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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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auch immer, es sieht so aus, als wäre es an der Zeit, mich über dieses unselige Gebiet und seine unseligen Bewohner zu informieren. Du wirst mir dabei helfen, Blaubart.«
    »So, werde ich das, Herr Inspektor?«
    »Wenn dir genauso viel dran liegt wie mir, da ß dieser Alptraum aufhört, dann schon. Wie gehen wir also vor?«
    »Nun ja, ich werde dir jemanden vorstellen. Der kennt sich hier etwas besser aus als ich. Außerdem ist er sehr schlau. Du bist nämlich nicht der einzige Klugscheißer in unserem nebligen London für Doofe, weißt du.«
    »Jetzt gleich?«
    »Scheiße, nein! Für heute habe ich die Schnauze vom Detektivspielen gestrichen voll. Im übrigen wartet dieses Rendezvous mit der Leber auf mich. Ich werde dich gleich morgen früh zu ihm führen, zu unserem Professor.«
    Ich sprang vom Sattel des Motorrades hinunter, stellte mich neben Blaubart und blickte noch einmal zu Deep Purple hoch. Er wirkte wie ein sakrales Opfer, das zu Ehren eines boshaften Gottes auf dem mit Blut und Blitzen geweihten Altar geschlachtet worden war. Die Geister besänftigen, nannte man so etwas. An dem Chrom der Maschine rann immer noch Blut hinunter und plätscherte in eine bereits im Gerinnungsstadium begriffene Lache. Jetzt, wo ich Deep Purple so ansah, tat er mir leid. Ich stellte mir vor, da ß er mit seiner Art, mit seinem ganzen Wesen, vielen, vor allem Menschen, Glück und Freude gebracht hatte. Er hätte einen besseren Tod verdient, dachte ich. Wahrscheinlich auch ein besseres Leben. Aber hatten wir das nicht alle?

Drittes Kapitel
     
     
    In der Nacht hatte ich noch zwei weitere Alpträume. Im Verlauf des letzteren war ich allerdings hellwach!
    Nach der skurrilen Leichenbeschau hatten sich Blaubarts und meine Wege getrennt, und ich war in einem plötzlich ausgebrochenen Gewitterregen heimgekehrt. Der sintflutartige Niederschlag und die heftigen Blitze hatten in der Zwischenzeit sämtliche Gemeindemitglieder aus den Gärten verscheucht, so da ß ich von weiteren Belästigungen der Kongschen Art verschont blieb.
    Dazu eine Anmerkung in eigener Sache: Damit ich vom Vorwurf des Snobismus oder der Besserwisserei befreit sein möge, mu ß ich an dieser Stelle gestehen, da ß auch mir Blitze und Donnergrollen einen Riesenhorror einjagen. Und das nicht zu Unrecht. Menschen, insbesondere die auf der goldenen Seite des Globus, neigen dazu, in der Natur einen edlen Wilden, ja so was Ähnliches wie den vom weißen Mann alkoholkrank gemachten Indianer zu sehen. Sie halten ihre vielfältigen Gewalten für altmodische Variet ée ffekte, die einen bestenfalls in rühriges Erstaunen versetzen können. Dies ist jedoch ein Irrtum, den sich lediglich verweichlichte Geschöpfe zu leisten vermögen, deren Kenntnisse über die Natur zum überwiegenden Teil auf den Hochglanzfotos der Zeitschrift Geo oder auf einigen Folgen der unverwüstlichen Fernsehserie Daktari beruhen. Mutter Natur aber ist in Wirklichkeit eine blutdürstige Hexe, die es besonders auf diejenigen abgesehen hat, die nicht dem Fortschritt und seinen wundervollen Errungenschaften huldigen. Noch heute sterben die meisten, die einen gewaltsamen Tod erleiden, an den Terroranschlägen der Natur. Allein Blitzschlägen fallen weltweit etwa siebentausend Menschen im Jahr zum Opfer, von dem »Getier«, das da kreucht und fleucht, mal ganz abgesehen. Ergo handelt meine Art äußerst scharfsinnig, wenn sie sich unter Schränken und Betten verbirgt, sobald meteorologische Rüpel im Anmarsch sind. Mögen Dumme das »Naturschauspiel« jauchzend genießen, ich für meinen Teil verstecke mich lieber unter der Kommode und sehe zu, wie die Gottesstrahlen in ihre Schädel einfahren und sie in kolossale Grillhähnchen verwandeln.
    Zu Hause war die Renovierungsschlacht für diesen Tag beendet. Archie hatte sich verdünnisiert, und ich erwischte Gustav, wie er inmitten des Wohnzimmers stand und wie ein hypnotisiertes Kaninchen den Schaden betrachtete, den sie beide angerichtet hatten. Die Räume waren nun ihrer ursprünglichen Zombiehaftigkeit vollends beraubt und sahen sozusagen nur noch tot und begraben aus. Denn außer vielleicht den Grundmauern war von dem altehrwürdigen Schweinestall nicht viel übriggeblieben. Die beiden erbarmungslosen Tyrannen hatten all diesen Insektenstaaten denselben Bann auferlegt, unter dem einst der Stamm Israel gestanden hatte. Und nicht genug damit, hatten sie auch keinen einzigen Gedanken auf meine artgerechte Haltung verschwendet und das stolze Volk der

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