Fesselnde Entscheidung (German Edition)
und lauschte der Musik. Dann kamen die Nachrichten und ihm gefror von einer Sekunde zur nächsten das Blut in den Adern.
Elisa Schulte sei angeschossen worden, hieß es, und schwebe in akuter Lebensgefahr. In anderen unbestätigten Medienberichten rede man sogar davon, dass sie ihren schweren Verletzungen bereits erlegen sei.
Das konnte nicht sein! Nicht seine Elisa!
Er sah sie vor sich, wie sie vor wenigen Stunden noch vor ihm auf der Terrasse gehockt hatte. Wie unendlich zerbrechlich hatte sie da wieder auf ihn gewirkt! Wie unfassbar hatte ihn ihre Offenbarung getroffen. Aber …
Plötzlich fragte er sich, wie er sich an Elisas Stelle verhalten hätte. Was hätte es geändert, wenn sie ihm früher von ihrer gemeinsamen Tochter erzählt hätte? Die ersten vier Lebensjahre seiner Tochter war er im Gefängnis gewesen.
Was, wenn Elisa ihm damals wirklich die Wahrheit hatte sagen wollen, als er entlassen worden war? Was, wenn sie plötzlich der Mut verlassen hatte? Sie hatte zwar tausend Gelegenheiten gehabt, es ihm zu sagen. Aber sie hätte damit riskiert, ihr fein säuberlich aufgebautes Kartenhaus leichtfertig zum Einsturz zu bringen.
Was hätte es geändert, wenn er es früher erfahren hätte, fragte er sich immer wieder. Er hätte Zeit mit seiner Tochter verbringen wollen. Hätten sie sich dann zu dritt getroffen? Wohl kaum. Oder vielleicht doch?
Seine Gedanken überschlugen sich. Wieso hatte sie von Liebe gesprochen? Hatte sie es vielleicht doch ernst gemeint?
Auf einmal bedauerte er zutiefst, Elisa einfach so stehen gelassen zu haben. Es muss für sie ein schwerer Schritt gewesen sein, ihm endlich die Wahrheit zu offenbaren. Und er hatte sie grußlos einfach verlassen. Auf einmal wurde ihm so richtig bewusst, dass er eigentlich nur immer eines gewollt hatte. Die ganze Zeit. Immer. Nur sie.
Und jetzt war sie vielleicht tot.
In diesem Moment stand die Welt still. Auf einmal war alles anders.
Am Rande drang die Nachrichtendurchsage in sein Ohr. Ein dringend Tatverdächtiger wurde gesucht. Man solle sofort die Polizei alarmieren, falls man ihn irgendwo sehen würde, und sich ihm auf keinen Fall nähern, da er im Besitz einer Waffe sei.
Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken, ihm wurde übel und er schaffte es gerade noch rechtzeitig die Fahrertür zu öffnen.
Sie suchten ihn.
13. Kapitel
Elisas Herz hatte aufgehört zu schlagen. Den Sanitätern war es am Tatort gelungen, sie zu reanimieren und notdürftig zu stabilisieren. Aber der diensthabende Notarzt hatte keine große Hoffnung, als sie mit dem Rettungshubschrauber in die Uniklinik geflogen wurde.
Das OP-Team stand schon bereit, als der Hubschrauber mit ihr landete. Eine ganze Schar von Ärzten kämpfte um ihr Leben.
Elisa hatte einen glatten Durchschuss erlitten bei dem der äußerste Zipfel des rechten Lungenflügels getroffen, und die Kugel nur haarscharf an einem Hauptblutgefäß vorbei geschrammt war. Sie befand sich in akuter Lebensgefahr. Wertvolle Minuten waren zwischen der Tat und der herbeieilenden Hilfe vergangen. Auch wenn der Paketzusteller, der sie in ihrer Blutlache aufgefunden hatte, sofort einen Notruf abgesetzt hatte.
Die größte Sorge bereiteten den Ärzten ihr instabiler Kreislauf und der große Blutverlust. Immer wieder sackte ihr Blutdruck gefährlich ab. Daher entschieden sie sich dazu, die nicht absolut lebensnotwendigen Eingriffe erst in folgenden Operationen durchzuführen – sofern sie es bis dahin schaffen würde.
14. Kapitel
Als er damals aus dem Gefängnis entlassen wurde, hatte er sich geschworen, nie wieder dorthin zurückzukehren. Was sollte er jetzt machen? Abhauen oder sich bei der Polizei melden? Es gab nur diese beiden Möglichkeiten.
Eigentlich gab es nur eine: Der Knast war keine Option.
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er ernsthaft überlegt, ob er es war, der im Wahn auf Elisa … Ein absurder Einfall. Auch wenn er sich nur noch bruchstückhaft an die Zeit erinnern konnte, nachdem er Elisas Haus überstützt verlassen hatte und wie in Trance durch die Stadt gekurvt und irgendwann irgendwie an der Elbe gelandet war. Seit der Entführung war er nicht mehr ansatzweise mit einer Schusswaffe in Berührung gekommen.
Also schied er als Täter aus.
Das sah die Polizei vermutlich ganz anders. Er hatte nicht nur ein Motiv, sondern auch kein Alibi. Im Gegenteil, er war unmittelbar vor der Tat bei ihr gewesen und hatte sie im Streit verlassen. Wahrscheinlich hatte sich ein Nachbar
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