Zoll den Abhang hochplagte, mit jagendem Atem, die Spitzen der Hufe in den Boden gekrallt und die mächtigen Flanken von Schweiß bedeckt, flößte jedem Bewunderung ein. Manchmal warnte ihn Kleeblatt davor, sich nicht zu überanstrengen, doch Boxer wollte nichts davon hören. Seine beiden Devisen: »Ich werde noch härter arbeiten« und »Napoleon hat immer recht«, schienen ihm eine hinlängliche Antwort auf alle Probleme zu sein. Er hatte mit dem Junghahn vereinbart, daß dieser ihn morgens nun eine Dreiviertelstunde früher wachkrähen sollte, statt wie bisher nur eine halbe. Und in seinen freien Augenblicken, deren es jetzt nicht viele gab, pflegte er allein zum Steinbruch zu gehen, eine Fuhre Bruchsteine zu sammeln und sie ohne jede Unterstützung zur Baustelle der Windmühle zu karren.
    Trotz der harten Arbeit ging es den Tieren in diesem Sommer nicht schlecht. Wenn sie auch nicht mehr Futter hatten als zu Jones Zeiten, so hatten sie doch zumindest auch nicht weniger. Der Vorteil, nur für sich selbst sorgen zu müssen und nicht obendrein noch für fünf verschwenderische Menschen, war so groß, daß es einer Menge von Fehlschlägen bedurft hätte, um ihn aufzuwiegen. Und in vielerlei Hinsicht war die Methode der Tiere, an Dinge heranzugehen, effektiver und sparte Arbeit. Solche Aufgaben wie das Unkrautjäten, zum Beispiel, konnten mit einer für Menschen unmöglichen Gründlichkeit erledigt werden. Und da jetzt auch kein Tier etwas stahl, war es gleichfalls unnötig, Weide und urbares Land voneinander abzuzäunen, womit man sich eine Menge Instandhaltungsarbeiten an Hecken und Toren ersparte. Nichtsdestoweniger machten sich mit dem Fortschreiten des Sommers verschiedentliche, unvorhergesehene Verknappungen bemerkbar. Man brauchte Paraffinöl, Nägel, Schnur, Hundekuchen und Eisen zum Beschlagen der Pferdehufe, lauter Dinge, die nicht auf der Farm produziert werden konnten. Später würde man auch Saatgut und Kunstdünger brauchen, überdies verschiedene Werkzeuge und endlich die Maschinerie für die Windmühle. Wie all dies beschafft werden sollte, vermochte sich keiner vorzustellen. Eines Sonntagmorgens, als die Tiere zur Befehlsentgegennahme versammelt waren, verkündete Napoleon, daß er sich nunmehr zu einer neuen Politik entschlossen habe. Von jetzt an würde die Farm der Tiere in Handelsbeziehungen zu den Nachbarfarmen treten: natürlich nicht aus kommerziellen Bestrebungen heraus, sondern schlicht, um bestimmte Materialien zu beschaffen, die benötigt wurden. Die Erfordernisse der Windmühle müßten vor allem anderen Vorrang haben, sagte er. Er träfe deswegen Anstalten, einen Schober Heu und einen Teil der diesjährigen Weizenernte zu verkaufen, und würde später noch mehr Geld gebraucht werden, so müsse dies durch den Verkauf von Eiern aufgebracht werden, für die in Willingdon immer ein Markt bestünde. Die Hennen, sagte Napoleon, sollten dieses Opfer als ihren besonderen Beitrag zum Bau der Windmühle begrüßen.
    Abermals verspürten die Tiere ein leises Unbehagen. Niemals etwas mit Menschen zu tun zu haben, niemals Handel zu treiben, niemals Geld zu gebrauchen - hatte dies nicht mit zu den frühesten Resolutionen gehört, die man bei jenem ersten glorreichen Treffen faßte, nachdem Jones vertrieben worden war? Alle Tiere erinnerten sich, derartige Resolutionen gefaßt zu haben: oder zumindest glaubten sie sich daran zu erinnern. Die vier jungen Schweine, die protestiert hatten, als Napoleon die Treffen abschaffte, erhoben zaghaft ihre Stimmen, doch ein furchtbares Knurren der Hunde ließ sie sogleich wieder verstummen. Dann blökten die Schafe wie üblich ihr »Vierbeiner gut, Zweibeiner schlecht!«, und die kurze Peinlichkeit wurde bemäntelt. Schließlich hob Napoleon ruhegebietend die Haxe und verkündete, er habe bereits alle nötigen Anstalten getroffen. Keins der Tiere würde mit Menschen in Berührung kommen müssen, was eindeutig höchst unerwünscht sei. Er beabsichtige, die ganze Last auf seine eigenen Schultern zu nehmen. Ein gewisser Mr. Whymper, ein in Willingdon

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