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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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    Prolog
    D er Tod rückte näher. Ratten und anderes Getier huschten fort, als die trockenen Blätter raschelten und das hochgewachsene Unkraut mit Gewalt zur Seite geschoben wurde.
    Kaum ein Mensch kam jemals hierher, denn die Bäume und Sträucher waren dicht, und die Chemiefabrik ein paar Meilen weiter hatte schon vor langer Zeit das Wasser verseucht. Das Areal war außerdem von einem hohen Stacheldrahtzaun umgeben und das Tor mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert.
    Zwei Männer kletterten die steile Böschung zum See hinunter. Mit einem Bolzenschneider hatte ihnen einer der beiden Zutritt verschafft. Seite an Seite standen sie nun am Ufer, das nur vom Vollmond und den Sternen über ihnen beleuchtet war.
    Nach einigen Minuten brach der größere der beiden Männer das Schweigen. »Bist du dir vollkommen sicher, dass du es willst?«
    »Absolut, das weißt du.«
    »Was, glaubst du, passiert, wenn es vorbei ist?«
    »Ich bin tot, und meine Familie bekommt das Geld von der Versicherung.«
    »Das meine ich nicht«, sagte der Größere. »Was, glaubst du, passiert mit einem Menschen, wenn er stirbt?«
    »Ich würde ja gerne glauben, dass ich in einem gesunden Körper wiedergeboren werde, ohne all die Einschränkungen, die ich mit diesem hier hatte. Aber ich weiß, das ist Schwachsinn.«
    »Du musst glauben. Niemand kann das durchstehen, ohne an ein Leben nach dem Tod zu glauben. Du hast es versprochen, das weißt du.«
    Der andere verzog resigniert sein Gesicht. »Okay, ich glaube.«
    »Du könntest noch viele Jahre so weiterleben«, meinte der größere Mann. »Dein Körper ist gut in Form.«
    »Das Problem ist mein Kopf.« Der kleinere Mann wurde immer unruhiger. »Schau, wir sind das alles hundertmal durchgegangen. Ich kann so nicht weiterleben. Es ist mir egal, was passiert. Ich will sterben. Das ist mein persönliches Happy End. Ich habe lange genug dagegen angekämpft. Ich will, dass es endlich vorbei ist.«
    »Deine Familie wird dich vermissen.«
    »Nein«, sagte der Kleinere. »Meine Familie wird erleichtert sein. Sie schämen sich für mich. Ich weiß, dass sie mich lieben. Aber ich weiß auch, dass es ihnen ohne mich bessergehen wird.« Er wischte sich die verschwitzten Handflächen an der Hose ab. »Können wir es hinter uns bringen?«
    »Noch kannst du umkehren, und keiner wird je etwas erfahren. Es ist keine Schande, einen Rückzieher zu machen.«
    »Bitte, du hast versprochen, dass es schnell geht und dass du nicht versuchst, mir die Sache auszureden.« Er griff nach dem Arm des anderen. »Gib mir die Pistole, verdammt. Ich mach es selbst.«
    Die Anspannung war mit Händen greifbar. Diesen Augenblick genoss der größere Mann am meisten, und er wollte ihn auskosten, von ihm lernen. Ein mutiger Mann stand vor ihm. Wie viele Menschen waren in der Lage, dem Tod ins Angesicht zu sehen und ihm mit offenen Armen entgegenzugehen? Dieser Mann hier, ob es ihm bewusst war oder nicht, war bereit, die letzte Prüfung auf sich zu nehmen, sich selbst zu opfern. Dennoch konnte er nicht anders, als den entsetzten Blick in den Augen des anderen zu genießen, während er zusah, wie sich Verunsicherung und Zweifel in die Entschlossenheit des Mannes schlichen. Es gab nichts Aufregenderes. Kein Buch, kein Film, keine Fernsehshow konnte dabei mithalten. Schwer hing die Frage in der nächtlichen Luft.
    Würde er bleiben oder würde er gehen?
    Die zweite Sache, die er daran so liebte, war die Intimität, die schmutzigen Taten, die die Menschen ihm gestanden, Dinge, die sie vor ihren engsten Freunden und Angehörigen verheimlicht hatten. In den letzten Augenblicken ihres Lebens wurde er zu ihrem Beichtvater. »Du weißt, was sein wird, wenn du dich selbst erschießt?«, sagte er zu dem kleineren Mann. »Dein Tod wird zum Selbstmord erklärt, und deine Familie wird nichts von deiner Lebensversicherung sehen. Nach allem, was du mir erzählt hast, hast du die Versicherung erst letztes Jahr abgeschlossen. Die meisten Versicherungsunternehmen haben eine Zwei-Jahres-Klausel in Fällen von Selbstmord.« Er streckte ihm seine Hand mit der Pistole entgegen. »Wenn es das ist, was du willst, dann tu’s und erschieß dich.«
    »Idiot«, schrie der Mann, dessen Wut von der Angst geschürt wurde. »Du weißt doch, dass ich es nicht will. Der einzige Grund, weshalb ich das hier tu, ist doch, dass ich wiedergutmachen will, was ich meiner Familie zugemutet habe. Vor zwei Jahren habe ich in einem psychotischen Anfall beinahe meinen

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