Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
Vom Netzwerk:
willst du dich denn hier genieren?
  Mußt du nicht längst kolonisieren?
      FAUST:
  So geht und schafft sie mir zur Seite!—
  Das schöne Gütchen kennst du ja,
  Das ich den Alten ausersah.
      MEPHISTOPHELES:
  Man trägt sie fort und setzt sie nieder,
  Eh' man sich umsieht, stehn sie wieder;
  Nach überstandener Gewalt
  Versöhnt ein schöner Aufenthalt.
      MEPHISTOPHELES:
  Kommt, wie der Herr gebieten läßt!
  Und morgen gibt's ein Flottenfest.
      DIE DREI:
  Der alte Herr empfing uns schlecht,
  Ein flottes Fest ist uns zu Recht.
      MEPHISTOPHELES:
  Auch hier geschieht, was längst geschah,
  Denn Naboths Weinberg war schon da. ((regum i,21))
    Tiefe Nacht
      LYNKEUS DER TÜRMER:
  Zum Sehen geboren,
  Zum Schauen bestellt,
  Dem Turme geschworen,
  Gefällt mir die Welt.
  Ich blick' in die Ferne,
  Ich seh' in der Näh'
  Den Mond und die Sterne,
  Den Wald und das Reh.
  So seh' ich in allen
  Die ewige Zier,
  Und wie mir's gefallen,
  Gefall' ich auch mir.
  Ihr glücklichen Augen,
  Was je ihr gesehn,
  Es sei wie es wolle,
  Es war doch so schön!
  Nicht allein mich zu ergetzen,
  Bin ich hier so hoch gestellt;
  Welch ein greuliches Entsetzen
  Droht mir aus der finstern Welt!
  Funkenblicke seh' ich sprühen
  Durch der Linden Doppelnacht,
  Immer stärker wühlt ein Glühen,
  Von der Zugluft angefacht.
  Ach! die innre Hütte lodert,
  Die bemoost und feucht gestanden;
  Schnelle Hülfe wird gefordert,
  Keine Rettung ist vorhanden.
  Ach! die guten alten Leute,
  Sonst so sorglich um das Feuer,
  Werden sie dem Qualm zur Beute!
  Welch ein schrecklich Abenteuer!
  Flamme flammet, rot in Gluten
  Steht das schwarze Moosgestelle;
  Retteten sich nur die Guten
  Aus der wildentbrannten Hölle!
  Züngelnd lichte Blitze steigen
  Zwischen Blättern, zwischen Zweigen;
  äste dürr, die flackernd brennen,
  Glühen schnell und stürzen ein.
  Sollt ihr Augen dies erkennen!
  Muß ich so weitsichtig sein!
  Das Kapellchen bricht zusammen
  Von der äste Sturz und Last.
  Schlängelnd sind, mit spitzen Flammen,
  Schon die Gipfel angefaßt.
  Bis zur Wurzel glühn die hohlen
  Stämme, purpurrot im Glühn.—
  Was sich sonst dem Blick empfohlen,
  Mit Jahrhunderten ist hin.
      FAUST:
  Von oben welch ein singend Wimmern?
  Das Wort ist hier, der Ton zu spat.
  Mein Türmer jammert; mich, im Innern,
  Verdrießt die ungeduld'ge Tat.
  Doch sei der Lindenwuchs vernichtet
  Zu halbverkohlter Stämme Graun,
  Ein Luginsland ist bald errichtet,
  Um ins Unendliche zu schaun.
  Da seh' ich auch die neue Wohnung,
  Die jenes alte Paar umschließt,
  Das, im Gefühl großmütiger Schonung,
  Der späten Tage froh genießt.
      MEPHISTOPHELES UND DIE DREIE:
  Da kommen wir mit vollem Trab;
  Verzeiht! es ging nicht gütlich ab.
  Wir klopften an, wir pochten an,
  Und immer ward nicht aufgetan;
  Wir rüttelten, wir pochten fort,
  Da lag die morsche Türe dort;
  Wir riefen laut und drohten schwer,
  Allein wir fanden kein Gehör.
  Und wie's in solchem Fall geschicht,
  Sie hörten nicht, sie wollten nicht;
  Wir aber haben nicht gesäumt,
  Behende dir sie weggeräumt.
  Das Paar hat sich nicht viel gequält,
  Vor Schrecken fielen sie entseelt.
  Ein Fremder, der sich dort versteckt
  Und fechten wollte, ward gestreckt.
  In wilden Kampfes kurzer Zeit
  Von Kohlen, ringsumher gestreut,
  Entflammte Stroh. Nun lodert's frei,
  Als Scheiterhaufen dieser drei.
      FAUST:
  Ward ihr für meine Worte taub?
  Tausch wollt' ich, wollte keinen Raub.
  Dem unbesonnenen wilden Streich,
  Ihm fluch' ich; teilt es unter euch!
      CHORUS:
  Das alte Wort, das Wort erschallt:
  Gehorche willig der Gewalt!
  Und bist du kühn und hälst du Stich,
  So wage Haus und Hof und—dich.
      FAUST:
  Die Sterne bergen Blick und Schein,
  Das Feuer sinkt und lodert klein;
  Ein Schauerwindchen fächelt's an,
  Bringt Rauch und Dunst zu mir heran.
  Geboten schnell, zu schnell getan!—
  Was schwebet schattenhaft heran?
    Mitternacht
      ERSTE:
  Ich heiße der Mangel. +
      ZWEITE:
  Ich heiße die Schuld.
      DRITTE:
  Ich heiße die Sorge. +
      VIERTE:
  Ich heiße die Not.
      ZU DREI:
  Die Tür ist verschlossen, wir können nicht ein;
  Drin wohnet ein Reicher, wir

Weitere Kostenlose Bücher