Fesselnde Entscheidung (German Edition)
sein Autokennzeichen gemerkt und so den entscheidenden Hinweis gegeben.
Aber wenn er es nicht war, wer dann, fragte sich Tim. Wer war zu so einer Wahnsinnstat fähig und vor allem warum?
Immer wieder hörte man von furchtbaren Eifersuchtsdramen. Das zog die Schnur enger um Jenny, seine Freundin, und Elisas Mann. Jenny schloss er innerlich aus, weil sie so eine liebe war, die es noch nicht mal übers Herz brachte, eine Mücke an der Wand zu erschlagen.
Im Gegensatz zu ihrem Mann. Elisa hatte ihn zwar nie als gewalttätig beschrieben, aber wenn er ihre Affäre herausgefunden haben sollte, dann war es durchaus möglich, dass er …
Tim saß wie gelähmt in seinem Auto. Was sollte er jetzt machen? Die ganze Stadt war auf der Suche nach ihm, und wahrscheinlich war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihn hier in Blankenese am Strand finden würden.
Eines stand fest, alles werde ans Licht kommen. Ihre ganze Affäre. Einfach alles.
Er zückte sein Handy und rief Jenny an. Aber es sprang nur die Mailbox an. Er musste ihr alles sagen, alles beichten. Fast alles, korrigierte er sich in Gedanken. Bis auf Amelie. Dafür war die Mailbox aber alles andere als geeignet, also beendete er die Verbindung.
Sie wird mit mir Schluss machen.
Wie das allerletzte Schwein kam er sich vor, weil er bei diesem Gedanken nichts fühlte, außer die tiefe Hoffnung, dass es nicht Elisa war, die ihn für immer verließ.
Als er die Handynummer seiner Mutter anwählte, sah er im Rückspiegel ein Polizeiauto, was sich ihm langsam mit Blaulicht, aber ohne Sirenen, näherte. Sein Herz machte einen Aussetzer.
Verdammt!
Wahrscheinlich hatte ihn irgendein Passant oder Anwohner gemeldet. Aber irgendwie war er auch erleichtert, weil ihm die Entscheidung abgenommen wurde. Er hatte keine Wahl mehr. Der Knast wartete schon.
Die Mailbox seiner Mutter sprang an. »Ma, ich werde gleich verhaftet. Aber ich war das nicht. Wirklich nicht! Ich habe
nicht
auf Elisa Schulte geschossen. Das wird sich alles aufklären … Irgendwie. Mach dir keine Sorgen!«
Hoffentlich kriegt sie keinen Herzinfarkt, dachte er und stieg mit erhobenen Händen aus seinem Fahrzeug aus.
Was dann folgte, hatte er noch in allzu schlechter Erinnerung. Ein Albtraum, den er eigentlich nie wieder erleben wollte, begann von neuem.
15. Kapitel
Elisa überlebte die ersten drei äußerst kritischen Tage.
Dann kam ein neues Problem hinzu. Ihre Entzündungswerte im Blut stiegen besorgniserregend an. Um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten, hatte sie von Anfang an hoch dosierte Breitbandantibiotika erhalten. Und dennoch, die Einschusswunde und die viel größere Ausschusswunde waren stark entzündet. Ihr Zustand verschlechterte sich dramatisch, obwohl sie zwischenzeitlich ein spezifisches Antibiotikum gegen den ermittelten Bakterienstamm erhielt. Eine Woche nach der Tat hörte Elisas Herz wieder auf zu schlagen.
Aber es schien, als hätte Elisa beschlossen, noch nicht sterben zu wollen. Wieder gelang es, sie wiederzubeleben – selbst zur Überraschung der Ärzte.
Und von da an ging es in kleinen Schritten bergauf. Das Antibiotikum schlug an und ihre Entzündungswerte sanken. Nach und nach konnten vier weitere schwere Operationen folgen.
16. Kapitel
Die Ermittlungen erwiesen sich als äußerst schwierig.
Tim war aus Mangel an Beweisen nach 24 Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Sowohl Basti als auch Jenny verfügten über stichfeste Alibis, so dass die Kriminalpolizei weitestgehend im Dunkeln tappte und die Untersuchungen auf das Umfeld des Opfers ausweiten musste.
*
Vielleicht wären sie dem Täter nie auf die Spur gekommen, wenn er sich nicht selbst verraten hätte.
Dem Täter, der an einer schweren Psychose litt. Der die kranke Vorstellung hatte, mit dem was er getan hatte, eine gute Tat vollbracht zu haben.
Völlig außer sich war er gewesen, als er Elisas Verrat entdeckt hatte. Erst hatte er es nicht glauben wollen. Aber dann war alles eindeutig.
Sie hatte nicht nur monatelang mit ihrem angeblichen Entführer rumgehurt, sondern auch noch den Anwalt von diesem Mistkerl bezahlt! Die ganze Zeit. Ein Vermögen!
Von Anfang an war die Entführung nur vorgetäuscht gewesen! Nur um eines zu erreichen: Ihn fertig zu machen und die Macht an sich zu reißen!
Wie maßlos war er enttäuscht gewesen! Wie entsetzlich schwer wog der Verrat!
Dafür musste sie bluten. Richtig bluten. Bluten und sterben. Qualvoll sterben.
17.
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