Fesselnde Liebe - Teil 2
berühmte und wichtige Leute hin, und Diskretion ist sehr wichtig. Sonst ...« Ich mache mit der Handkante eine Geste an meinem Hals, die überall auf der Welt verstanden wird. Sogar Greg zuckt kurz zusammen, bevor er mich wieder angrinst.
» Ehrlich, Gwen, aber wenn so ein Trip auf alle Frauen diese Auswirkungen hat, sollte der Staat das als Kur verschreiben.«
Ich schiele zu Blondie, die das Programmheft so heftig umblättert, dass sie dabei eine Seite zerreißt. Ihre Lippen sind zu einem schmalen Strich zusammengepresst, und ihr Blick ist auf mich fixiert.
»Vielleicht kann ich dir mal unter vier Augen ...«, sage ich bedeutungsschwanger und deute mit dem Kinn über seine Schulter, woraufhin er sich umdreht und mit kindlichem Erstaunen die Blondine hinter sich mustert.
» Oh verdammt, die hab ich fast vergessen«, murmelt er und fährt sich durch die Haare.
Ich bin ganz hibbelig vor Anspannung und fühle mich ein bisschen wie ein Kleinkind, das die Angst überwunden und einen riesigen Hund gestreichelt hat. Erleichtert und stolz. Stolz darauf, dass ich mich nach all den Jahren endlich gezwungen habe, Greg deutlich zu machen, was mir an ihm liegt. Um noch interessanter für ihn zu werden, wende ich einen von Cats Tricks an. Ich gähne herzhaft, natürlich ganz damenhaft mit vorgehaltener Hand, und stehe auf. Sofort dreht er sich wieder zu mir um und sieht zu mir hoch.
»Gehst du schon?«, fragt er. Ich bin mir sicher, so was wie Bedauern in seiner Stimme zu hören.
Mein Körper prickelt vor Aufregung, aber ich gebe mir Mühe, total cool zu bleiben. »Ja, ich muss morgen früh raus, das Wochenende widme ich ganz meiner Abschlussarbeit. Wir sehen uns ja am Montag bei den Proben.« Augenzwinkernd wende ich mich zum Gehen.
» Warte, ich bring dich zur Tür.«
Träume ich das gerade? Seit zwei Jahren verlasse ich mehrmals pro Woche allein dieses Theater. Es ist das erste Mal, dass mich jemand zur Tür begleitet, und es ist so unnötig wie ein Silikonimplantat für Cat. Schließlich weiß ich sehr gut, wo es rausgeht. Trotzdem warte ich, bis Greg mir gefolgt ist, dann gehen wir gemeinsam durch den düsteren Gang, vorbei an der winzigen alten Toilette, deren Tür nicht mehr richtig schließt, und dem Büro, in dem neben zahlreichen Büchern und Unterlagen auch der schwarze Beo in seinem Käfig wohnt. Ich höre ihn quatschen; das Vieh macht einen ir re, weil er ständig vor sich hinbrabbelt oder pfeift. Am liebsten imitiert er das klassische Hinterpfeifen von Bauarbeitern, das hat Gaby ihm beigebracht.
» Ich freue mich auf Montag«, sagt Greg und bleibt, einen Arm in den Türrahmen gestützt, vor mir stehen.
Ich runzle die Stirn und frage mich, ob ich jetzt unter seinem Arm durchkriechen soll, oder warum er mir sonst den Weg versperrt, da nähert er sich meinem Gesicht auf eine derart eindeutige Weise, dass sich mein Magen verknotet.
»Vielleicht können wir vor der eigentlichen Probe einen kleinen Test ...?«, fragt er leise, sein Mund nur noch Zentimeter von meinem entfernt.
Der Beo lacht hysterisch, was mich irritiert und gleichzeitig zum Kichern bringt. Und genau in diesem Moment ertönt das Glockenspiel von Big Ben, was meinen Herzschlag blitzschnell in ungesunde Höhen treibt. Lieber Himmel, wer ruft denn um diese Uhrzeit noch an?
2
Cat hockt wie immer vor ihrem Computer und surft im Internet. Ich muss gar nicht fragen, wonach sie guckt, weil ich es sowieso weiß. Vorsichtig lege ich ihr von hinten die Hand auf die Schulter.
»Cat? Ich muss mit dir reden. Dringend.«
Mein Herzschlag hat sich nur sehr langsam beruhigt, nachdem ich die Nachricht auf meinem Handy abgehört hatte. Noch immer bin ich aufgewühlt und verwirrt und habe das dringende Bedürfnis, Cat davon zu erzählen.
»Moment«, sagt sie, ohne sich zu mir umzudrehen.
Auf ihrem Monitor tauchen lauter Chatbeiträge auf.
»Hast du Jonathans Rechner gehackt?«, frage ich skeptisch und beuge mich vor, um mitlesen zu können. In der Tat flirtet er mit einer Frau, die sich MadeMoiSelle nennt. Seinen Chatnamen, The_great_commandment , kenne ich natürlich längst. Und meine Gedanken dazu habe ich Cat gegenüber auch schon ausgiebig ausgebreitet, das muss ich nicht wiederholen. Erst Minuten später schnalle ich, dass sie MadeMoiSelle ist, und stöhne auf. »Ernsthaft? Das merkt er doch sofort!«
Ihr Gesicht glüht, während ihre Finger über die Tastatur fliegen. »Da kommt er nie drauf«, murmelt sie vor sich hin, schickt ihre Nachricht ab
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