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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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auf Maniküre und
erlesene Cremes. Um seinen Hals baumelte ein silbernes Kruzifix, das jedoch wie
ein modischer Schmuck wirkte. Früher hätte man einen solchen Typ Yuppie
genannt. Aber wer weiß, vielleicht hatten die Yuppies nach all den in die Hose
gegangenen Booms um Börse und Internet inzwischen ihr Heil tatsächlich beim
lieben Herrgott gesucht.
    Während er die Abflugwartehalle ansteuerte, sprach
er mit einem anderen Anzugträger neben sich. Dieser war allerdings im gesetzten
Alter und allem Anschein nach kein Geistlicher. Im Gegenteil, ein
Militärabzeichen am Jackenrevers des schlohweißhaarigen, kantigen Mannes
zeichnete ihn als einen Angehörigen der US-Army aus.
    Wenn mich mein jahrelanges Studium von
Fernsehserien nicht täuschte, sogar als ein hohes Tier in dem Verein. Die
Unterhaltung der so unterschiedlichen Gestalten drehte sich um einen Termin in
irgendeiner Kirche. Aber ich hörte gar nicht richtig hin, weil ich zu sehr
damit beschäftigt war, herauszubekommen, wohin man mich trug. Irgendwann
trennten sich die Wege der beiden Männer, und, o gütiges Wunder, auf der
Informationsanzeige über mir tauchte die Leuchtschrift »Rom« auf!
    Ich konnte von Glück reden, daß mein neuer Partner
die Tasche nicht im Gepäckfach der Maschine deponierte, sondern neben sich auf
den freien Sitz stellte. Die Unterbringung in einer weiteren Dunkelkammer hätte
in mir bestimmt ein irreparables klaustrophobisches Trauma ausgelöst.
Erfreulich auch, daß er Business Class flog, als hätte er gewußt, wieviel Wert
ich auf standesgemäßes Reisen lege. Das dummdreiste Proletengeschwätz eines
All-inclusive-Touristen einschließlich seines ständigen Bimmelns nach der
Stewardeß für billigen Fusel im Plastikbecher hatte ich mir auf diese Weise
erspart. Aber der glücklichen Fügungen kein Ende. Der Herr Pfarrer kam kein
einziges Mal in die Versuchung, in die Tasche zu greifen und so den blinden
Passagier zu entlarven.
    Soweit ich es aus dem Schlitz erkennen konnte,
tippte er mit einem Kunststoffstift den ganzen Flug über an irgendwelchen
komplizierten Berechnungen in einem hypermodernen Notebook. Vermutlich rechnete
er den heutigen Ertrag des Klingelbeutels zusammen. Nach etwa einer Stunde und
einer halbangeknabberten Portion Hummerfleisch stand er auf und ging zur
Bordtoilette.
    Endlich erspähte ich die Chance zum Luftholen und
hob den Kopf zur Gänze aus der Tasche. Da ich fast den ganzen Tag keinen Bissen
zu mir genommen hatte und bereits halluzinierte, wie ich eine ausgewachsene
Seekuh anfallen und sie mit Knochen verspeisen würde, wollte ich mich schnell
an dem Übriggeblieben Hummer gütlich tun, bevor der Gottesmann zurückkehrte.
    Was er sich dann beim Anblick der blitzblank
geleckten leeren Kunststoffschale auf seinem Tablett denken würde, war mir
inzwischen so schnuppe, wie wenn das Flugzeug anstatt in Rom in Bagdad landete.
Also kroch ich aus der Tasche heraus, stellte mich mit den Vorderpfoten auf die
Armlehne und streckte meine Schnauze nach dem Leckerbissen auf dem Klapptisch.
    In diesem Augenblick fiel ein Schatten auf mich.
Ein ungemein großer Schatten. Und ein vertrauter! Gustav, vom hinteren Teil der
Maschine kommend und offenbar ebenfalls unterwegs zur Bordtoilette, schaute mir
direkt in die Pupillen. Sein Mienenspiel hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem
eines gerade vom Traktor angefahrenen Ochsen. Die Augen hatten sich zur Größe
von Espresso-Tassen geweitet, und seine Lippen bewegten sich, ohne einen Laut
hervorzubringen. Spontan ausgebrochener Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    »Francis …«, sagte er schließlich. Und dann
kopfschüttelnd immer wieder: »Francis? Francis? Francis? …«
    Da ich davon ausging, daß er meinen Namen schon
kannte, hielt ich es nicht für nötig, ihm zu antworten.
    Plötzlich machte er mit dem Kopf eine Bewegung wie
ein bizarrer Vogel. Er lachte erleichtert auf und begann ein gemurmeltes
Selbstgespräch, das, wie es schien, der Selbstversicherung diente. Daß das, was
er sähe, gar nicht möglich wäre, weil sein Liebling ja meilenweit woanders
untergebracht sei, und zwar sehr gut, und nebenbei bemerkt auch sehr teuer,
aber diese Ähnlichkeit, also wirklich, wenn er es nicht genau wüßte, würde er
meinen, sein kleiner Francis wäre ihm direkt zum Flughafen gefolgt, was
natürlich lächerlich sei, denn wie sollte so etwas wohl funktionieren …
    »Ich habe zu Hause auch einen von deiner Sorte«,
beendete er schließlich laut seinen Monolog.
    »Ich auch

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