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Fessle mich!

Fessle mich!

Titel: Fessle mich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Hoffmann
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diese Technik allerdings allzu freigiebig einsetzt, kann mancher Dominante etwas gereizt reagieren. Denn es ist ja eigentlich sein Vorrecht, den Ablauf, das Tempo und den Härtegrad einer Szene vorzugeben. Übertreiben Sie also besser nicht, sondern sorgen Sie lieber vor und nach jeder Szene für eine ausführliche Aussprache. Das Codewort »Grün«, das in dem von Christian Grey entworfenen Sklavenvertrag fehlt, würde schließlich bedeuten: »Alles okay, mach nur so weiter.« Eine solche Bestätigung kann auch vom dominanten Partner abgefragt werden, wenn er den Eindruck hat, dass sich sein Lover irgendwie eigenartig verhält, und er sicherstellen möchte, dass noch alles in Butter ist.
    Innerhalb der SM-Szene sind Safewords übrigens immer wieder Anlass hitziger, manchmal fast ideologischer Diskussionen. Manche sind der Ansicht: Wenn ich schon extra bestimmte Codewörter brauche, damit ein Partner dem anderen sein Unwohlsein vermitteln kann, dann ist die emotionale Verbindung zwischen den beiden ohnehin zu schwach, als dass sie miteinander solche kitzligen Spiele durchführen sollten. Der Dominante müsse anhand von Körpersprache und anderen nonverbalen Rückmeldungen eigentlich recht genau merken, wann die Belastbarkeit des Devoten ihre Grenze erreicht habe. Insofern seien Safewords ein Ausdruck des Misstrauens. Entgegen ihres Zwecks zerstörten sie die Atmosphäre eines Spiels eher, als wenn der Dominante es lernte, mit genügend Einfühlungsvermögen das Verhalten seines Partners zu lesen.
    »Ich habe in meinem Leben bisher selten ein Safeword gehabt beziehungsweise gebraucht«, berichtete mir Arlene, Mitbegründerin der Interessensgemeinschaft BDSM Schweiz. »Wie könnte ich loslassen, mich fallen lassen und mich ihm total hingeben, wenn ich das Gefühl haben müsste, in irgendeiner Situation eventuell das Safeword gebrauchen zu müssen? Allein der Gedanke daran würde mich bremsen.«
    Die SM-Anhängerin Claudia (Stolz-und-sklavin.de) weiß von einem Erlebnis zu berichten, bei dem auch das Safeword nicht den Schutz darstellte, den sie sich davon versprochen hatte: »Mein Partner und ich erlebten einmal eine Situation, bei der ich nur noch weinte, schrie, mich völlig hilflos fühlte, darauf wartete, dass er abbricht. Er tat es nicht, da ich dann doch auf seine Worte nach einer Zeit reagierte. Wir sprachen natürlich anschließend darüber. Er meinte: › Du hättest ja dein Codewort gehabt. ‹ Ich erschrak, denn in meiner Panik hatte ich das völlig vergessen. Absolut kein Drandenken! Es kann also Situationen geben, in denen der Devote so weit abtaucht, dass die Panik alles überdeckt. Da ist dann der Dominante in seiner ganzen Verantwortung gefragt. Kein Leichtes für ihn! Im Nachhinein war ich froh, dass kein Abbruch zustande kam. Es stellte sich dann im Gespräch heraus, dass ich in ein Kindheitsthema verfiel und ich keine Orientierung mehr hatte, dass ich hier als Erwachsene bin.«
    Auch Eva, engagiert im Vorstand der deutschen Bundesvereinigung Sadomasochismus und der Beratungsstelle Mayday, kann einen kritischen Fall schildern, bei dem das abgesprochene Safeword nicht zum Einsatz kam: »Mein dominanter Partner hat im Spiel von mir etwas verlangt, was meiner Meinung nach definitiv extrem weit außerhalb meiner Grenzen lag. Als er versuchte, dies durchzusetzen, habe ich entsprechend heftig reagiert. Da das Verlangte weit hinter meinen Grenzen lag, fühlte ich mich dermaßen weit weg von einer Spielsituation, dass ich gar nicht mehr überlegt habe, ein Safeword zu benutzen. Für mich war einfach ganz klar, dass es kein Spiel mehr sein kann. Im normalen Leben gibt es keine Safewords. Leider kann es aber immer wieder vorkommen, dass sich der Devote heftig verletzt fühlt. Gerade weil die Verletzung von der Person ausgeht, die eigentlich Schutz bedeutet, fühlt sich der Devote noch mehr verletzt. Daraus kann dann eine reflexartige Verteidigungsposition entstehen, die bis hin zur Panik reicht. Dabei geht ein Safeword leicht verloren. Der Dominante weiß dabei nicht, was los ist, und neigt dadurch zu Fehlinterpretationen und Fehlentscheidungen. Aber selbst wenn der Devote das Safeword sagt, kann es sein, dass der Dominante es trotz bester Absichten nicht hört, weil es (zum Beispiel aus Unsicherheit) zu leise ist. Oder der Dominante hört es zwar, ist sich selbst aber in keinster Weise der für den Devoten problematischen Situation bewusst und braucht etwas Zeit, um diesen Laut als Safeword zu registrieren und

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