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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Gegenwehr lähmte, so daß der Mörder leichtes Spiel hatte. Anders ist das Ausmaß der Brutalität kaum zu erklären.«
    Ein Gerichtsmediziner, dachte ich nicht ohne Stolz, hätte die wesentlichen Punkte kaum besser zu erfassen vermocht. Safran und Niger schienen von der Blitzanalyse ebenfalls beeindruckt und verlangsamten für Momente ihre Schritte. Gleichwohl weigerte sich der Boß beharrlich, seinen Respekt vor meinen grauen Zellen offen zum Ausdruck zu bringen, da er wohl seine Autorität von niemandem verwässern lassen wollte. Er zog ein teilnahmsloses Gesicht.
    »So was Ähnliches haben wir uns auch schon gedacht«, sagte er barsch und ließ darauf ein falsches Gähnen folgen. »Was du jedoch nicht wissen kannst, ist, daß es sich bei dieser um die fünfzehnte oder zwanzigste Leiche handelt, die uns bis zum heutigen Tag die Ehre erwiesen hat.«
    Das Grauen senkte sich auf mich wie schwarzer Trauertüll. Ich glaubte, stolpern zu müssen, weil ich vor Entsetzen vorübergehend das Gleichgewicht verlor. Großer Gott, welches Ungeheuer wollte hier auf Teufel komm raus seine Metzgermeisterprüfung ablegen? Was war das Motiv? Freude an Mißhandlungen? Hunger? Wahnsinn?
    »Die zwanzigste Leiche?« murmelte ich ungläubig, weil etwas in mir sich weigerte, das Unfaßbare anzuerkennen.
    »Oder die dreißigste, Wir haben nach einer Weile aufgehört, die verstümmelten Kadaver zu zählen« Safran unterließ es allmählich, sich in weiteren Autoritätsspielchen zu ergehen, und zeigte wahre Betroffenheit. Gesichtsausdruck und bedächtige Gangart verrieten, daß ihm die Sache unter das Fell ging, ja, daß er sich richtiggehend damit quälte.
    »Die Beschaffenheit unseres Lebensraumes macht es unumgänglich, daß wir gelegentlich durch die Abwässer schwimmen müssen. Zwar sagt man unserem Geschlecht nach, daß es das Wasser meidet wie der Teufel die geweihte Variation davon, aber das gilt nicht für alle Abkömmlinge, vieles basiert auf Aberglaube, und schließlich macht Übung den Meisterschwimmer. Wie dem auch sei, bei unseren Wassereinsätzen passiert es immer wieder, in letzter Zeit übrigens immer häufiger, daß uns so eine entstellte Leiche zwischen die Pfoten treibt. Unserer Meinung nach ereignen sich die Morde in der Nähe der Wälder außerhalb der Stadt, weil in den Wunden der Toten häufig Tannennadeln kleben. Es existieren dort draußen einige Rinnen und Bäche, die direkt in die Kanalisation münden. Außerdem wird die Kloake der umliegenden Bauernhöfe ebenfalls hier reingeleitet. Insofern wäre es auch denkbar, daß die Ermordeten unter bäuerlicher Obhut lebende Schwestern und Brüder waren.«
    »Und ich soll jetzt hinausziehen in die weite Welt und den Mörder demaskieren«, sagte ich etwas widerborstig.
    »Du brauchst nichts dergleichen zu tun, lieber Francis. Wir wissen, wer er ist. «
    »Ihr wißt, wer ... Aber warum, zum Henker, macht ihr euch dann nicht auf die Socken und schnappt ihn euch? ...«
    Ich hielt inne. Den letzten Satz hätte ich mir besser verkniffen. Manchmal besaß ich in der Tat die Sensibilität eines Baseballschlägers.
    »Eure Augen«, druckste ich herum. »Die werden euch wohl draußen einige Schwierigkeiten bereiten.«
    »Ja, das ist ein gewisses Problem«, ging Safran zum Glück über meinen Fauxpas hinweg. »Komplizierter ist es jedoch, ihn erst einmal zu finden. Denn er ist überall und nirgends. Ja, strenggenommen gibt es ihn gar nicht: Er ist eine Legende, ein Schatten aus der Vergangenheit ...«
    Mit einem Mal stoppte Safran abrupt und verharrte in angespannter Konzentration. Die funkelnden Goldringe an den zur höchsten Aufnahmebereitschaft gespitzten Ohren pendelten leise; der Kopf schwenkte wie der Turm eines zielsuchenden Panzers hin und her, und die Schnurrhaare zitterten emsig, als wären sie informationsverarbeitende Fühler eines Insektes. Dann kam der unstete blinde Blick an einem bestimmten Punkt im Abwasserkanal zur Ruhe.
    »Niger, erzähle du ihm, was es mit dem Schwarzen Ritter auf sich hat«, flüsterte der Kartäuser kaum hörbar und sprang dann mit einem gewaltigen Satz kopfüber in den Graben. Während ich noch damit kämpfte, aus dem Erstaunen herauszukommen, tauchte er schon mit einem wild zappelnden Etwas zwischen seinen Zähnen aus der Brühe hervor. Augenscheinlich kämpfte er mit einer Ratte, die er so zu seinem Frühstück zähmen wollte. Ich hatte bereits die unglaublichsten Geschichten über die akustische Empfindlichkeit von Blinden gehört, doch

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