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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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    Die Taxifahrt von London zum Flughafen Heathrow dauerte im strömenden Novemberregen eine halbe Ewigkeit. Um zehn Uhr morgens war es so dunkel wie am Spätnachmittag, und Charlie Waterston sah kaum etwas von der vertrauten Gegend, die am Autofenster vorbeiglitt. Den Kopf an die Rückenlehne im Fond gelehnt, schloss er die Augen, und seine düstere Stimmung glich dem Wetter.
    Kaum zu glauben, dass alles ein Ende gefunden hatte … Plötzlich lagen zehn Londoner Jahre hinter ihm, und er konnte noch immer nicht fassen, was geschehen war. Es hatte so wundervoll begonnen, die Karriere, das Glück. Und jetzt, mit zweiundvierzig Jahren, fürchtete er, die guten Zeiten wären für immer vorbei und er müsste vom Gipfel aus die lange Talfahrt antreten. Im letzten Jahr hatte er zwar den Eindruck gewonnen, sein Leben würde sich langsam und stetig in nichts auflösen, doch die Realität verblüffte ihn immer noch.
    Endlich hielt das Taxi vor dem Flughafengebäude. Der Fahrer drehte sich um und hob die Brauen. »Kehren Sie in die Staaten zurück, Sir?«
    Charlie zögerte kurz, dann nickte er. Ja, er würde zurückkehren. Nach zehn Jahren in London. Neun davon mit Carole. Alles entschwunden, innerhalb weniger Augenblicke.
    »Ja«, bestätigte er, und seine Stimme klang fremd. Das wusste der Taxifahrer nicht, der einen eleganten Mann in einem gut geschnittenen englischen Anzug und einem Bur-berry-Trenchcoat musterte, mit einem teuren Regenschirm und einer abgenutzten Aktentasche. Trotz all dieser sorgsam ausgewählten Accessoires wirkte Charlie nicht wie ein Engländer, sondern sah wie ein attraktiver Amerikaner aus, der jahrelang in Europa gelebt hatte. Hier fühlte er sich heimisch, und der Gedanke an die Abreise erschreckte ihn. Er konnte sich nicht vorstellen, wieder in New York zu wohnen. Aber dazu wurde er gezwungen, und das Timing erschien ihm perfekt. Es wäre sinnlos gewesen, in London zu bleiben - ohne Carole.
    Als er an sie dachte, krampfte sich sein Herz zusammen. Rasch stieg er aus dem Taxi und gab dem Träger, der das Gepäck übernahm, ein Trinkgeld. Er nahm nur zwei kleine Reisetaschen mit. Den Rest seines Eigentums hatte er bei einer Spedition gelagert.
    Er checkte am Schalter ein, dann setzte er sich in den Warteraum erster Klasse. Zu seiner Erleichterung entdeckte er keine Bekannten. Bis er an Bord gehen konnte, würde noch einige Zeit vergehen. In seiner Aktentasche steckten genug Verträge und Dokumente, und so arbeitete er, bis sein Flug aufgerufen wurde. Wie üblich wartete er und ging als letzter Passagier in die Maschine. Während die Stewardess ihn zu seinem Platz führte und ihm den Mantel abnahm, blieben sein dunkles Haar und die ausdrucksvollen braunen Augen nicht unbemerkt. Zweifellos sah der hoch gewachsene, athletisch gebaute Mann fabelhaft aus. Und er trug keinen Ehering, was die Frau auf der anderen Seite des Mittelgangs und eine Stewardess sofort registrierten. Doch er beachtete keine der beiden, setzte sich ans Fenster und starrte in den Regen, der aufs Rollfeld prasselte. Es war unmöglich, die Ereignisse zu vergessen. Unentwegt musste er daran denken, den Punkt suchen, wo die Beziehung unmerklich zu scheitern begonnen hatte.
    Warum war er so blind gewesen? Wie hatte er immer noch an das gemeinsame Glück glauben können, obwohl Carole ihm bereits entglitten war? Hatte sich alles auf subtile Weise verändert? Oder war es niemals die ideale Liebe gewesen, an die er so fest geglaubt hatte - bis zum bitteren Ende, bis sie ihm von Simon erzählt hatte? Charlie war sich wie ein Idiot vorgekommen. Da flog er von Tokio nach Mailand und entwarf Bürogebäude, während Carole in ganz Europa die Klienten ihrer Anwaltskanzlei vertrat. Gewiss, sie waren sehr beschäftigt, und jeder führte sein eigenes Leben - Planeten in verschiedenen Kreisbahnen. Aber wann immer sie einige Tage zusammen verbrachten, waren sie mit diesem Lebensstil glücklich. Nach dem Betrug schien sogar Carole über ihr Verhalten zu staunen. Und was er am schlimmsten fand - sie wollte es nicht ungeschehen machen. Das hatte sie versucht, ohne Erfolg.
    Kurz vor dem Start bot ihm eine der Stewardessen einen Drink an, den er ablehnte. Dann reichte sie ihm die Speisekarte, Kopfhörer und die Liste verfügbarer Filme. Nichts davon interessierte ihn, denn er wollte einfach nur nachdenken, immer wieder, als könnte er die Tatsachen ändern, wenn er sich lange genug den Kopf zerbrach. Manchmal wollte er schreien, mit beiden Fäusten gegen

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