Fauler Zauber
Botschaft aus dem Glückskeks, auf der geschrieben stand: Du wirst bald in ein fremdes Land reisen.
Sabrina sah den alten Mann durchdringend an.
„Nun, da du schon einmal hier bist“, sagte er geheimnisvoll, „wirst du bald mit einer alten Gestalt aus der Magie zusammentreffen.“
„Der Typ hört sich genauso an wie die Botschaften in den Glückskeksen“, flüsterte Salem Sabrina zu.
„Vielleicht weil...“ Sabrina sprang zu dem alten Mann und umklammerte seine Hand.
Innerhalb von Sekunden verwandelten sich die knotigen Finger in eine weiche schlanke Mädchenhand.
„Mei!“, rief Sabrina.
In null Komma nichts hatte sich der alte Mann in das Mädchen verwandelt, das Sabrina als Mei kannte. Sie entwand sich Sabrinas Griff und sprang auf die hohe Steinmauer.
„Oh Mann! Das möchte ich auch können!“, rief Salem. Inzwischen war es ihm völlig egal, ob dieses magische Wesen mitbekam, dass er sprechen konnte.
„Vielleicht könnte ich dir dabei behilflich sein, du räudige Katze“, erwiderte Mei süßlich. „Ich würde dich liebend gerne in etwas anderes verwandeln, zum Beispiel in eine kleine Grille. Dann wärst du eine leckere Mahlzeit für einen hungrigen Vogel, meinst du nicht auch?“
Salem zischte und seine Nackenhaare standen zu Berge. „Sabrina! Lass nicht zu, dass sie mich anfasst. Ich könnte es nicht ertragen, noch kleiner als zwanzig Zentimeter zu sein.“
Sabrina baute sich schützend vor Salem auf und starrte Mei an.
„Jetzt kommt endlich die Wahrheit ans Licht“, sagte sie. „Ich weiß, wer du wirklich bist. Aber es gibt noch eine Kleinigkeit, die ich nicht verstehe.“
„Und was, Sa-BRI-na?“
„Warum? Warum Westbridge? Warum ich?“
„Warum nicht?“ Mei kicherte.
„Das ist keine Antwort.“
Mei wickelte eine Strähne ihres langen dunklen Haares um den Finger. „Ich werde dir sagen, warum. Und ich werde dafür sorgen, dass du keine Chance hast, es irgendjemandem in Westbridge zu erzählen.“
Sabrina zuckte zusammen, versuchte aber, ihre Angst nicht zu zeigen.
„Die Geschichte, die Großmutter Chu dir erzählt hat, ist keine Legende oder Fabel. Es stimmt, was sie über mich und meinesgleichen erzählt hat. Und das Witzige dabei ist, dass ich dir ziemlich ähnlich bin.“
„Mir?“, rief Sabrina. „Aber wieso?“
„Meine Mutter war ein magisches Wesen“, erklärte Mei. „Ein chinesischer Fuchs. Sie war fünfhundert Jahre alt, als sie sich in meinen Vater verliebte, einen sterblichen Mann. Deshalb hat sie sich in ein schönes junges Mädchen verwandelt und ihn dazu gebracht, sie zu heiraten.“
„Und was hat er gemacht, als er es herausgefunden hat?“, fragte Sabrina.
„Er hat lange Zeit nichts gewusst“, erwiderte Mei. „Tagsüber blieb sie eine junge Frau, bis mein Vater abends eingeschlafen war. Dann verwandelte sie sich wieder in einen Fuchs und lief nachts über die Felder und heulte den Mond an. Eines Abends ist mein Vater seiner jungen Frau gefolgt und hat gesehen, wer sie wirklich ist.“
„Und was hat er gemacht?“
„Zuerst war er wütend. Er wollte sie verlassen. Aber dann erfuhr er, dass sie ein Kind von ihm erwartete. Er entschied sich, bei ihr zu bleiben. Unter einer Bedingung: Dass sie immer ihre menschliche Gestalt behalten würde. Und dass sie mich dementsprechend erziehen würde. Sie stimmte zu, und bald darauf wurde ich geboren.“
„Hat sie deinem Vater gegenüber ihr Wort gehalten?“, fragte Sabrina.
„Die meiste Zeit schon“, sagte Mei. „Wenn wir mit ihm zusammen waren, haben wir versucht, uns nur von unserer menschlichen Seite zu zeigen, aber wir sind auch oft als Füchse unterwegs gewesen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Das nennt man wohl einen Kompromiss.“
„Hört sich an wie die Sülze in den Seifenopern“, flüsterte Salem.
„Pst“, meinte Sabrina leise. „Das ist ja sehr interessant“, sagte sie laut zu Mei. „Aber was hat das alles mit mir zu tun?“
„Nun ja, meine Mutter kannte zufällig ein paar von deinen Verwandten“, erwiderte Mei.
„Meine Verwandten?“, rief Sabrina. „Wen denn?“
„Deinen Cousin Marigold und deine Tante Vesta. Marigold hat ständig von dir gequatscht und erzählt, dass du halb Hexe, halb sterblich...“
„Na so was, schön zu wissen“, sagte Sabrina.
„Und Vesta hat immer mit dir angegeben. Was für eine tolle Hexe du bist, trotz der Gene deiner Mutter. Und dass deine Familie es für wichtig hält, in der sterblichen Welt genauso gut zurechtzukommen wie im
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