Federzirkel 02 - Verführung und Hingabe
deinen Stiefel geschoben hast?“
Kim hing schlaff in dem Griff von dem blonden Kerl.
Der grausame Ausdruck in den Augen war das Letzte, was sie sah, ehe er ein übelriechendes Tuch auf ihre Nasse presste.
Kapitel 15
Miles, John und Dean fixierten die Uhr in der Bibliothek. Es war fünf Minuten über der Zeit, zu der Viola sich hätte melden sollen.
Dean brauchte nur seine Brüder anzuschauen, um die eigene Unruhe zu sehen. Keiner von ihnen glaubte daran, dass Viola den Anruf vergessen hatte. Sie wusste um ihre Besorgnis und nahm sie nicht auf die leichte Schulter.
„Endlich!“, brüllte Timothy, der auf sein Notebook sah, als hätte er gerade entdeckt, wer Kennedy wirklich umgebracht hatte. „Steven Kinsley ist Séamus! Dieselbe IP-Adresse, umgeleitet über mehrere Stationen. Meine Kontaktperson hat ein Essay zusammengestellt.“ Timothys Stimme wurde leise. „Verdammt!“
Sie starrten auf das Notebook, lasen die Sätze, und Dean wurde übel. „Er verkauft Sklavinnen?“ Die Befürchtung war wahr geworden.
John hämmerte erneut auf die Kurzwahltaste seines Mobiltelefons, schüttelte resigniert den Kopf. „Sie meldet sich nicht.“
Dean wusste, es war vergebens, dennoch versuchte er es ebenfalls bei Kim. Nicht einmal die Mailbox sprang an.
„Was sagt der Tracker?“, fragte Miles.
„Die Telefone sind tot, doch der Sender in Violas Stiefelabsatz funktioniert.“
Sie rannten aus der Tür. John schickte eine Rund-SMS los und prallte mit Sean zusammen.
Nur langsam drangen die Geräusche überlaut an ihre Ohren, abgelöst durch den hämmernden Schmerz auf ihrer Wange. Verdammt, ihre Handgelenke brannten unglaublich. Es dauerte einen weiteren Moment, bis die Erkenntnis messerscharf in ihren Verstand einschlug und sie realisierte, was geschehen war.
Gott, die Übelkeit drohte sie zu überwältigen. Sie hatte einen schrecklichen Geschmack in der Kehle. Sie konnte sich gerade noch zur Seite drehen, und jemand hielt ihr eine Schüssel vor das Gesicht.
„Es tut mir so leid, Kim. Ich wollte das alles nicht.“ Es war Sally, in der Stimme eine Trostlosigkeit, die Kim bis ins Mark erschreckte. Sally reichte ihr ein Glas Wasser, und sie spülte ihren Mund aus.
„Wo ist Viola?“
Sie wäre vor Erleichterung fast in Tränen ausgebrochen, als sie die Freundin entdeckte, die auf dem zweiten Bett lag. Ein Bluterguss verunstaltete die rechte Gesichtshälfte, und Kim erhob sich auf wackligen Beinen, umklammerte Sally, die beinahe unter ihrem Gewicht in die Knie gegangen wäre.
Viola atmete flach, und Kims Tränen tropften auf ihr Gesicht. „Was ist hier los, Sally?“
„Er hat gedroht, dich umzubringen, wenn ich dich jemals um Hilfe bitte. Und er hätte es getan.“
Sally weinte nicht, wahrscheinlich waren ihre Tränen vor langer Zeit versiegt. „Ich fand nach und nach alles heraus. Er bildet Frauen gegen ihren Willen zu Sklavinnen aus und verkauft sie. Meistens sind es junge Mädchen aus Osteuropa.“
Kim umfasste die knochigen Schultern der Cousine. „Warum bist du nicht zur Polizei gegangen? Du warst doch allein, wenn er zur Arbeit ging.“
„War ich nicht. Wenn Séamus nicht da war, stand ich unter Überwachung durch einen seiner Lakaien, selbst als du mich besucht hast. Und außerdem …“
„Das habe ich nie bemerkt!“
„Du weißt nichts über mich, Kim.“ Jetzt lief eine einzelne Träne die Wange von Sally hinunter.
„Schon gut.“ Kim wollte sie berühren, doch Sally zuckte zurück. „Jetzt ist nicht die Zeit für Vorwürfe. Wie kommen wir hier raus?“
Kim sah kein Fenster, die einzige Fluchtmöglichkeit war die Tür, und sie war aus Stahl.
„Gar nicht, Kim. Er wird uns noch heute Nacht unter Drogen setzen, auf ein Schiff verfrachten, und wir werden uns wünschen, tot zu sein.“
Kim rüttelte Viola an der Schulter.
„Hol mir ein bisschen Wasser, Sally, wir müssen sie wach bekommen.“
„Vielleicht ist es besser, wenn sie es nicht mitbekommt. Sie werden erst ihren Spaß mit euch haben wollen.“
Kim wurde die Entscheidung abgenommen, denn Viola stöhnte leise und schlug die Augen auf. Erst jetzt sah Kim, dass Violas Handgelenke aufgeschürft waren. Die Freundin versuchte sich aufzusetzen und fasste sich an die Wange.
„Nicht, Viola.“
Die restliche Farbe wich aus Violas Gesicht, und sie sank auf das Bett zurück. „Sie finden uns.“ Viola sagte die Worte mit unerschütterlicher Bestimmtheit.
Kim wünschte, sie könnte ebenfalls daran glauben.
„Sie haben
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