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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
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etwa fünfundvierzig Zentimeter, die Länge fünfundsiebzig.
    Und alle trugen das gleiche Objekt am Arm.
    Als seine Sinne wieder zu funktionieren begannen, fing sein Herz laut an zu pochen. Er stand auf.
    Auch die anderen begannen sich nun zu erheben. Viele zeigten einen Gesichtsausdruck, der Mattigkeit widerspiegelte oder Unverständnis. Viele schauten einfach ängstlich, hatten die Augen weit aufgerissen und warfen furchtsame Blicke um sich. Manche schnappten nach Luft. Wieder andere wankten wie dünne Bäumchen in einem eisigen, starken Wind, obwohl die Luft angenehm warm war.
    Aber das Seltsamste, das wirklich Fremdartige und Furchterregende an dieser Situation war die beinahe absolute Stille. Niemand sagte ein Wort. Alles, was zu hören war, waren der keuchende Atem mehrerer Leute in seiner Nähe und das Geräusch eines Schlages, als sich ein Mann mit der Hand auf das Bein klatschte. Irgendeine Frau gab einen leisen Pfeifton von sich.
    Ein Mund nach dem anderen öffnete sich. Es schien beinahe, als ob jeder Mensch in diesem Moment kurz davorstand, etwas zu sagen.
    Dann begannen sie hin und her zu gehen, schauten einander an, und gelegentlich streckten sie sogar die Hände aus, um sich zu berühren. Sie berührten den Boden mit den bloßen Füßen, drehten sich um, gingen in andere Richtungen, musterten die Hügellandschaft und den in voller Blüte stehenden Baumbestand, die von Flechten bewachsenen Berge, den dahinziehenden grünen Fluß, die pilzförmigen Felsen an den Ufern, die Bänder an ihren Handgelenken und die daran hängenden Zylinder.
    Einigen wurde bewußt, daß sie völlig nackt waren.
    Alle bewegten sich in völliger Stille und sichtlichem Nichtverstehen.
    Plötzlich begann eine der Frauen zu stöhnen. Sie fiel auf die Knie, zog den Kopf zwischen die Schultern und begann laut zu jammern. Jemand anders fiel im gleichen Moment in unmittelbarer Nähe des Flußufers in den Klagelaut ein.
    Es schien beinahe, als hätte das Weinen dieser beiden Menschen eine Art Signalwirkung oder stellten einen doppelten Schlüssel zu den Seelen der hier versammelten Menschen dar, die in der Lage waren, mit einem einzigen Ton deren Stimmbänder zu befreien.
    Wie auf ein Kommando hin begannen Männer, Frauen und Kinder zu weinen und zu schluchzen, kratzten sich mit den Fingernägeln über das Gesicht, schlugen sich mit geballten Fäusten gegen die Brust oder fielen auf die Knie, während sie betend die Hände erhoben oder allen Ernstes versuchten, ihre Köpfe in den grasbewachsenen Boden einzugraben. Wie die Kinder versuchten sie sich zu verstecken. Sie warfen sich zu Boden, rollten hin und her, bellten wie Hunde, jaulten wie ein Wolfsrudel.
    Entsetzen und Hysterie ergriffen Burton. Er wollte sich auf die Knie werfen und beten, sich für die Errettung vor dem Jüngsten Gericht bedanken. Er suchte Gnade. Ihm lag nichts daran, das Menschen blendende Antlitz Gottes über den Bergen auftauchen zu sehen. Er wußte, daß es heller war als die Sonne. Und er war jetzt gar nicht mehr so mutig und schuldlos, wie er bisher angenommen hatte. Das Jüngste Gericht würde mit einem solchen Erschrecken, einer solchen Unausweichlichkeit über ihn kommen, daß er an nichts anderes mehr denken konnte.
    Er erinnerte sich, sich einmal ausgemalt zu haben, wie er Gott nach seinem Tode entgegentreten würde. Er hatte sich klein und nackt in der Mitte einer tiefen Ebene aufgehalten, die dieser hier glich. Aber er war allein gewesen.
    Dann war Gott, groß wie ein Berg, auf ihn zugekommen. Und er, Burton, war fest dagestanden und hatte ihn verleugnet.
    Obwohl er keinen Gott sehen konnte, rannte er dennoch davon. Er lief über die Ebene, stieß Männer und Frauen beiseite, eilte an ihnen vorbei und sprang über jene, die sich am Boden wälzten, einfach hinweg. Und während er rannte, schrie er: »Nein! Nein! Nein!« Seine Arme wirbelten durch die Luft wie die Flügel einer Windmühle, um die unsichtbaren Schrecken abzuwehren.
    Der an seinem Handgelenk befestigte Zylinder flog von einer Richtung in die andere.
    Erst als ihm das Luftholen derartige Schmerzen verursachte, daß er nicht länger in der Lage war, auch nur den kleinsten Schrei auszustoßen, als er das Gefühl nicht mehr los wurde, daß an seinen Armen und Beinen bleischwere Gewichte hingen, seine Lungen brannten und sein Herz wie wild schlug, ließ er sich zwischen die ersten Bäume fallen.
    Nach einer Weile setzte er sich wieder auf und warf einen Blick über die Ebene. Der von der Menge

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