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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Felsblock. Sie hat
einen langen, dünnen Hals, einen prall gespannten Bauch und ein
zerrupftes Federkleid. Ray schleicht sich von hinten an, aber sie
speit einen kleinen Feuerstrahl, als er die Finger nach ihr
ausstreckt, und verschwindet im Farn.
    »Das war es, was ich Ihnen über Drachen erzählen
wollte«, sagt Alex zu Mistress Powell. »Sie sind in der
Regel sehr klein und leben in Erdhöhlen. Sie haben einen Kropf
zur Fermentierung ihrer Pflanzennahrung und Kehlsäcke, in denen
sie Wasserstoff speichern – um sich notfalls zu verteidigen, wie
Sie eben sehen konnten.«
    Aber Mistress Powell hört nicht zu. Vielleicht bildet er sich
auch nur ein, mit ihr über Drachen gesprochen zu haben, weil er
manchmal seine Fieberträume mit der Realität verwechselt.
Mistress Powell steht hoch aufgerichtet da und deutet wie eine
Siegesstatue auf die kleine Stadt: »Sie kommen! Oh, sie
kommen!«
    Ray sieht Alex über die Schulter hinweg an und fletscht die
Zähne. Er ist zum Äußersten bereit.
    Eine weit auseinandergezogene Prozession bewegt sich auf das
andere Ende der Stadt zu. Aus der Ferne sieht sie aus wie ein
lebendiges Geschöpf, eine ausgemergelte Schlange, die sich
unsicher hierhin und dorthin wälzt.
    Mit zitternden, fiebergeschwächten Fingern streift Alex eine
Brille über und schiebt sich den Schaumstoff-Knopf des Mikros
ins Ohr. Weißes Rauschen, graues Licht. Dann sagt Max:
»Kannst du mir keine Bilder zuspielen?«
    Alex fühlt sich wie im freien Fall. Übelkeit
erfaßt ihn, die Angst, jeden Moment durch die
Kristallsphäre von Max nach unten zu sacken und in den endlosen
Giftwolken-Schichten Jupiters zu versinken.
    »Bilder sind jetzt zweitrangig«, sagt Alex. »Der
Moment zum Handeln rückt näher.«
    »Ich könnte die Bildleitung vielleicht anzapfen«,
meint Max. Er schwebt mit überkreuzten Beinen vor dem
Datenschirm. Seine Finger bewegen sich über das
Geister-Keyboard.
    »Der arme Kerl ist jetzt schon total verwirrt. Nimm ihm die
Sicht, und er stürzt sich über die nächste
Klippe!«
    »Ich könnte es so bewerkstelligen, daß er nichts
davon merkt.«
    »Das versuchst du schon die ganze Zeit, oder?«
    »Ich möchte sehen, was sich abspielt. Wir alle
möchten es sehen.«
    »Zuallererst müssen wir den Kreuzzug stoppen.«
    Alex zieht eine Augenbraue hoch, und Max versteht. »Keine
Sorge«, sagt er. »Ist schon passiert.«
    »Einfach so?«
    »Du hast mir dabei zugeschaut. Es war nicht schwer, sobald
ich die Verbindung zum Rucksack-Computer dieses Typen hergestellt
hatte. Ich habe die Unterstützung von etwa fünfzehnhundert
Web-Cowboys und Hackern. Außerdem sind fast alle VR-Labors von
MIT zugeschaltet. Wir haben eine gewaltige Bandbreite, um das Problem
zu lösen. Wichtig ist nur, daß du die Verbindung
aufrechterhältst, sonst muß ich das Netzwerk neu aufbauen,
und das kostet Zeit. Funktioniert es?«
    Alex nimmt die Brille ab.
    »Es funktioniert«, sagt er ins Nichts.
    Ray schaut auf. »Jetzt gehören sie uns!« zischt er.
»Jetzt sind wir dran!«
    Alex versucht ihn zu bremsen. »Überlaß sie
uns…«
    Die Zwillinge lachen.
    Ray stellt sich stur. »Das ist unsere Stadt. Das ist unsere
Zeit. Der Ort und der Moment, an dem der Knoten durchgeschlagen
wird.«
    Und überall auf dem Hügelkamm erhebt sich Motorengeheul
und das Knattern von Gewehren.

 
18    Weises Blut
     
     
    »Er hat es geschafft!« ruft Katrina. Sie preßt den
Flach-Monitor an ihre Brüste und schaukelt auf den Absätzen
ihrer Biker-Stiefel hin und her: »Der Dicke hat es
tatsächlich geschafft!«
    »Was ist los?« fragt Todd. Etwas hat sich
verändert, das spürt er, aber er bekommt nicht zu fassen,
was es ist.
    Fresser der Sonne turnt so schnell an der Fassade eines
halbzerfallenen Gebäudes hoch, daß die
Trophäen-Ohren, die er an einem Lederriemen über der
Schulter trägt, auf und ab flappen. Brüchiges Gemäuer
rieselt unter seinen Klauen. Oben angelangt, richtet er sich auf und
trommelt sich mit den Fäusten gegen die Brust. Etwas pfeift
durch die Luft, und Katrina ruft dem Elf zu, in Deckung zu gehen,
aber er bläst nur seine Backen auf und stößt ein
lautes Triumphgeheul aus.
    Spike läßt seine Kamera weit draußen über
dem Kinder-Kreuzzug kreisen. »Heiland, das darf nicht wahr
sein!« murmelt er.
    »Was ist los?« fragt Todd noch einmal. »Greift
Spiromilos…«
    »Spiromilos ist nicht mehr wichtig!« unterbricht ihn
Katrina.
    »… den Kreuzzug an?«
    »Eben nicht«, entgegnet Spike. »Der Zug ist zum
Stillstand

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