Faulspiel (German Edition)
war es für ihn offensichtlich, dass man damit begonnen hatte, Zeugen zu beseitigen. Nicht nur Jean Pierre war der Killer aufgefallen, der ihnen auf Schritt und Tritt gefolgt war.
Marcel hatte die Befürchtung, dass er seine Freunde in Cluny und damit auch seinen Sohn Robert in erhebliche Gefahr bringen würde!
Schon seit Jahren hatte er dieses Szenario vorausgesehen und sich darauf vorbereitet. Lange hatte er nach einer geeigneten Stelle suchen müssen, um irgendwann seinen geplanten Abgang in die Tat umsetzen zu können. Schließlich fand er sie am Genfer See.
Er war davon überzeugt, dass diese Verbrecher nicht eher Ruhe gegeben hätten, bis man ihn zum Schweigen gebracht hätte.
Ursprünglich hatte es nicht zu seinem Plan gehört, dass er von dem Auftragsmörder bis zu dem vermeintlichen Unfallort verfolgt werden würde. Jedoch spielte ihm dieser Umstand in seine Karten. So hatte er sogar einen Zeugen für seinen Tod.
Hinter der Anhöhe auf der steilen Passstraße hatte er seinen alten Peugeot stark beschleunigt und war auf die Stelle zugerast, die er sich bereits Monate zuvor ausgesucht hatte.
Kurz vor dem unvermeidlichen Aufprall auf die Leitplanke ließ sich der Reporter seitlich aus dem Wagen fallen. Zum Glück hatte er sich dabei, außer ein paar Schürfwunden, keine gravierenden Verletzungen zugezogen. Sein altes Gefährt durchbrach die Straßenbegrenzung und stürzte wie geplant in die Tiefe. Kaum hatte er sich in einem Gebüsch am Straßenrand versteckt, sah er den Wagen seines Mörders. Ohne Beleuchtung rollte er die steile Straße hinunter. Runge überkam ein Schaudern, als der Kerl, der ihn vom Leben zum Tod befördern sollte, nur wenige Meter vor ihm in dem strömenden Regen stand. Es hatte ihn nahezu übermenschliche Beherrschung gekostet, sein Versteck nicht zu verlassen, um den Meuchelmörder die Klippen hinunterzustoßen.
Nachdem der Killer den Ort des Geschehens verlassen hatte, verlief alles nach Plan.
In einer kleinen Bucht des Genfer Sees hatte Marcel Runge zuvor ein Motorboot versteckt, mit dem er sich auf den Weg nach Genf machte. Von Genf aus führte ihn sein Weg nach Marseille. Hier heuerte er auf einem Fischerboot an, dessen Ziel die Küste Südamerikas war. Auf diesem Weg gelangte er nach Venezuela.
Am Tag seines vermeintlichen Unfalls hatte er noch einen langen Brief geschrieben, den er an Hans Wolf verschickte. In diesem Schreiben wollte er seinen alten Schulfreund vorder Gefahr warnen, in der auch er sich befand. Er war davon überzeugt, dass es sich bei den Manipulationen um ein globales Problem handelte, wobei die wirklichen Täter in den höchsten politischen und wirtschaftlichen Gremien zu suchen wären. Sie würden es nicht zulassen, dass man ihnen zu nahe käme. Den Sport betrachteten sie nur als Mittel zum Zweck, und damit meinte er nicht nur den Fußball.
Er war davon überzeugt, dass alle großen Sportveranstaltungen Teil eines Drehbuchs wären, in dem entsprechende Schauspieler mitspielten, um wirtschaftliche und kriminelle Interessen durchzusetzen. Sie würden dazu benutzt, politischen Einfluss auszuüben, wirtschaftliche Ziele durchzusetzen und Unmengen von Geld zu scheffeln. Eigentlich eine perverse Mutation des historischen Gedankens von „Brot und Spiele“.
An einem der Tische auf der Terrasse hatte sich Val auf Runges Schoß gesetzt. Ihre Arme hatte sie um seinen Hals geschlungen, sie wollte ihn unter keinen Umständen wieder loslassen.
An diesem Punkt endete Runges Planung, er wusste selbst nicht, wie es jetzt für ihn weitergehen sollte. Sicher war nur, dass Valerie einen festen Platz in seiner Zukunft hatte. Der Reporter war sich absolut sicher, dass er nicht wieder die gleichen Fehler begehen wollte, die ihm bereits in der Vergangenheit unterlaufen waren.
Nie wieder würde er die Menschen, die ihm am meisten bedeuteten, einer derartigen Gefahr aussetzen. Für ihn war klar, dass er seine Aufgabe zum größten Teil erfüllt hatte und seiner Bestimmung gerecht geworden war. Seine Zukunft gehörte ausschließlich Valerie!
Die letzten Jahrzehnte hatten einen großen Teil seiner Seele aufgefressen, und er hoffte inständig, dass Valerie der letzte Rest seines gequälten Inneren ausreichte, damit er sichvon seinem bisherigen Leben lösen könnte. Alles andere sollte das Schicksal entscheiden.
Er nahm die Frau seines neuen Lebens fest in seine Arme und küsste ihr die letzten Reste der Tränen von ihrem Gesicht.
Auf dem Tisch vor ihm lagen mehrere
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