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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Verrenkungen wegdösen, können sich diesen phlegmatischen Lebensstil nur erlauben, weil sie sehr effizient auf die Pirsch gehen und wenig natürliche Feinde haben. Die Beutetiere auf der Gegenseite sind dagegen oft »Minutenschläfer«, die sich wie etwa der Hase immer nur für ein paar Momente aufs Ohr legen können. Aus naheliegenden Gründen sind Katzen auch die beliebtesten »Versuchskaninchen« in der Schlafforschung; in dieser Funktion haben sie - unter heroischem Einsatz - bahnbrechende Erkenntnisse beigesteuert.
     
     
    2 Manche Leute verurteilen die Kastration als gewaltsamen Eingriff in das Recht auf freie Entfaltung der Katzen-Persönlichkeit und als eine barbarische Metzgerei: Damit unser animalischer Hausgenosse zum pflegeleichten »Plüschtier« wird, lassen wir ihn grausam verstümmeln und argumentieren dann noch scheinheilig, die harmlose »Therapie« diene dem Wohl der lieben Kleinen - nach dem Motto »Sex macht eh' nicht glücklich«. Die »sanierte« Barbie-Katze belästigt uns nicht mehr mit ihren triebhaften Anwandlungen und wird zum »salonfähigen« Spielzeug-Löwen.
    Aber der Autor kann sich auch nicht den Argumenten der Gegenseite verschließen. Kater mit funktionstüchtigen »Familienjuwelen« sind wahrhaft unbändig und laufen große Gefahr, bei ihren ewigen Fehden schwere Verletzungen davonzutragen. Dazu verbreiten sie einen unerträglich scharfen »Liebesduft«, der - zumindest für Dosenöffner - wie der Pesthauch des Todes mieft. Katzen-Damen mit gebärfähiger Ausstattung geraten leicht in »Dauerrolligkeit« und stellen das traute Heim mit ihren chaotischen Ausbrüchen auf den Kopf. Bei wiederholter Trächtigkeit werden sie von Streß, Strapazen und vermutlich auch von Komplikationen heimgesucht. Da Katzen sich mit dem Tempo von Kaninchen reproduzieren, ist auch das Risiko der Überbevölkerung stets präsent. Wenn man schließlich berücksichtigt, daß neutralisierte Katzen zwei bis drei Jahre länger leben, ohne auffällig Gewicht anzusetzen, ist die Kastration im städtischen Standard-Haushalt wohl doch das kleinere Übel.
     
     
    3 Weil Katzen den unwiderstehlichen Impuls haben, ihre Krallen zu wetzen und zu säubern, wird dieser auch schon einmal am Sofa oder an einem anderen feinen Stück aus dem Mobiliar abreagiert. Das ist für manche Katzenhalter so entsetzlich, als würde Alptraummann Freddy Krüger seine Horror-Klingen spielen lassen. Aber dem »Falschkratzer« per Amputation sein Werkzeug entfernen zu lassen, ist eine barbarische Verstümmelung, deren Grausamkeit einschlägige Foltermethoden übersteigt. Die Katze benötigt ihre Krallen zum einen unbedingt als »Kamm« und Reinigungsutensil bei der täglichen Fell-Kosmetik. Jeder, den schon einmal ein Juckreiz plagte, ohne ihn durch Kratzen lindern zu können, wird den Ernst der Situation verstehen. Außerdem finden »entschärfte« Katzen keinen Halt mehr, wenn sie instinktiv einem weiteren animalischen Bedürfnis folgen und zu klettern versuchen. Das kann bei der Flucht vor einem Hund (oder einem Widersacher aus den eigenen Reihen) verhängnisvolle Konsequenzen haben. Ohne ihre »Stiletts« kann die Katze sich nicht mehr wirkungsvoll verteidigen, wenn der böse Nachbar ihr aus niederen Beweggründen auf die Pelle rückt. Schließlich kommt bei der Amputation die Jagdfähigkeit abhanden und damit die Fähigkeit, sich im Notfall in freier Wildbahn selbst zu versorgen.
    Die Krallen-Amputation, die sich auch dezent hinter dem altgriechischen Namen »Onyxectonomie« verbirgt, ist in Deutschland und Österreich per Gesetz untersagt. Bei den international führenden Katzenzucht-Verbänden ist der Eingriff noch stärker sanktioniert als Doping bei der Olympiade. Man sollte alles daransetzen, um den »einschneidenden« Drang der Katze per Konditionierung auf einen »offiziellen« Kratzbaum umzulenken. Beim ersten Anzeichen, daß der »Vandale« das Mobiliar mit diabolischem Blick beäugt, sollte man ihn zum legitimen Kratzplatz schleppen. Aber im Zweifelsfall ist es besser, ganz auf die Anwesenheit der zarten »Samtpfote« zu verzichten, wenn man nicht mit ihren »Stacheln« leben kann.
     
     
    4 Nach einer ausgesprochen mysteriösen Gesetzmäßigkeit kommt es immer wieder einmal vor, daß eine Katze den heimischen vier Wänden ade sagt und mit unbekanntem Ziel auf Wanderschaft geht. Dieser »Exodus« ist so unheimlich wie das rätselhafte Verschwinden des Ehemanns, der nur eben Zigaretten holen gehen will und auf

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