Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
konnten.« Pug seufzte. »Dennoch, ich muss immer wieder daran denken, dass euch all dies vielleicht erspart geblieben wäre, wenn ich den Talnoy nicht hierher gebracht hätte.«
Tomas sagte: »Dann sei beruhigt, Pug.« Er warf einen Blick zu dem Talnoy »Ironischerweise hätten wir viel mehr Schaden genommen, wenn Kaspar dieses Ding nicht auf unsere Feinde gehetzt hätte. Ich hätte die Todestänzer früher oder später vernichtet, aber bis dahin wären noch viel mehr von unserem Volk umgekommen. Nun, da ich gesehen habe, wozu der Talnoy in der Lage ist, weiß ich eins: Du musst dieses Problem schnell lösen, denn wenn eine Armee solcher Geschöpfe auf uns losgelassen würde, wäre das unser sicheres Ende.« Er trat näher zu seinem Freund. »Meine Erinnerungen als Ashen-Shugar sind eine Sache, aber meine Erfahrung hier als Tomas ist eine andere. Pug, die gesamte Macht des Königreichs und von Kesh, alle Magier von Stardock und der Insel des Zauberers, alle zusammen könnten zehntausend dieser Dinger nicht aufhalten. Beeil dich!«
»Wir müssen gehen, und zwar schnell«, stimmte Pug zu. »Es ist klar, dass Varen wieder Kräfte befehligt, die es mit dem Konklave aufnehmen könnten, und dass er kühn, ja sogar leichtsinnig vorgeht. Die Schutzzauber um Elvandar zu brechen ist keine Kleinigkeit, und zwei Dutzend Todestänzer zu schicken«
– er warf einen Blick zu seinem Kindheitsfreund und der Königin – »ist ebenso monströs wie die Herstellung eines Talnoy, denn ein Todestänzer kann nur geschaffen werden, wenn jemand seine Seele dem Magier freiwillig überlässt – etwas, dem nur ein Fanatiker zustimmen würde.«
Kaspar sah, wie Tomas an Aglarannas Seite zurückkehrte und leise mit ihr sprach. Die Königin nahm seine Hand, und Sorge stand in ihrem Blick.
Schließlich schlug sie mit einem Seufzer die Augen nieder, und Tomas küsste sie. Er ging an Pug und Kaspar vorbei, sagte: »Wartet hier, bitte«, und begab sich in die königlichen Gemächer.
Bald schon kam er zurück, und Kaspar war abermals erstaunt über das seltsame Aussehen des Mannes. Nun trug er einen weißen Waffenrock über einer goldenen Rüstung und hatte einen weißen Schild in der Hand. Sowohl auf dem Waffenrock als auch auf dem Schild war ein goldener Drache abgebildet. Auf Tomas’ Kopf glänzte ein goldener Helm; ein Drachenkopf ruhte über seiner Stirn, und goldene Flügel zogen sich an den Seiten des Gesichts nach unten.
Leise sagte Pug: »Dies kann Euch vielleicht eine gewisse Vorstellung davon geben, wie die Drachenlords aussahen.«
Tomas kehrte zu seiner Gemahlin zurück, sprach noch einmal kurz mit ihr und wandte sich dann den versammelten Eiben zu. »Meine Freunde, ich werde sowohl Prinz Calin als auch Prinz Calis sofort an den Hof zurückrufen, damit sie hier an meiner Stelle dienen können. Ich habe geschworen, Elvandar nur zu verlassen, wenn es in größter Not ist. Wir wurden ohne jeden Grund angegriffen, und unsere geliebten Brüder und Schwestern wurden niedergemetzelt. Ein Krieg ist zu uns gekommen, und versteht mich richtig, es handelt sich tatsächlich um einen Krieg, nicht nur um ein Scharmützel. Ich überlasse meinen Platz als Heerführer von Elvandar bis zu meiner Rückkehr Prinz Calin.«
Kaspar sagte: »Wohin…«
Pug schnitt ihm das Wort ab. »Mit uns.«
Tomas stellte sich neben Pug. »Ich werde dich begleiten, alter Freund. Ich werde nicht nach Elvandar zurückkehren, bevor diese Sache erledigt ist.«
»Das könnte eine Weile dauern.«
Mit bitterem Lächeln sagte Tomas: »Ich bin dabei, so lange, wie es braucht.«
Pug nickte. Dann legte er die Hand auf Tomas’
Arm. »So lange, wie es braucht.«
Pug, Tomas, Kaspar und der Talnoy verschwanden.
Zweiundzwanzig
Angriff
Kaspar blinzelte.
Einen Augenblick zuvor waren sie noch in Elvandar gewesen, dann befanden sie sich plötzlich wieder auf der Insel des Zauberers, und sofort wusste Kaspar, dass auch hier etwas Schreckliches geschehen sein musste. Er konnte den Rauch in der Luft riechen
– nicht den schwachen Duft von Feuer in den Feuerstellen oder in der Küche, sondern dichte Wolken brodelnden Rauchs, so bitter und beißend, wie es noch Augenblicke zuvor in Elvandar gewesen war.
Er drehte sich um und blinzelte die Tränen weg.
Ein Inferno tobte in der Villa.
Die Leichen von Schülern und Kriegern in schwarzer Rüstung lagen überall. Pug fluchte, warf einen Blick auf einen der Krieger und hätte beinahe ausgespuckt. »Schwarze Kämpfer!«
Tomas
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