Fehlt noch ein Baum
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»Das kann doch nicht wahr sein! In diesem Bett gebären alle in Hündchenstellung. Ira, vielleicht stellst du dich lieber hin?«
»Darf ich ein wenig gehen?«
»Und wie wärâs mit Tanzen? Du hängst doch am Tropf, wo willst du damit hin? Versuch es einfach im Stehen.«
»Nein, für mich ist es auf allen vieren bequemer.«
»Wie du meinst.«
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Die Wehen werden immer stärker. Wenn Frauen sagen, Geburtsschmerzen seien unbeschreiblich, dann übertreiben sie natürlich. Man kann sie durchaus beschreiben. Haben Sie schon mal einen Schlag auf den Solarplexus bekommen, direkt ins Getriebe sozusagen? Das ist ungefähr dasselbe, nur sitzt der Schmerz tiefer. Und er kommt in regelmäÃigen Abständen: Kaum hat man sich von der einen Wehenwelle erholt, kommt auch schon die nächste angerollt. Warum können sich die Menschen nicht durch Zellteilung vermehren?
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Ich hatte gesagt: »Mama, was macht es für einen Unterschied, wo ich entbinde? Warum muss ich unbedingt vorzeitig in eine Privatklinik? Sobald die Fruchtblaseplatzt, nehmen wir uns einen Wagen und fahren in die nächstgelegene Entbindungsstation.«
»Hast du überhaupt eine Ahnung, was eine Entbindungsstation ist? Du gehst in die Klinik!«
»Jesus Christus wurde im Stall geboren â¦Â«
»Der war abgesichert, und zwar vom Herrgott höchstpersönlich, du nicht. Und was ist, wenn die Wehen einsetzen und du im Stau stecken bleibst?«
»Na und? Dann entbinde ich eben im Auto. AuÃerdem kann man übers Handy den Notdienst rufen. Einen himmelblauen Hubschrauber. Bist du schon mal in einem Hubschrauber geflogen?«
Am nächsten Tag stand ich mit meinen Sachen vor dem Arztzimmer einer Frauenklinik. Meine Mutter überwachte das Ganze.
»Ach du bist es, Ira. Hast du also doch entschieden, vorzeitig zu uns zu kommen?«
»Hm.«
»Dann wollen wir mal schauen, wie es bei dir aussieht. Aha, du entbindest also heute schon.«
»Wie denn das? Ich habe doch gar keine Wehen, nur Krämpfe in den Beinen.«
»Die kommen genau daher.«
»Aber wenn ich doch keine Wehen habe ⦠Wollen Sie mich etwa an den Wehentropf hängen?«
»Du wirst schon von alleine gebären. Wir haben da unsere Methoden. So, wir werden dich jetzt vorbereiten, und dann gehtâs auf die Entbindungsstation.«
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So ging es also los. Eine finster blickende Krankenschwester (wie sollte sie hier auch strahlen, wenn ihre Arbeit darin bestand, den Frauen kurz vor ihrer Entbindung ständig Zwei-Liter-Einläufe zu verpassen) nahmmeine Sachen und gab mir eine Art Nachthemd â das Geburtshemd, ein halb durchsichtiges Ding aus einem Stoff, der dem hellblauen Löschpapier ähnelt, das man früher in die dünnen Schulhefte für drei Kopeken das Stück eingelegt hat. Dann brachte sie mich auf die Entbindungsstation: ein geräumiges Zimmer mit fünf Betten, die ziemlich weit voneinander entfernt standen, und ein Arzttisch. Um den Tisch herum die gelangweilte Hebammenbrigade: fünf Frauen in weiÃen Kitteln.
»Oh, da kommt eine Neue. Leg dich hin. Hast du irgendwelche Medikamentenallergien?«
»Was spritzen Sie mir da?«
»Das ist nichts Wehenförderndes, sondern ein Mittel, das den Gebärmutterhals geschmeidig macht.«
»Und wozu drehen Sie mir dieses Ding da in die Vene?«
»Das ist ein Katheter, über den führen wir die Medikamente ein. So müssen wir dir nicht jedes Mal in den Arm stechen. Mit der Hand musst du vorsichtig sein. Und jetzt geh ein wenig auf dem Flur spazieren.«
Nach der zweiten Stunde stumpfsinnigen Auf- und Abgehens hatte ich mir in den neuen modischen Schlappen den Fuà wundgerieben. Ich merkte, wie sich langsam eine Blase bildete. Trotzdem verringerte ich mein Tempo nicht.
»Hör auf zu rennen. Geh langsamer, Ira!«
»Hm.«
»Tut dir etwas weh?«
»Ja.«
»Was denn?«
»Mein Bein.«
»Sehr gut. Und in welchen Abständen tut es weh? Miss die Zeit, okay?«
Nach drei Stunden Spaziergang über den Flur hatte ich das Gefühl, mir würden die Beine abfallen. Was machte ich hier eigentlich? Vor allem hatte ich immer noch nichts gegessen.
Die Ãrztebrigade ging bereits schlafen.
»Na gut, Ira, leg dich hin, es ist schon zwölf. Du bist genug gelaufen. Wenn die Geburt losgeht, ruf uns an. Ich habe dir die Nummer auf einen Zettel
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