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Oh, Mandy

Oh, Mandy

Titel: Oh, Mandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peggy Moreland
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1. KAPITEL
    Die drei Frauen standen Schulter an Schulter und starrten auf das Porträt ihres Vaters, das seit mehr als zwanzig Jahren über dem Kamin im Arbeitszimmer hing. Das Bild zeigte Lucas McCloud lässig auf seinem Hengst Satan sitzend, und es sah aus, als wäre er im Sattel geboren worden.
    Vor dem Panorama des blauen Himmels von Texas, den zerklüfteten Bergen und den grünen Weiden, die das Bild der Double-Cross-Heart-Ranch bestimmten, wirkten Pferd und Reiter unbezwingbar. Man konnte die Wildheit des Hengstes geradezu spüren, so gut hatte der Maler sie eingefangen. Die Ohren gespitzt, mit hoch erhobenem Kopf, begegnete das Pferd dem Blick des Betrachters mit einer Arroganz, Muskelkraft und Dominanz, die der des Mannes auf seinem Rücken in nichts nachstand.
    Und keiner kannte dessen Züge besser als die drei Frauen, die das Porträt betrachteten. Seit elf Jahren versammelten sie sich jedes Jahr an diesem Datum hier zu einer stillen Andacht.
    Doch niemand, der sie zusammen sah, hätte vermutet, dass sie Schwestern waren - die drei Töchter von Lucas McCloud, in ihrem Wesen genauso verschieden wie in ihrem Äußeren.
    Mandy, die Älteste, stand links von dem Bild und hielt einen Becher mit Kaffee in der Hand. Ihre fast zerbrechlich wirkende Gestalt verbarg eine innere Kraft und einen Willen, der dem des Mannes glich, der sie gezeugt hatte. Volles rotbraunes Haar fiel ihr auf die Schultern, ein Beweis ihrer Weiblichkeit, während Jeanshemd und ausgeblichene Jeans, ihre übliche Kleidung, die weichen Kurven verbargen. Ihr Kinn war beinahe trotzig vorgestreckt, während ein leichtes Zittern ihrer Lippen die Gefühle verriet, die sie beim Betrachten des Bildes ihres Vaters überkamen.
    Samantha, die von ihrer Familie nur Sam genannt wurde, weil es ein viel passenderer Name für diesen Wildfang war, stand in der Mitte und hatte die Hände in die Taschen ihrer Jeans gesteckt. Rabenschwarzes Haar, zusammengebunden zu einem Pferdeschwanz, reichte ihr fast bis zur Mitte des Rückens. Obwohl Tränen in ihren Augen brannten, presste sie die Lippen fest aufeinander und schaute regungslos auf den Mann, der ihr Leben bis zu seinem Tod dominiert hatte.
    Merideth stand auf der rechten Seite. In ihren langen schlanken Händen hielt sie lässig ein kristallenes Weinglas. Sie überragte die beiden anderen und wurde deshalb häufig für die Älteste gehalten - doch ein Blick auf ihren Schmollmund und den gelangweilten Gesichtsausdruck, und man wusste, dass sie die Jüngste in der Familie war. Ihre Schwestern, die Haushälterin der McClouds und alle anderen, von denen sie umgeben war, hatten Merideth total verzogen, nachdem ihre Mutter bei einem Autounfall viel zu früh ums Leben gekommen war. Lucas war der Einzige gewesen, der hart geblieben war und sich ihren Wünschen und Launen widersetzt hatte. Vor allem hatte er sich geweigert, ihr das zu erlauben, wonach sie sich am meisten gesehnt hatte - die Double-Cross-Heart-Ranch zu verlassen.
    Seufzend wandte Merideth sich vom Porträt ab und strich sich eine Locke ihres blonden Haares hinter das Ohr. „Nun, ich bin ehrlich gesagt froh, dass er nicht mehr da ist.”
    Entsetzt wirbelte Mandy herum und starrte sie an. „Merideth!”
    Merideth zuckte mit den Schultern und sank graziös auf das Ledersofa. Sie verzog ihren Mund zu dem berühmten Schmollen, das ihr laut „Soap Opera Digest” den Spitznamen „die Frau, die Amerika am liebsten hasst” eingebracht hatte.
    „Na ja, ist doch wahr”, sagte sie grimmig. „Er war gemein, tyrannisch und hat uns unser Leben diktiert, bis zu dem Tag, an dem er gestorben ist.” Sie begegnete trotzig Mandys entsetztem Blick. „Du solltest das doch wohl am besten wissen.”
    Obwohl ihr das Blut in die Wangen schoss, umklammerte Mandy ihren Becher fester und schaffte es, in ruhigem Ton zu antworten. „Er war unser Vater”, entgegnete sie. „Er hat uns geliebt - auf seine Weise. Außerdem war es sein Vermögen, das es uns allen ermöglichte, uns unsere Träume zu erfüllen. Wenigstens dafür solltest du dankbar sein.”

    Merideth zog eine Augenbraue in die Höhe. „Unsere Träume?” wiederholte sie und bedachte Mandy mit einem Blick, der Regisseure und Maskenbildner in Angst und Schrecken versetzte.
    „Lass das, Merideth”, warnte Sam sie und wandte sich ebenfalls vom Bild ab.
    „Oh, du meine Güte!” rief Merideth verärgert. „Es ist doch wahr, und du weißt es. Du konntest endlich Tierärztin werden, etwas, was Daddy dir nie

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