Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
Vom Netzwerk:
damals, als wir auf Heath landeten?«
    Sten versuchte sich zu erinnern. Dann fiel ihm das vierbeinige Tier ein, das der Tahn-Offizier geritten hatte. »Ein Pfard?«
    »Fast richtig, mein Junge. Aber egal. Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn so ein Pferd stirbt?«
    Sten hatte sich diese Frage noch nie gestellt.
    »Der korrekte Ausdruck heißt: Verwertung. Und es stinkt. Das Wiederverwertungs-Zentrum steht noch und stinkt vor sich hin. Da kriegen wir unser soziales Schmiermittel.«
     
    Kilgour verfügte über keine genauen Aufstellungsangaben hinsichtlich Wichmans Einheit, aber er hatte richtig geraten.
    Die Spähtruppe bestand aus einer erst vor kurzem eingezogenen Reserveeinheit, allesamt Soldaten, die zuvor als untauglich ausgemustert worden waren; die A-Grav-Gleiter-Einheit war direkt aus der Kadettenschule der Tahn geholt worden, und die Infanteristen waren Leichtverwundete aus Lazaretten, Ersatzeinheiten und Transportdepots.
    Die schweren Panzerfahrzeuge waren fabrikneu und zum direkten Einsatz an der Front bestimmt. Sie waren so neu, dass sie noch nicht einmal einen Tarnanstrich hatten. Die Besatzungen bestanden aus Zivilangestellten – Inspektoren von der Endkontrolle, die Wichmans Leute sich einfach gegriffen und zum Mitmachen verdonnert hatten. Ein einziger Inspektor hatte sich widersetzt und war sofort von H’nrich, Wichmans befehlshabendem Sicherheitsoffizier, erschossen worden. Die anderen taten, was ihnen befohlen wurde.
    Sie griffen Koldyeze an.
    Der erste Panzer war der Garant dafür, dass Stens Plan funktionieren könnte.
    Der erste Wachturm war zerstört worden, und der Panzer fuhr weiter das Kopfsteinpflaster hinauf; seine Kanonenrohre suchten nach einem neuen Ziel. Die Zieleinrichtung des Kanoniers richtete sich auf den zweiten Wachturm des großen Eingangstors von Koldyeze. Nichts bewegte sich. Der Kanonier suchte nach einem besseren Ziel.
    Die Schnellfeuerkanonen im zweiten Wachturm drehten sich langsam. Die abgemagerte Gestalt auf dem Kanonierssitz wandte sich an den ebenfalls unterernährten Mann, der neben ihm kniete. »Ist sie geladen?«
    »Ich glaube schon. Weiß du, wie man sie bedient?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen.«
    »Du weißt doch genau, diese Spielzeugkanone wird die Stahlwand von dem Blechding da unten nicht knacken, oder?«
    »Sei ruhig. In meinem Leben ist kein Platz für derartige Fragen.«
    Der ehemalige Kriegsgefangene, der die Schnellfeuerkanone lud, hatte natürlich recht. Unter normalen Umständen. Die Geschosse der Schnellfeuerkanone würden von der schweren Panzerung der Fahrzeuge wie Regentropfen abprallen. Aber kein Panzerkonstrukteur war je auf den Gedanken gekommen, dass ein Fahrer so dumm sein könnte, den Panzer so ungeschickt über einen Schutthaufen zu fahren, dass dabei seine Unterseite und der extrem verwundbare Notausstieg entblößt wurde.
    Der ängstliche Zivilist, der den Panzer steuern musste, war so dumm.
    Und der Soldat der Imperialen Armee hinter der Schnellfeuerkanone war ein sehr guter Schütze.
    Zehn Schuss fetzten die Luke aus ihrer Halterung, drangen dann in den Innenraum des Panzers ein, wo sie als Querschläger herumirrten. Die schwere Panzerung war auch von innen nach außen nicht durchlässig.
    Die beiden einzigen Überlebenden erwischte die Schnellfeuerkanone, als sie versuchten, sich durch die hintere Luke in Sicherheit zu bringen.
    »Nicht schlecht«, sagte der Mann, der die Kanone geladen hatte.
    »Wirklich nicht schlecht«, sagte der Schütze.
    Zehn Sekunden später drang dichter Qualm aus dem Auspuff des Panzers, und das Fahrzeug »verkochte« in seinen eigenen Flammen.
    Damit war der einfache Weg, Koldyeze einzunehmen, abgeschnitten.
    Virunga fragte sich, was der bisher noch unbekannte Angreifer als nächstes vorhatte. Wahrscheinlich einen Infanterieangriff.
     
    Genau das hatte Wichman vor. Seine zusammengewürfelte Armee war noch dabei, in Kampfformation anzutreten, und die meisten der improvisierten Einheiten waren noch nicht einmal auf ihren Startpositionen, als der Pfiff zum Angriff schrillte.
    Ungefähr eine Kompanie schwer atmender Soldaten kam den Hügel heraufgetrabt. Viele von ihnen wurden sofort getroffen, der Rest brachte sich schnell in Deckung. Eine zweite Angriffswelle kam nicht mehr zustande. Statt dessen richteten die Soldaten Barrikaden auf der Straße sowie Schützennester in den Wohnungen der Blocks links und rechts der Straße ein.
    ›Wunderbar‹, dachte Virunga.

Weitere Kostenlose Bücher