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Faust: Der Tragödie erster Teil

Faust: Der Tragödie erster Teil

Titel: Faust: Der Tragödie erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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schilt und rauft, man schreit und ficht.
      VOLK:
  Da liegt schon einer tot!
      MARTHE (heraustretend):
  Die Mörder, sind sie denn entflohn?
      GRETCHEN (heraustretend):
  Wer liegt hier?
      VOLK:
  Deiner Mutter Sohn.
      GRETCHEN:
  Allmächtiger! welche Not!
      VALENTIN:
  Ich sterbe! das ist bald gesagt
  Und balder noch getan.
  Was steht ihr Weiber, heult und klagt?
  Kommt her und hört mich an!
  (Alle treten um ihn.)
  Mein Gretchen, sieh! du bist noch jung,
  Bist gar noch nicht gescheit genung,
  Machst deine Sachen schlecht.
  Ich sag dir's im Vertrauen nur:
  Du bist doch nun einmal eine Hur,
  So sei's auch eben recht!
      GRETCHEN:
  Mein Bruder! Gott! Was soll mir das?
      VALENTIN:
  Laß unsern Herrgott aus dem Spaß!
  Geschehn ist leider nun geschehn
  Und wie es gehn kann, so wird's gehn.
  Du fingst mit einem heimlich an
  Bald kommen ihrer mehre dran,
  Und wenn dich erst ein Dutzend hat,
  So hat dich auch die ganze Stadt.
      Wenn erst die Schande wird geboren,
  Wird sie heimlich zur Welt gebracht,
  Und man zieht den Schleier der Nacht
  Ihr über Kopf und Ohren;
  Ja, man möchte sie gern ermorden.
  Wächst sie aber und macht sich groß,
  Dann geht sie auch bei Tage bloß
  Und ist doch nicht schöner geworden.
  Je häßlicher wird ihr Gesicht,
  Je mehr sucht sie des Tages Licht.
      Ich seh wahrhaftig schon die Zeit,
  Daß alle brave Bürgersleut,
  Wie von einer angesteckten Leichen,
  Von dir, du Metze! seitab weichen.
  Dir soll das Herz im Leib verzagen,
  Wenn sie dir in die Augen sehn!
  Sollst keine goldne Kette mehr tragen!
  In der Kirche nicht mehr am Altar stehn!
  In einem schönen Spitzenkragen
  Dich nicht beim Tanze wohlbehagen!
  In eine finstre Jammerecken
  Unter Bettler und Krüppel dich verstecken,
  Und, wenn dir dann auch Gott verzeiht,
  Auf Erden sein vermaledeit!
      MARTHE:
  Befehlt Eure Seele Gott zu Gnaden!
  Wollt Ihr noch Lästrung auf Euch laden?
      VALENTIN:
  Könnt ich dir nur an den dürren Leib,
  Du schändlich kupplerisches Weib!
  Da hofft ich aller meiner Sünden
  Vergebung reiche Maß zu finden.
      GRETCHEN:
  Mein Bruder! Welche Höllenpein!
      VALENTIN:
  Ich sage, laß die Tränen sein!
  Da du dich sprachst der Ehre los,
  Gabst mir den schwersten Herzensstoß.
  Ich gehe durch den Todesschlaf
  Zu Gott ein als Soldat und brav.
  (Stirbt.)
    Dom
      Amt, Orgel und Gesang. Gretchen unter vielem Volke. Böser Geist hinter
  Gretchen.
      BÖSER GEIST:
  Wie anders, Gretchen, war dir's,
  Als du noch voll Unschuld
  Hier zum Altar tratst
  Aus dem vergriffnen Büchelchen
  Gebete lalltest,
  Halb Kinderspiele,
  Halb Gott im Herzen!
  Gretchen!
  Wo steht dein Kopf?
  In deinem Herzen
  Welche Missetat?
  Betst du für deiner Mutter Seele, die
  Durch dich zur langen, langen Pein hinüberschlief?
  Auf deiner Schwelle wessen Blut?
  - Und unter deinem Herzen
  Regt sich's nicht quillend schon
  Und ängstet dich und sich
  Mit ahnungsvoller Gegenwart?
      GRETCHEN:
  Weh! Weh!
  Wär ich der Gedanken los,
  Die mir herüber und hinüber gehen
  Wider mich!
      CHOR:
  Dies irae, dies illa
  Solvet saeclum in favilla.
  (Orgelton.)
      BÖSER GEIST:
  Grimm faßt dich!
  Die Posaune tönt!
  Die Gräber beben!
  Und dein Herz,
  Aus Aschenruh
  Zu Flammenqualen
  Wieder aufgeschaffen,
  Bebt auf!
      GRETCHEN:
  Wär ich hier weg!
  Mir ist, als ob die Orgel mir
  Den Atem versetzte,
  Gesang mein Herz
  Im Tiefsten löste.
      CHOR:
  Judex ergo cum sedebit,
  Quidquid latet adparebit,
  Nil inultum remanebit.
      GRETCHEN:
  Mir wird so eng!
  Die Mauernpfeiler
  Befangen mich!
  Das Gewölbe
  Drängt mich!- Luft!
      BÖSER GEIST:
  Verbirg dich! Sünd und Schande
  Bleibt nicht verborgen.
  Luft? Licht?
  Weh dir!
      CHOR:
  Quid sum miser tunc dicturus?
  Quem patronum rogaturus?
  Cum vix justus sit securus.
      BÖSER GEIST:
  Ihr Antlitz wenden
  Verklärte von dir ab.
  Die Hände dir zu reichen,
  Schauert's den Reinen.
  Weh!
      CHOR:
  Quid sum miser tunc dicturus?
  GRETCHEN:
  Nachbarin! Euer Fläschchen!
  (Sie fällt in Ohnmacht.)
    Walpurgisnacht
    Harzgebirg Gegend von Schierke und Elend
    Faust. Mephistopheles.
      MEPHISTOPHELES:
  Verlangst du

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