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Fennelly, Tony

Fennelly, Tony

Titel: Fennelly, Tony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord auf der Klappe
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Nacktheit bilanzierte.
    Ich ließ das Plastik fallen und streckte die Arme aus, um ihr einen Gesamtanblick zu gönnen. Mir war kein Hauch von Scham mehr geblieben.
    „Du bist mir einer, Matty. Schade, dass du schwul bist.“
    „Für dich ist es doch egal, Cousinchen . Du weißt, dass ich nie jemanden lieben könnte, der raucht.“
    „Was du nicht sagst.“
    Gilda hat eine langsame, schläfrige Art zu sprechen. Das und ihre schweren Lider lassen sie immer etwas verschlafen wirken. Aber sie ist die wachste Frau, die ich kenne.
    „Kannst du mir zufällig irgendetwas Kleiderartiges geben? Oder soll ich Robin anrufen, er soll mit meinen Hosen herkommen?“
    „Nein, ich habe ein paar Klamotten hier.“ Sie wühlte in ihrem Kleiderschrank und kam mit einer Levi's und einem schwarzen Rollkragenpullover zum Vorschein. „Die werden dir passen. Damit kannst du nach Hause gehen. Magst du immer noch Sazeracs ?“
    „Milde. Ja, bitte.“
    Die Jeans waren für einen größeren, schwereren Mann. (Ich fragte nicht, welchen.) Aber sie blieben oben. Ich zog den Pulli an und ging zu meiner Gastgeberin an die Bar. „Und wie läuft der Wahlkampf? „
    „Es geht.“
    Gilda verdient ihr Geld im ältesten Beruf in Louisiana. Politische Zuhälterei. Sie gehört einem der einflussreichsten Clans in einer Gegend an, wo Mandate übereignet und vererbt werden wie in anderen Familien das Geschäft. Die Voitiers kontrollieren seit fast vierzig Jahren einen Abgeordnetensitz des Bezirks, der vom Vater auf den Sohn, vom Onkel auf die Nichte übergeht. Sie behalten ihre Macht, indem sie ihre Anhängerschaft ausbauen, den Alliierten der Saison helfen, die Feinde der Saison bekämpfen, in den Wahlkreisen Stimmen werben, Telefonkampagnen machen und Wähler mobilisieren. Aus reiner Freundschaft tun sie das nicht, und nie tun sie es gratis. Sie schnalzte mit der Zunge und machte endlich ihre Zigarette aus.
    „Ich arbeite gerade für Hubie Jeffersons Wahlkampf.“
    „Ich weiß, Guter Mann.“
    „Gut schon. Aber schwarz.“
    „Sind das nicht die Hälfte der Leute in der Stadt?“
    „Richtig, Matty. Aber die meisten Wähler sind weiß.“
    „Na und? Wir weißen Wähler haben einen schwarzen Bürgermeister gewählt. Zweimal.“
    „Das nennst du schwarz? Meine Güte, die Familie Seiner Ehren geht schon, solange man zurückdenken kann, als blanc durch. Sie wollen nichts mit Leuten mit schwarzer Haut zu tun haben.“ Ihre Zitronenschalen waren frisch. Gilda war allzeit bereit für Gäste.
    „Das ist nichts Neues. Niemand legt mehr Wert auf Farbe als hellhäutige Neger. Und ihr Voitiers wart, bevor black beautiful wurde, die größten Snobs von New Orleans.“
    „Das war vor meiner Zeit.“
    In New Orleans waren Menschen gemischten Bluts nie Sklaven. Die ersten französischen Siedler hatten nicht genug weiße Frauen zur Auswahl, und deshalb nahmen viele schwarze Frauen. Deren Nachkommen wurden dann schon in den frühesten Siedlertagen als „freie farbige Damen und Herren“ klassifiziert. Sie horteten Vermögen, besaßen große Güter, auf denen sie unzählige Sklaven arbeiten ließen. In Französisch-Louisiana haben Mulatten sich immer für eine eigene und privilegierte Klasse gehalten. Und immer noch strahlen sie die selbstbewusste Blasiertheit aus, die unangefochtenen Aristokraten angeboren ist. Die Bürgerrechtsbewegung hat hier nie Fuß fassen können, weil es schwierig ist, Millionäre davon zu überzeugen, das System zu ändern.
    Gilda gab mir den Drink, und ich trug ihn zur Wand mit den Fotos. Hier hingen Bilder der Sinclair- Voitiers bis zurück zu den
    187oern. Längst verstorbene Männer und Frauen, die in anmutigeren Zeiten über die farbige Gesellschaft herrschten. Lächelnd standen sie unter Panama- und Wagenrad-Hüten, ihre Familien um sich geschart. Stolze Patriarchen und Matronen, ernsthafte junge Ehemänner und -frauen und die privilegierten Kinder, die weiß aussahen. Im Hintergrund ihre Häuser, umgeben von weiten, manikürten Rasenflächen und getrimmten Hecken. Und ihre Wagen, jeder der feinste seiner Epoche.
    Unbeabsichtigt tauchten auf manchen Bildern auch andere Helden auf. Am Rande, nicht dafür vorgesehenem das Familienportrait miteinbezogen zu werden, stand ein schwarzer Gärtner über seine Rosen gebeugt. Oder ein dunkelhäutiges Kindermädchen wartete darauf, dass die ihr anvertrauten hellhäutigen Jungen in ihre Obhut zurückkehren.
    Gilda kam herüber und schaute mir über die Schulter.
    „Das Leben ist längst

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