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Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass

Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass

Titel: Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Todenhoefer
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Würde, ihren Stolz in den Staub getreten, sie hat sie systematisch gegeneinander aufgehetzt. Was ist das für eine Scheinheiligkeit, mit der sich der Westen nun darüber »wundert«, dass diese Strategie tatsächlich funktioniert und dass die Verzweiflung dieser Menschen gelegentlich sogar in Selbstvernichtung umschlägt?
    Das mit rassistischem Ekel ausgesprochene »Bei uns würde so etwas nie passieren« fällt in sich zusammen, wenn man daran erinnert, dass 1977 in New York schon ein Stromausfall und 2005 in New Orleans ein Hurrikan genügten, um massenhaft Plünderungen, Mord und Totschlag auszulösen. Homo homini lupus – der Mensch ist dem Menschen ein Wolf (Thomas Hobbes). Das gilt nicht nur für Muslime, sondern auch für Juden und Christen.
4. Islamisch getarnte Terroristen sind Mörder. Christlich getarnte Anführer völkerrechtswidriger Angriffskriege auch.
    Die von »muslimischen Terroristen« seit Mitte der 90er-Jahre verübten Anschläge gegen westliche Einrichtungen kosteten in den USA und in Westeuropa – einschließlich der Anschläge auf das World Trade Center – 3500 Zivilisten das Leben. Sie sind moralisch völlig inakzeptabel. Der Zweck heiligt nie die Mittel.
    Die Anschläge auf das World Trade Center wurden daher von allen muslimischen Regierungen, von Syrien, dem Iran, ja sogar von Hisbollah und Hamas und auch von Afghanistan verurteilt. In vielen muslimischen Ländern legten Menschen erschüttert Blumen vor der US-Botschaft nieder. Terroristen, die Unschuldige töten, sind keine Freiheitskämpfer, keine Widerstandskämpfer, keine heiligen Krieger und keine Märtyrer. Sie verraten ihre Religion. Sie sind Mörder.
    Aber sind nicht auch die Hintermänner völkerrechtswidriger Angriffskriege Terroristen und Mörder – auch ihrer eigenen Soldaten? Muss man, wenn man über die 3500 von Al-Qaida im Westen ermordeten Menschen spricht, nicht auch über die Hunderttausende irakischen Zivilisten sprechen, die durch George W. Bushs völkerrechtswidrigen Krieg getötet wurden? Gelten die rechtlichen Maßstäbe, die wir an Saddam Hussein, Slobodan Miloševi ć , Radovan Karadzi ć , Ratko Mladi ć und Co. anlegen, nicht auch für westliche Regierungschefs?
    Warum wagen die westlichen Eliten nicht einmal die Frage zu stellen, ob George W. Bush und Tony Blair wegen ihres auf Lügen gebauten Irakkriegs nicht auch vor ein internationales Strafgericht gestellt werden müssten? Gilt das Völkerrecht nur für Nichtwestler?
    In der Urteilsbegründung des Nürnberger Kriegsverbrechertribunals heißt es: »Die Entfesselung eines Angriffskriegs ist das größte internationale Verbrechen, das sich von anderen Kriegsverbrechen nur dadurch unterscheidet, dass es in sich alle Schrecken vereinigt und anhäuft.« Der amerikanische Chefankläger Robert Jackson formulierte damals: »Nach dem gleichen Maß, mit dem wir heute die Angeklagten messen, werden wir morgen von der Geschichte gemessen werden.«
    Angriffskriege sind »der Terrorismus der Reichen«, sagt Peter Ustinov. Für ein irakisches Kind macht es keinen Unterschied, ob es von einem »islamischen« Selbstmordattentäter oder von einer »christlichen« Bombe zerfetzt wird. Für dieses Kind sind George W. Bush und Tony Blair genauso Terroristen wie Bin Laden für uns.
    Wie komplex die Terrorismusproblematik ist, zeigen die jahrzehntelangen vergeblichen Versuche der UNO, eine von allen akzeptierte Definition des Phänomens Terrorismus zu finden. Edward Peck, unter Ronald Reagan stellvertretender Vorsitzender der Terrorismus-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses, schilderte die Schwierigkeiten mit den sarkastischen Worten: »Wir haben sechs Terrorismus-Definitionen vorgelegt. Sie wurden alle abgeschmettert. Bei sorgfältigem Lesen stellte sich jedes Mal heraus, dass die USA selbst in derartige Aktivitäten verwickelt waren.«
    Die hohe Zahl ziviler Opfer bei Kriegseinsätzen wird allerdings häufig mit dem Argument entschuldigt, diese »Kollateralschäden« entstünden nicht vorsätzlich. Das unterscheide sie von terroristischen Aktionen. Das ist – zumindest bei Luftangriffen – unredlich, denn der Tod von Zivilisten wird dabei fast immer billigend in Kauf genommen. »Billigende Inkaufnahme« aber bedeutet in entwickelten Rechtssystemen Vorsatz.
    Die meisten Bombenangriffe sind auch noch uneffektiv. Mit Kommandoeinsätzen am Boden könnte man meist viel mehr erreichen. Allerdings müsste man dann eine größere Zahl eigener Opfer in Kauf nehmen. Das aber könnte

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