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Fessle mich!

Fessle mich!

Titel: Fessle mich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Hoffmann
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um das Durchstehen einer Situation geht, die den Devoten extrem gruselt, kann es im Nachhinein einen riesengroßen Gewinn darstellen, es endlich doch einmal geschafft zu haben. Danach kann die Angst schon sehr viel kleiner sein und ein großes Glücksgefühl entstehen. Bricht man derartige Versuche aber immer wieder ab und macht dann einen großen Bogen darum, werden diese Gespenster eventuell noch größer für den Devoten und er hat bei jedem Versuch das Gefühl, (schon wieder) versagt zu haben. Für Spieler, die auch ihre Grenzen und die Wünsche hinter diesen Grenzen in ihre Spiele einbeziehen möchten, könnte es also eine sinnvolle Überlegung sein, zumindest für diese speziellen Spiele auf ein Safeword zu verzichten.«

Kapitel 17

Der Absturz  – Was tue ich, wenn ein SM-Spiel schiefgeht?
    Zum Ende des ersten Teils der Shades-of-Grey- Trilogie erlebt Anastasia Steele etwas, was SMer als Absturz bezeichnen: Sie ist von der Session überfordert und empfindet ihre seelischen Grenzen von Christian deutlich überschritten. Darauf reagiert sie mit einem emotionalen Zusammenbruch, dem heftige Vorwürfe gegen Christian folgen. Dass er ihr im Gegenzug vorwirft, ihr Safeword nicht benutzt zu haben (weil sie unbedingt zeigen wollte, was sie Christian zuliebe alles erträgt), macht die Sache nicht besser, und für ihre Beziehung scheint das zunächst das Ende zu bedeuten.
    Wie wir wissen, ist dem nicht so, weil Christian Anastasias Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden, schon zu Beginn des zweiten Bandes wieder ignoriert – und weil der erotische Wunschtraum E. L. James’ natürlich ein Happy End haben soll. Im wahren Leben kann so ein Absturz das Ende einer SM-Beziehung bedeuten, weil damit in der Regel ein erheblicher Vertrauensverlust des devoten gegenüber dem dominanten Partner verbunden ist. Das muss aber keineswegs zwingend der Fall sein. Viele der SMer, die ich dazu befragt habe, vertraten die Ansicht, dass so etwas (gerade in einer jungen Beziehung, wenn sich die beiden Partner noch nicht so gründlich kennen) schon mal passieren könne, wenn einer der beiden zum Beispiel einen schlechten Tag habe. Ein zu harter Tag oder eine zu weitgehende Forderung lässt das Spiel entgleiten – aber das bedeute noch lange keine Vertrauens­krise und man könne sich darüber unterhalten, wie man es in Zukunft besser macht.
    Anstelle von Wut und Empörung wie bei Anastasia hätte sich ein solcher Absturz auch in heftiger Niedergeschlagenheit und Verzweiflung, einer Angstattacke oder heftiger Scham äußern können. Oft bleibt es aber auch weniger dramatisch auf der Ebene eines leichten oder stärkeren Unbehagens. Wenn die SM-Session abgebrochen werden musste, kommt es vor, dass der devote Partner deswegen Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen gegenüber dem anderen hat. Es ist auch möglich, dass der dominante Partner abstürzt, weil er plötzlich nicht mehr in der Lage ist, ein Spiel wie geplant fortzuführen.
    Dass das Risiko eines Absturzes nie völlig ausgeschlossen werden kann, liegt in der Natur der Sache: Für die meisten ist es ja gerade der Sinn von Unterwerfungsspielen, dass sie tiefere und brisantere Gefühle erzeugen, als es beim reinen Blümchensex häufig der Fall ist. Ein bisschen aufgewühlt und in seinen tieferen Gefühlsschichten erschüttert zu werden, ist genau das, was solche Szenen für viele Leute reizvoll macht. Eine Achterbahn würde ja auch keinen Spaß machen, wenn das Wägelchen nur auf ebenem Gelände in gemütlicher Langsamkeit vor sich hin zuckeln würde, nur um ja keinen Fahrgast zu erschrecken. Im Gegensatz zur Achterbahnfahrt kann bei den meisten erotischen Rollenspielen sogar jeder Teilnehmer zu jeder Sekunde ein Stoppsignal geben und aus der ganzen Sache aussteigen.
    Nun kommt es aber vor, dass man erst in dem Moment merkt, überfordert zu sein, wenn eine Grenze bereits überschritten wurde. Oder man hat den Eindruck, während des Spiels noch im grünen Bereich zu sein, und erst nach dem Höhepunkt, wenn wieder Ruhe einkehrt, bekommt man Zugang zu den tieferen Gefühlen, die in einem ausgelöst wurden, und ist erschüttert. Rückblickend wünscht man sich vielleicht, vorher die Bremse gezogen zu haben, kann das aber nun nicht mehr ändern. In dieser Hinsicht unterscheidet sich das erotische Rollenspiel kaum von anderen Formen tiefer gehender zwischenmenschlicher Kommunikation. Sobald man sich in einer bestimmten Weise öffnet, riskiert man leider, verletzt zu werden beziehungsweise

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