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Der Safe mit dem Rätselschloß.

Der Safe mit dem Rätselschloß.

Titel: Der Safe mit dem Rätselschloß. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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    Herr William Spedding von der Anwaltsfirma Spedding, Mortimer & Larach hatte das Grundstück in der Lombard Street auf ganz einfache Art und Weise erworben. Nach dem Tod einer alten Dame, die in Market Harborough wohnte und mit dieser Geschichte nichts weiter zu tun hat, war das Besitztum auf den Markt gekommen und in der üblichen Weise versteigert worden.
    Herr William Spedding hatte das Grundstück für 106.000 Pfund erstanden. Diese Summe war hoch genug, um das Interesse aller Abendzeitungen und auch vieler Morgenblätter zu erregen.
    Die Pläne zur Errichtung eines Gebäudes recht absonderlicher Art wurden durch die Baubehörde geprüft und gebilligt. Der Bauinspektor war zwar einigermaßen verblüfft über die innere Einrichtung des neuen Hauses, aber da es allen baupolizeilichen Vorschriften der Stadt London entsprach, hatte er schließlich die Pläne mit einem Achselzucken genehmigt. Die geschickt entworfene Fassade zeigte kein auffälliges Merkmal, und für Entlüftungs- und Beleuchtungsanlagen hatte der Architekt denkbar gut gesorgt.
    »Ich verstehe nicht, Herr Spedding«, sagte der Bauinspektor und zeigte auf die Blaupause, »wie Ihr Klient sich Ruhe und Abgeschlossenheit verschaffen will. Er hat ein Vestibül und eine einzige große Halle. Wo sind die Privatkontore, und was bedeutet dieser riesige Safe mitten in der Halle, und wo sollen die Angestellten sitzen? Denn er wird doch Angestellte beschäftigen? Er wird ja keine Minute Ruhe haben!«
    Herr Spedding lächelte grimmig.
    »Er wird Ruhe haben, soviel er will«, sagte er.
    »Und die Stahlkammern - man sollte denken, daß die vor allem hier nötig wären.« Er tippte auf die Ecke des Bogens, wo in klarer Schrift »Plan zur Errichtung eines neuen Safe-Depots« stand.
    »Da ist der Safe«, sagte Herr Spedding und lächelte wieder.
    William Spedding war ein stattlicher Mann mit stets glattrasiertem Gesicht und verbindlichen Manieren. Er rauchte gute Zigarren, war immer heiter und schien zufrieden zu sein.
    An die bekannten Firmen erging ein Rundschreiben wegen Vergebung der Bauarbeiten. Darin war ausdrücklich vermerkt, daß nicht unumgänglich das billigste Angebot den Zuschlag erhalten würde. Später wurde auch tatsächlich der Kostenvoranschlag von Pocham & Holloway angenommen, die die höchsten Preise gefordert hatten.
    »Mein Auftraggeber verlangt die allerbeste Ausführung; das Gebäude muß Erschütterungen aushalten können.« Herr Spedding warf einen raschen Blick auf den Baumeister, der ihm gegenüber am Schreibtisch saß. »Es muß ein Bau werden, den selbst eine kleine Dynamitexplosion nicht gleich in alle Winde bläst.«
    Der Baumeister nickte.
    »Sie haben die einzelnen Bedingungen gelesen«, fuhr der Rechtsanwalt fort - er steckte sich eine frische Zigarre an -, »und in bezug auf das Postament … Ja - ist Ihnen alles klar…?«
    »Es scheint alles ganz klar und deutlich«, sagte der Baumeister. Er nahm einen Stoß Papiere aus einer offenen Mappe ne ben sich und las: »Das Fundament bis zu einer Tiefe von sechs Metern muß aus Beton hergestellt sein… Der Unterbau für den Safe aus abwechselnden Lagen von Granitplatten und Stahl… In der Mitte eine stahlgepanzerte Nische, vierundzwanzig auf zwölf Zentimeter, von der halben Tiefe des Postaments.«
    Der Rechtsanwalt nickte bedächtig.
    »Dieses Postament wird das Wichtigste am ganzen Bau sein. Die stahlgepanzerte Vertiefung - ich kenne die technischen Ausdrücke nicht -, welche Ihre Leute darin einsetzen müssen, ist das Nächstwichtigste. Der Safe, der 15 Meter über dem Boden des Gebäudes stehen soll, ist bereits beschafft.«
    Ein Heer von Arbeitern kam nun nach Lombard Street und riß die alten Gebäude nieder. Sie arbeiteten mit Brechstangen und Hebeeisen, und Lombard Street wurde grau von Staub. Das Innere seltsamer alter Stuben mit verschmutzter Holztäfelung wurde den Blicken der Passanten rücksichtslos preisgegeben.
    Lastautos versperrten die Straße, und bei Nacht warfen Scheinwerfer grelles Licht über die Trümmerstätte.
    Nacktarmige Männer schwitzten und gruben bei Tag und Nacht. Eines Morgens - ein feiner Sprühregen ging nieder - erschien Herr Spedding unter einem seidenen Regenschirm und drückte im Namen seines Klienten seine Zufriedenheit mit dem Fortgang der Arbeiten aus. Er stand auf einem schlüpfrigen Brett, das einen Steg für Schubkarren bildete, und die Arbeiter, angespornt durch die Anwesenheit des Baumeisters, liefen in fieberhafter Eile hin und

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