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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
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wie es irgendwie scheinen mag. Er war wirklich kein schlechter Mensch oder immer ein Schmutzfink, wenn man ihn an den Maßstäben seiner Zeit mißt. Und wir fanden auf den Bändern Andeutungen dafür, daß er auf dem »Schlachtfeld der Liebe« einige Niederlagen erlitten hatte, lange bevor er zu einem Neumetallmenschen geworden war. Deshalb bin ich für meinen Teil recht glücklich, das heißt,
    ich freue mich in meinen Strahlen, daß er eine Blechbüchsenpuppe (eine Neumetallgeliebte heißt das) so lieben konnte, und daß er ihr seine ganze Große Freudenzeit widmen konnte, ohne daß er ihrer überdrüssig wurde. Und falls er ihrer doch einmal überdrüssig werden sollte, gab es keine großen Erklärungen. Der AUS-Schalter würde einfach die Nacht über das süße zahnradgetriebene Gehirn seiner süßen metallenen Puppe hereinbrechen lassen und er könnte sich dann männlicheren Dingen zuwenden, eines Nachbarn Schutzwall vernichten beispielsweise oder einen ganzen Kontinent ausradieren. SEHR PASSEND!
    Deshalb auch für Sie »Die Neumetallgeliebte« .
    Aber damit Sie nicht den falschen Eindruck gewinnen, daß es in Moderan allgemein nur Wonnen mit den Neumetallgeliebten gegeben hätte und keinerlei Sex-Probleme, lassen Sie mich der Gerechtigkeit halber schnell ergänzen, daß es nicht immer so war. Es scheint, daß unser Mann, da er ein Mensch war, als lebender Fußabtreter für vielerlei Probleme diente. Wie sehr er sich auch bemühen mochte, wo immer er ging, zu wieviel Prozent Stahl er auch gelangen mochte (außer 100%, so vermute ich, diesen erhabenen Zustand erreichte er niemals vollständig), er würde früher oder später jene kalte Hand seine Schulter umklammern fühlen und jene strenge Stimme befehlen hören »Mensch, komm mit, ich habe hier einiges Unglück vom menschlichen Typ, gegen das DU kämpfen sollst«. Und so geschah es mit einer Neumetallgeliebten, in die er sich törichterweise mehr als nur ein bißchen verliebt hatte. Ja, in »Erinnerungen« sehen wir ihn ebensosehr in der Zwickmühle der Liebespein, wie es irgendeinem rein fleischernen Menschen hätte passieren können. Seine Neumetallgeliebte des Augenblicks ist fortgelaufen. Mit einem Blechmann? Mit einem anderen Festungsherren? Mit einem Rivalen? Mit einem Fremden? Wem? wem? Was? was? Wie? wie? Es ist wirklich eine verdrehte kleine Geschichte. Meiner Meinung nach ist es wirklich ein starkes Stück, wenn man sich vorstellt, daß ein mächtiger Herr einer Festung von einer Blechbüchsenfrau so bezaubert werden könnte, daß er nach ihrem Treuebruch lange untätige Monate damit verbringen würde, sich Strafen für sie auszudenken. Je mehr ich über diese kleine Skizze und bestimmte andere ausgesprochene oder implizierte Einstellungen nachdenke, die in den anderen Bändern auftauchen, von denen ich Ihnen einige vorlege und von denen ich einige aus dem einen oder anderen Grunde zurückgehalten habe (meistens aufgrund von persönlichen Vorlieben und Abneigungen, weil ich noch so menschlich bin), desto mehr bin ich davon ÜBERZEUGT, daß dieser Mann auf dem »Schlachtfeld der Liebe« früher wirklich große Niederlagen erlitten hatte. Ich glaube, daß seine Landser der Liebe verraten, getäuscht worden waren, daß sie umzingelt und unwürdig gefangengenommen worden waren, zu wilder panischer
    Flucht getrieben worden waren, daß sie mit entsetzlichen Verlusten gekämpft hatten, daß sie zum Halten gebracht worden waren – sie waren in fast jede unglückliche Lage geraten, in die eine anstürmende Armee überhaupt geraten kann, dessen bin ich sicher. Und es war ihm wahrscheinlich fast unmöglich geworden, in den von Fleisch befleckten Gefilden so etwas wie Selbstvertrauen oder Zutrauen zu entwickeln. Und dann als Neumetallmann genau das zu finden, was er sich gewünscht hatte, etwas das genau nach seinen Vorstellungen hergestellt worden war, das er wirklich genießen konnte und auf das er sich verlassen konnte (so glaubte er!) und dieses Ding dann weglaufen sehen, es gestohlen oder gemein weggelockt zu bekommen – das brachte sein Gehirn zum Kochen. Das erstaunt mich nicht im geringsten.
    Und deshalb auch für Sie »Erinnerungen« …
    Aber lassen Sie es mich nicht vernachlässigen zu betonen, daß diese ganzen Stunden mit den Neumetallgeliebten nur möglich waren, weil die mächtigen Herren der Festungen sehr früh in der Entwicklung Moderans für sich die Frage der fleischernen Frauen gelöst hatten, oder, um genauer zu sein, das Hindernis der

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