Fehlt noch ein Baum
geschnitten.
Erinnerungen an den zweiten
Schwangerschaftsmonat.
Im Krankenhaus
Der Flug von der Leiter zeigte seine Wirkung am übernächsten Tag, und eine Woche später packte ich bereits im Krankenhaus meine Sachen aus.
»Ira, mach dir keine Sorgen, zu Hause bleibt alles beim Alten. Nichts wird sich geändert haben, wenn du zurückkommst. Wenn du willst, kann ich auch das Staubwischen lassen.«
»Ich will nicht ins Krankenhaus.«
»Es muss sein, Liebes. Ich werde dich jeden Tag besuchen kommen und Apfelsinen mitbringen.«
»Wieso Apfelsinen?«
»Ich weià nicht, was ihr Schwangeren mögt.«
Â
Die Untersuchung hatte gezeigt, dass ich ein Hämatom hatte, das zwei Drittel der Gebärmutter bedeckte. Ein blauer Fleck. Es hätte jeden Moment zu einer Fehlgeburt kommen können.
Ich kann nicht sagen, dass ich sehr gelitten hätte, wenn das Kind abgegangen wäre. Dann hätte es eben sosein sollen, ich wäre wieder schwanger geworden ⦠Aber trotzdem tat es mir leid um den kleinen Embryo, der sich in ein Drittel der Gebärmutter zwängte.
So blieb ich also sogar für Krankenhausverhältnisse recht lange â zwei Monate â, so dass eine Menge Patientinnen kamen und gingen, die mit mir das Zimmer teilten.
Ãberhaupt sind »schwangere Frauen im Krankenhaus« ein Poem wert, denn sie sind eine ganz besondere Spezies. Sie bilden eine Subkultur mit eigenen eng gesteckten Interessenfeldern, Leidenschaften und Manien. Und während eine schwangere Frau auÃerhalb des Krankenhauses durchaus annehmbar aussehen kann und all ihre Absonderlichkeiten vor ihrer normalen Umgebung verschwimmen, treten sie im fahlen Krankenhauslicht deutlich zutage.
Im Krankenhaus zu liegen ist zwar super, aber auch langweilig. Alle Gespräche führen früher oder später zum Thema Ultraschall.
Ich musste zweimal die Woche zum Ultraschall. Während der ersten Monate wird die Frau intrauterin untersucht. Das heiÃt, es wird eine spezielle Sonde in die Vagina eingeführt. Wegen der Hygiene zieht man ein Präservativ darüber. Die Kondome müssen die Patientinnen selbst mitbringen. Deswegen sitzen vor dem Ultraschallzimmer mürrische schwangere Frauen mit glänzenden Quadraten in der Hand.
Das kreisförmige Präservativ, eingeschweiÃt in ein Quadrat, ist die Verkörperung der Quadratur des Kreises.
Als ich das erste Mal kam, fragte mich die Ãrztin mit Blick auf den Monitor:
»Haben Sie Myome?«
»Nein, ich bin nur schwanger â¦Â«
»Ach so â¦Â«
Das einzige mehr oder weniger zugängliche Vergnügen für Schwangere ist es, ihre Männer zu peinigen. Direkt oder am Telefon.
Die vom Nichtstun im Krankenhaus zermarterten Frauen rufen ihre Männer alle drei Stunden an. Die Gespräche hören sich in etwa folgendermaÃen an:
»Hase, ich binâs. Wie gehtâs dir? Kommst du morgen wirklich? Kauf unterwegs Quarkschnittchen. Aber nicht von
Otschakowo
. Ich möchte welche von
Lianosowo
⦠Ja was denn, du Dummerchen, da musst du eben die Verkäuferin fragen ⦠Mach das, Herzchen. Ja. Ja. Na dann, tschüss. Küsschen. Und du gibst mir keins? Wieso ist denn deine Stimme so komisch? Ist was auf Arbeit? Nein, du bist müde? Dann stell dich unter die Dusche. Das hast du schon? Hast du dich gewaschen? Du bist sauber? Hast du auch deine Unterhosen gewaschen?«
Eine Ausnahme von dieser Telefonfolter für die Männer war nur eine junge Frau, Regina, die sich in der Krankenhaustoilette einschloss und für ihren jungen Mann eine, wie ich fand, märchenhafte Telefonsexnummer veranstaltete. Kurz vor Ende legte ihr Mann auf. Und Regina, die düster die Nummer seines Mobiltelefons wählte, bekam zu hören, dass die Nummer vorübergehend nicht erreichbar sei.
Regina war wegen einer akuten Gestose infolge des Todes eines ihrer Zwillinge eingeliefert worden. Der andere Zwilling entwickelte sich normal weiter. Aber einige Tage durfte sie nichts essen und auch nichts trinken. Sie wurde intravenös ernährt. Später, als die Ãbelkeit vorbei war, fing sie wieder an zu essen. Undwir alle in unserem Krankenzimmer wurden Zeugen eines klassischen Falls von Schwangerschaftsvöllerei. Regina hatte den einzigartig starren Blick einer Kuh, die auf der Weide steht und wiederkäut. Die Ãhnlichkeit mit einer Kuh wurde durch ihren groÃen Busen verstärkt,
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