Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman
langsam zu erholen und linste in schneller Abfolge abwechselnd mich, dann Sissi und dann wieder den Himmel an, von dem er einen Ausweg aus der verfahrenen Situation zu erflehen schien.
»Das war nicht abgesprochen«, stammelte er. »Wir waren uns einig, daß allein Francis den Dingen auf den Grund gehen sollte.«
»Irrtum!« widersprach Sissi. »Wir waren uns einig, daß ein kluger Kopf das Monster aufspüren und ihm das Handwerk legen sollte. Daß nicht auch zwei kluge Köpfe aus unterschiedlichen Arten dies erreichen dürfen, davon war nie die Rede. Es ist unserer Ansicht nach nur fair, wenn Vertreter jeweils beider Parteien die Suche nach dem Mörder betreiben. So kann keine Partei der anderen vorwerfen, durch die Auswahl des Ermittlers die eigene Partei zu begünstigen. Denn offen gesagt, wir trauen euch immer noch nicht. Das hier ist das letzte Friedensangebot. Ist der Fall nicht innerhalb von achtundvierzig Stunden gelöst, werden wir kriegerische Maßnahmen ergreifen.«
Angesichts solch wasserdichter Logik knickte Moses schließlich ein und gab klein bei.
»Nun ja, zumindest ist euer Ansinnen nachvollziehbar, wenn mir diese Maßnahme auch völlig überflüssig scheint«, murrte er und kratzte sich vor lauter Verhandlungsstreß mit der Hinterpfote das Kinn. Überhaupt brach eine wahre Kratzepidemie unter den Meinigen aus - ein Zeichen dafür, daß eigentlich alle sich mit der neuen Lösung abgefunden hatten, aber sich den Anschein gaben, darüber lang und breit nachdenken zu müssen. Selbstvergessenes Kratzen war eben immer noch die beste Demonstration konzentrierter Hirnzermarterung.
»Gewiß können wir über diese neue Entwicklung diskutieren«, fuhr Moses nach hingebungsvollem Gekratze fort. »Ja, wir könnten sie als akzeptiert betrachten, wenn Francis es auch täte. Und ich bin sicher, das tut er. Kehren wir also zu seiner vielversprechenden Vermutung zurück. Wie war das noch mal mit diesem ominösen Heim, lieber Freund?«
Aha, die Sache war also entschieden! Ob es mir paßte oder nicht, ich mußte mit diesem stinkenden Tatterich zusammenarbeiten, der wie ein wandelnder Werbespot für Erlösung durch Einschläfern wirkte. Wer weiß, vielleicht war der Kerl sogar ein Junkie, der während seiner Laufbahn als polizeilicher Dope-Schnüffler ein paar Nasen zuviel genommen hatte und selbst auf den Geschmack gekommen war. Kein Wunder, daß er den größten Teil der Veranstaltung schlafend verbracht hatte und selbst im Wachzustand den Eindruck müden Dämmerns vermittelte. Aber Schwamm darüber, die »Sachzwänge« diktierten einfach das ungeliebte Teamwork. Das Ganze hatte nur einen Haken. Und der war ich! Eher würde ich den ganzen Tag für Gustav Männchen machen und Stöckchen apportieren als mit Großpapa Hektor dieses Verbrechen aufzuklären. Da half nicht einmal die lockende Aussicht auf süße Rache, die ich nach der Besichtigung von Roxys Leiche geschworen hatte!
Während ich nach außen protestierte, analysierte ich im stillen, weshalb mir eigentlich allein der Gedanke an eine gemeinsame Spurensuche panisches Unbehagen bereitete. Schließlich versprachen zwei Detektive mehr Erfolg als einer. Hauptsächlich lag es wohl an meiner Natur, obwohl das Gerede über unser einzelgängerisches Wesen zum größten Teil nur Klischee ist. Wir sind in Wahrheit geselliger als so manch ein Sozialfetischist glauben mag - mich ausgeschlossen, versteht sich. Nein, da steckte mehr dahinter, etwas, das meinem Innersten radikal widersprach. Vielleicht bedrohte Eitelkeit, weil im Falle eines Erfolges ebendieser geteilt werden müßte? Oder mein Individualismus, der fast autistische Züge trug? Oder plumper Rassenhaß, von dem, wie mich die letzten Stunden gelehrt hatten, auch ich nicht ganz frei war?
Vielleicht aber gehörten all diese Überlegungen unter die Rubrik »tiefschürfend, aber falsch« und die Nachteile einer solchen Allianz lagen ganz objektiv auf der Hand: 1. Mein »Partner« war zu alt für einen derart aufreibenden Job. Hatte ihn die Polizei nicht genau deshalb in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet? 2. Es ergab keinen Sinn, zusammen mit einem Kläffer einen Fall aufzuklären, da er bei einem für seine Art ungünstigen Resultat unmöglich den Schuldigen beim Namen nennen durfte. Und wenn, würde man ihm sowieso keinen Glauben schenken. Sicherlich konnte man bei mir ebenso argumentieren, aber ich wußte, daß an meiner Integrität selbst die Gegenseite kaum zweifelte. Und 3. hatte ich bei
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