Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass

Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass

Titel: Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Todenhoefer
Vom Netzwerk:
Wählerstimmen kosten.
    So lässt man lieber Bomben abwerfen und nimmt den Tod von Zivilisten in Kauf. Bombenabwürfe aus sicheren Pilotenkanzeln sind die feigste Form des Terrorismus der Mächtigen. »Das prickelt einem ordentlich, das ist ein feines Gefühl«, beschrieben deutsche Bomberpiloten im Zweiten Weltkrieg ihre Empfindungen. Die Legende vom anständigen Krieg ist die größte Lüge der Menschheit. »Dulce bellum inexpertis – Krieg ist nur süß für die, die ihn nicht kennen« (Erasmus von Rotterdam).
5. Muslime waren und sind mindestens so tolerant wie Juden und Christen. Sie haben die westliche Kultur entscheidend mitgeprägt.
    Es waren keine Muslime, die den »heiligen Krieg« erfanden und auf Kreuzzügen unter dem Motto »Deus lo vult – Gott will es« über vier Millionen Muslime und Juden niedermetzelten. Es waren keine Muslime, die in Jerusalem »bis zu den Knöcheln im Blut« wateten, bevor sie »glücklich und vor Freude weinend« zum Grab des Erlösers gingen, wie ein Zeitzeuge berichtet.
    Der Islam kennt das Wort »heilig« im Zusammenhang mit Krieg überhaupt nicht. Djihad heißt »Anstrengung, sich abmühen auf dem Weg zu Gott« (Hans Küng), eine Anstrengung, die wie in allen Kulturen bis zum Verteidigungskrieg führen kann. Nirgendwo im Koran heißt Djihad »heiliger Krieg«. Kriege sind nie »heilig«, heilig ist nur der gerechte Frieden.
    Es waren auch keine Muslime, die im Namen der Kolonialisierung Afrikas und Asiens 50 Millionen Menschen massakrierten. Es waren keine Muslime, die den Ersten und Zweiten Weltkrieg mit fast 70 Millionen Toten anzettelten. Und es waren keine Muslime, sondern wir Deutsche, die in einem industriemäßig organisierten Zivilisationsbruch sechs Millionen Juden – Mitbürger, Freunde und Nachbarn – schändlich ermordeten.
    Keine andere Kultur war in den vergangenen Jahrhunderten gewalttätiger und blutiger als die abendländische. Wann haben sogenannte »christliche« Politiker dem Christentum, dieser wunderbaren Religion der Liebe, jemals Ehre gemacht? Wann haben wir unsere Vater- und Bruderreligionen Judentum und Islam respektvoll behandelt?
    Niemand wird bestreiten, dass die territoriale Expansion der muslimischen Dynastien zwischen dem 7. und dem 17. Jahrhundert – wie die der europäischen Mächte jener Zeit – auch mit dem Schwert geführt wurde. Auch von muslimischer Seite gab es unentschuldbare Grausamkeiten. Muslimische Eroberer haben in der Regel jedoch nicht versucht, Christen und Juden den Islam aufzuzwingen, sie zu vertreiben oder auszurotten. Als Saladin 1187 nach hartem Kampf Jerusalem zurückeroberte, verzichtete er demonstrativ auf Rache und schenkte der christlichen Bevölkerung gegen ein Kopfgeld die Freiheit. Armen Christen erließ er das Kopfgeld.
    Toleranz gegenüber Christen und Juden war Gesetz und Stolz der muslimischen Zivilisation. Unter muslimischer Herrschaft blieben ganze Völker christlich oder jüdisch.
    Als der muslimische Feldherr Tariq ibn-Ziyad 711 auf der Iberischen Halbinsel landete, begannen in Andalusien über siebenhundert Jahre kultureller und wissenschaftlicher Blüte, von deren Ausstrahlung die westliche Zivilisation bis heute profitiert. Im damals modernsten Staat Europas entwickelte sich ein beispiellos erfolgreiches Miteinander von Muslimen, Juden und Christen.
    Erst als der »christliche« König Ferdinand von Aragon 1492 im Rahmen der Reconquista Granada, die letzte muslimische Bastion in Spanien, eroberte, gingen die Lichter aus, begann eine erbarmungslose Judenvertreibung. Hunderttausende Juden, die, jahrhundertelang angesehen und mit höchsten Ämtern ausgezeichnet, harmonisch mit ihren muslimischen Mitbürgern zusammengelebt hatten, wurden von den christlichen Eroberern aus dem Land gejagt. Es begann das Zeitalter der »christlichen« Inquisition, die Andersgläubige vertrieb oder auf Scheiterhaufen verbrannte.
    Die meisten von den Christen verjagten Juden flohen in muslimische Länder rund um das Mittelmeer, wo sie freundlich aufgenommen wurden. Risse bekam das Miteinander von Christen, Juden und Muslimen in den muslimischen Ländern erst durch den Kolonialismus und den Nationalismus des 19. und 20. Jahrhunderts, als Christen und Juden von manchen Muslimen als Teil des aggressiven westlichen Imperialismus wahrgenommen wurden. Die Kriege des Westens gegen Afghanistan und den Irak haben diese Risse vertieft.
    Muslime überlieferten uns im aufgeklärten andalusischen Zeitalter nicht nur die versunkenen

Weitere Kostenlose Bücher