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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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die Übergangsphase vom Dämmern in den Schlaf gebiert ja bekanntlich die sonderbarsten Trugbilder. Nun aber holte mich, Gott sei Dank, dieses Geräusch aus meiner Benommenheit heraus.
    Gott sei Dank? Ich riss den Kopf herum in Richtung der Küchentür. Und zwar panisch. Denn mit dem besagten vertrauten Geräusch beziehungsweise der Abfolge von Geräuschen verhielt es sich eher wie mit der Alarmsirene kurz vor einer Bombardierung. Um dies zu erklären, muss ich ein wenig ausholen. Wie allgemein bekannt, kennzeichnet unsere Rasse die Neugier. Es handelt sich dabei nicht um die Neugier eines, sagen wir mal, Forschers, der sich zielgerichtet auf ein bestimmtes Objekt konzentriert, um es systematisch zu analysieren. Nein, es handelt sich um eine gänzlich ordinäre Neugier, die alles interessant und faszinierend
findet, ohne Sinn und Verstand. Das höchste der Neugier-Gefühle ist erreicht, wenn sich eine Tür öffnet. Und dahinter vielleicht gleich noch eine. Einer unbestimmten Verheißung folgend, flutscht unsereiner sogleich durch sie hindurch – ja, ohne Sinn und Verstand.
    Deshalb achtete Gustav stets darauf, dass beide Türen, die Wohnungstür und die Haustür, niemals gleichzeitig offen standen. Er wollte uns damit vor der Versuchung bewahren, zur Vorderseite des Hauses auf die Straße zu laufen. So aus lauter Neugier. Die Gefahr, dass wir von vorbeifahrenden Autos überfahren werden konnten, war zwar äußerst gering, weil dort gewöhnlich kein großer Verkehr herrschte. Aber hin und wieder bretterte doch mal ein Idiot mit hundert Sachen vorbei. Und hin und wieder vergaß Gustav auch mal, beide Türen zu schließen. So auch jetzt, als er den Müll hinaustrug.
    Und wer sprintete ihm wie von allen guten Geistern verlassen sofort hinterher? Sancta, die Oberneugierige. Nun bin ich, was diese alberne Sucht betrifft, quasi der König der Junkies, doch habe ich immer gerade noch alle meine sieben Sinne beisammen, um die Gefahr abzuschätzen. Als ich deswegen das Geräusch der sich nacheinander öffnenden Türen und gleich darauf Sanctas Getrippel auf den Dielenbrettern vernahm, setzte ich mich sofort in Bewegung. Ich hechtete in die Küche, von dort in den Wohnungs- und dann scharf links in den Hausflur. Dort sah ich meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Gustav stieg gerade mit dem Müllsack in der Hand die aus sechs Steinstufen bestehende Treppe zum Vorgarten hinab. Sancta sauste hinterher, als sei sie eine jahrzehntelang unschuldig in der
Zelle schmorende Gefangene, die endlich die Gelegenheit bekommt, in die Freiheit zu entfliehen.
    »Sancta!«, rief ich ihr hinterher. »Sancta, bleib stehen! Die Straße ist gefährlich für uns. Wir dürfen nicht vorne raus!«
    Aber sie hörte nicht auf mich. Also legte ich noch einen Zahn zu und verkürzte den Abstand zwischen uns in Sekundenschnelle. Was aber nicht viel brachte. Gustav war inzwischen unten im Vorgarten angekommen und wuchtete den Müllsack in die Plastiktonne. Ohne dass er es merkte, schoss Sancta an seinen in klobigen Latschen steckenden Füßen vorbei, sprang zwischen zwei Gitterstäben des Eingangstors hindurch und lief freudiger Pfote mitten auf die Straße. Herr im Himmel, hatte dieses Weib ihr Hirn gegen ein Pfund Sägemehl getauscht? Und schon näherte sich ein hässliches und sehr lautes Motorengeräusch unserem Haus.
    Ich flitzte an Gustavs Füßen vorbei, schlüpfte durch die Gitterstäbe hindurch und machte am Rand der Straße halt. »Sancta, du bleibst jetzt verdammt noch mal auf der Stelle stehen!«, brüllte ich in schneidendem Tonfall. Das Motorengeräusch kam immer näher, doch ich hatte jetzt einfach keine Zeit, mich davon ablenken zu lassen. Sie hockte sich auf die Hinterpfoten und drehte sich mit einem triumphierenden Lächeln zu mir um, als hätte sie die Wette ihres Lebens gewonnen. Und dann setzte sie noch einen drauf, indem sie seelenruhig anfing, mit der rechten Pfote ihr Gesicht zu putzen.
    »Sancta …«, begann ich flehentlich. Ich wollte sie unbedingt von der Straße weghaben. Gustav kriegte von der
brenzligen Situation offenkundig überhaupt nichts mit. »Sancta, was ist denn in dich gefahren? Soll das ein spektakulärer Selbstmordversuch werden oder was? Du weißt doch, dass die Straße für uns tabu ist. Komm schleunigst wieder rein!«
    Sie lächelte mich schelmisch mit ihren glühend grünen Augen an. »Abwechslung«, sagte sie in einem spöttischen Tonfall. Unglaublich, sie hielt das Ganze immer noch für einen

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