Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
liegen zu bleiben und nichts mehr tun zu können. Und diese – sie nannte es ›Pflegephase‹, damit er glauben konnte, die Situation würde sich nach einiger Zeit wieder bessern – hielt nun schon eindeutig viel zu lange an!
»Altersdepression und fortschreitende Demenz« lautete lapidar die Diagnose des Quacksalbers, der anfangs seine Mutter in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen besucht hatte. Das wäre durchaus nicht so selten, er müsse sich eben damit abfinden, und die Pflege seiner Mutter sei doch nun wirklich kein unlösbares Problem, hatte er noch hinzugefügt. Was hatte dieser Pseudopsychodoktorschon für eine Ahnung!, dachte er verächtlich, der musste ja schließlich nicht diese Hexe versorgen!
Auf Zehenspitzen schlich er an das große Bett heran, das in der Mitte des Raumes stand. Die alte Frau sah darin zart und zerbrechlich aus, war zwischen den vielen Decken und Kissen kaum auszumachen. Sensibel und freundlich!
Auf Fremde mochte sie diesen harmlosen Eindruck machen.
Ihn jedoch konnte sie nicht täuschen.
Hasserfüllt starrte er lange auf das runzlige Gesicht, hinter dessen Fassade er den teuflischen Dämon zu erkennen glaubte.
Seine Fäuste öffneten und schlossen sich rhythmisch.
Dann, mit einem plötzlichen Ruck, beugte er sich weit über die verhutzelte Gestalt und riss das größte der Kissen an sich. Triumphierend hielt er es einen kurzen, allmächtigen Augenblick über seinen Kopf, holte Schwung und presste es wild entschlossen auf das kleine Gesicht.
»Hexe! Hexe!« Mit seinem gesamten Gewicht drückte er das Kissen auf sie nieder. Die Haare fielen ihm ins Gesicht, er hatte keine Hand frei, um sie zurückzustreichen. »Hexe! Hexe!«
Immer wieder holte er aus, um den Druck zu verstärken. Das Bett quietschte dabei in einem obszönen Rhythmus, was ihn zusätzlich in Erregung versetzte.
Sein Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung.
In diesem albtraumhaften Moment, als er schon glaubte, sein Ziel mit Leichtigkeit erreicht zu haben, begann zu seinem blanken Entsetzen der ausgemergelte Körper zu strampeln! Dünne Arme zuckten unter der Bettdecke hervor und faltige Finger mit langen, scharfen Krallen versuchten seine Handgelenke zu umfassen! Er spürte,wie sie seine Arme zerkratzten, wie Blut über seine Handrücken zu laufen begann. Er schluchzte laut auf, verstärkte den Druck! Sie musste doch einsehen, dass es so nicht weitergehen konnte!
Ihre Zeit war abgelaufen!
Sie musste jetzt endlich sterben!
Einige Kissen fielen zu Boden, Tablettenröhrchen und Fläschchen mit allerlei Tropfen wurden von ihren wedelnden Armen vom Nachttisch gefegt und zerbrachen auf dem Boden. Der intensive Duft ätherischer Öle mischte sich unangenehm unter die anderen Gerüche.
»Mein Gott, wie lange soll das dauern? Nun stirb doch endlich!«, kreischte er die Frau unter dem Kissen verzweifelt an. In dem Film war von Gegenwehr des Opfers keine Rede gewesen! Sie hätte ihren unfreiwilligen Tod verschlafen sollen! Stattdessen kämpfte sie jetzt um diesen auflodernden Funken Leben, der in ihrem alten, wohl doch nicht so geschwächten Körper gewohnt hatte.
Sie rammte ihr Knie gegen seine Lende, wand sich unter dem Kissen.
»Stirb!« Seine Stimme überschlug sich hysterisch, er presste noch fester, noch entschlossener. »Na, mach schon!«
Dann, nach einer Unendlichkeit, spürte er, wie die Gegenwehr langsam schwächer wurde, die Arme nur noch fahrig über das Laken zuckten. Der Körper schlaff wurde. Ihre Klauen widerstrebend von seinen Armen und Händen abfielen.
Es dauerte noch einige Sekunden, bis er es schließlich wagte, das Kissen loszulassen. In dem winzigen Zimmer war es plötzlich völlig still, selbst von draußen drangen keine Geräusche mehr herein. Es schien, als ob sogar dieVögel, die sonst den ganzen Tag geschwätzig um das Haus herumflatterten, abwarteten, was nun geschehen würde.
Erschöpft, nach Atem ringend, stand er neben ihrem Bett und starrte auf die zerwühlte Decke und das Kissen, das noch immer auf dem Gesicht der Toten lag. Seine Knie zitterten und sein Atem ging stoßweise. Die Nase lief, von der Stirn lösten sich Schweißtropfen und rannen ihm über die Schläfen. Sein Shirt klebte nass an seinem Rücken.
»Nicht einmal sterben kannst du, ohne Schwierigkeiten zu machen!«, zischte er keuchend. »Wieso hast du nicht geschlafen? He? Ich kann dir sagen warum! Weil du nie tust, was andere tun, weil du immer nur für Probleme sorgst, weil es dir teuflische Freude
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