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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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früheren Aufklärungsarbeiten solo durchweg Erfolg gehabt. Es gab also keinen einzigen Grund, die »Methode Francis« gegen dieses blödsinnige Partner-Experiment auszuwechseln. Zu guter Letzt: Ich mochte diesen alten Stinksack einfach nicht, vom ersten Augenblick an nicht - und damit basta!
    Die Anwesenden in den verkohlten Ruinen, dämonischen Wasserspeierfratzen an einer Kathedrale ähnlich, beobachteten mich mit atemloser Andacht, als sei ich ein Prophet, dessen Mund jeden Augenblick die Offenbarung entströmt. Moses' Gesicht wurde von Spasmen heimgesucht. Ich konnte nicht beurteilen, ob er mir irgendwelche Zeichen geben wollte oder nur die Anspannung nicht verkraftete.
    »Nein«, sagte ich leise. »Nein, ohne mich, liebe Freunde und Feinde. Auf dem Altar des Friedens lohnt es sich, eine Menge zu opfern. Das ist wohl wahr. Nicht aber die eigene Seele. Ich bin nun einmal auf den einsamen Highways des klaren Denkens zu Hause. Die tristen Gebäude der organisierten Verbrechensbekämpfung sind mir fremd und ebenso die jovialen Partner darin, die die Köpfe zusammenstecken und sich bei jedem gemeinsam errochenen Furz gegenseitig anerkennend auf die Schulter klopfen. Es tut mir leid.«
    Ich zog los, ohne mich nochmals umzudrehen und den verdatterten Gesichtern einen letzten Blick zu gönnen. Aus den Augenwinkeln nahm ich nur kurz Blaubart wahr. Er war die Enttäuschung in Person, niedergeschlagen und in sich zusammengesunken wie ein Sack verfaulter Zwetschgen. Und Hektor. Er hatte seine gleichsam in Blei gegossene Anklage-Pose um keine Nuance verändert. Niemand rief mir nach, und niemand machte einen Versuch, mich durch Überredungskunst oder hartnäckiges Betteln oder beides zurückzuhalten. Weil jeder das Unabänderliche meiner Haltung spürte.
    Ich stieg den Hügel hinab, begab mich auf die Zickzackbahnen der Gartenmauern und trippelte, mit den Gedanken noch immer bei dieser eigenartigen Konferenz, in Richtung ... nirgendwo. Der klare Frühlingshimmel hatte sich inzwischen golden gefärbt, nur ein paar Schäfchenwolken schimmerten apfelsinenfarben und kündigten das Abendrot an. Eine herrschaftliche Villa mit einem parkartigen Garten säumte meinen Weg. Der Rasen glomm in den warmen Kupferfarben des endenden Tages. Ich sprang von der Mauer hinab und verrichtete ein kleines, aber sehr befriedigendes Geschäft im knospenden Rosenhain. Wie schön doch das Leben war! - wenn man nicht an Roxys bis zum letzten Tropfen vergossenes Blut im Teich und an das Gezänk der letzten Stunden dachte.
    Am Ende des Parks sprang ich die Mauer mit einem eleganten Satz wieder hoch. Und lief weiter über das verschlungene Netz der Ziegelsteinpfade, an pittoresk verfallenen Schuppen und im Wind wispernden Obstbäumen entlang, begleitet von einer endlosen Galerie schöner alter Häuser, wie sie niemals mehr gebaut würden, weil den Menschen ihre innere Schönheit längst abhanden gekommen war. Doch irgendwann war Schluß mit dem Idyll. Das Firmament nahm zunehmend eine glutrote Kolorierung an, wurde dunkler und von länglichen violetten Dämmerungswolken durchzogen, und das Altstadtgebiet lief allmählich aus. Rückfassaden schlichter Reihenhäuser und häßlicher Zweckbauten rückten ins Bild, dementsprechend auch das dazugehörige Inventar: Gartenzwergbataillone, verrostete Grills, Gartenmöbel aus Plastik, Gerümpel undefinierbarer Art.
    Und während ich wie dieser rosa Werbehase mit Superbatterie immer weiterlief, kam mir plötzlich eine Frage in den Sinn: Wohin lief ich überhaupt? Sicherlich nicht nach Hause, denn das befand sich, wenn mein Orientierungssinn zwischenzeitlich nicht abgestürzt war, genau in der entgegengesetzten Richtung. Dann also wirklich nirgendwohin, ein zielloser Spaziergang zwecks Streßentladung nach einer Überdosis Animal-Talkshow. Stimmte das? Ja und nein. Ja, weil ich mir in der Tat zunächst einmal die Pfoten vertreten und nach all den Zumutungen einen klaren Kopf bekommen mußte. Und nein, weil, tja, weil ... Lag das Tierasyl, das mangels anderer konkreter Anhaltspunkte ins Visier peinlichster Mutmaßungen meinerseits geraten war, nicht irgendwo da vorne? Intuitiv hatte mich also ein verborgener Wille dorthin gelenkt, obwohl ich die ganze Zeit geglaubt hatte, einen Spaziergang ins Blaue hinein zu unternehmen.
    Doch gehörte mein Verdacht wirklich restlos in das Plumpsklo so hilfloser wie unfairer Sündenbock-Theorien? Die Behauptung, das Heim sei voller als gewöhnlich und ein dubioses Personal treibe

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