Festung Zehn
Über dieses Buch
›Festung 10‹, eigentlich eine Kurzgeschichtensammlung, kann aufgrund des nahtlosen Ineinanderpassens der Stories ohne weiteres als Roman angesehen werden, als Chronik einer zukünftigen Welt. Wie nahezu alle Werke Bunchs trägt auch ›Festung 10‹, sein Hauptwerk bisher, antiutopischen Charakter.
Bunch schildert, durch die »ersetzten« Augen von ›Festung 10‹ gesehen, nicht ohne Seitenhiebe auf die Realität, eine »wunderschöne« Welt der Zukunft, wo der Mensch seines lästigen Fleisches entledigt, endlich den Tod besiegt hat und sich nun den »Freuden« des Alltags hemmungslos hingeben kann. Eine Plastikwelt mit Festungen, deren Festungsherren, wenn sie nicht gerade über »allumfassende schwere Probleme« nachdenken, Kriege gegeneinander fuhren, um der Langeweile zu trotzen. Das ist die Welt von ›Festung 10‹, dem ruhmreichsten aller Festungsherren in Moderan, und die wäre für ihn in Ordnung, wenn keine Zwischenfälle einträten und er nicht seltsamen Besuch bekäme, der seine »moderne« Weltanschauung auf eine harte Probe stellt …
Der Autor
David R. Bunch ist ein wenig bekannter, dafür aber um so talentierterer amerikanischer SF-Autor. Die einzige Information über ihn war im Magazin of Fantasy and Science Fiction zu lesen und besagte, daß er Angestellter des ›Aeronautical Chart and Information Center‹ in St. Louis sei und hauptsächlich für kleinere Magazine schreibe. Bunch ist ausschließlich auf dem Kurzgeschichtensektor tätig. Er veröffentlichte eine stattliche Anzahl Stories in Amazing und Fantastic, die aber alle nur eine durchschnittliche Länge von ca. 5 Seiten aufwiesen. Das mag ein Grund dafür sein, warum er solch geringe Popularität genießt. Nur einmal kam eine Diskussion über Bunch in Gang, als ein Leserbrief in o. e. Magazin ihn in Grund und Boden verdammte. Dieser Brief löste eine Flut von üblen Schmähreden auf seinen Autor aus, doch nach einigen Ausgaben versiegte der Strom und man stritt sich wieder mit alter Leidenschaft darüber, ob Otis Adelbert Kline besser Zweikämpfe schildern könne als Edgar Rice Burroughs oder umgekehrt.
(Peter Ripota in MRU 100)
David R. Bunch
FESTUNG 10
Moderan
Science Fiction Roman
Deutsche Erstausgabe
Fischer Taschenbuch Verlag
Juli 1974
Umschlagillustration: Eddie Jones
Umschlagtypographie: Jan Buchholz/Reni Hinsch
Titel der amerikanischen Originalausgabe ›Moderan‹
Erschienen bei Avon Books, New York
Aus dem Amerikanischen übertragen von Gerd Hallenberger
Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main
© Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 1974
© by Avon Books
Gesamtherstellung: Hanseatische Druckanstalt GmbH, Hamburg
Printed in Germany
Scan by Brrazo 07/2011
Epub by Brrazo 12/2013
ISBN 3 436 01922 4
Vorwort
Wunderlich waren sie, diese Aufzeichnungen, seltsam und uralt. Sie wurden an die Küste gespült, als die moderanischen Meere endlich schmolzen. Wir, die Strahlenmenschen, die Menschen des Traums des Geistesreiches, spielten sie auf die altmodische maschinelle Art und Weise ab und erkannten mühelos, daß sie von einer sehr ungewöhnlichen Welt berichteten, von einer Welt des Übergangs, wenn Sie so wollen, zwischen dem, was wir heute sind und dem Tod und den Niederlagen, die diese Menschen zu überwinden hofften. Neumetallmenschen! Das Wort hat einen guten Klang. MODERAN! Es schien wirklich ein ziemlich großartiger Plan zu sein, dessen bin ich mir sicher, und, wer weiß, vielleicht hatte er sogar gute Chancen zu gelingen. Aber alle Gesellschaften, alle Zivilisationen, alle Bestrebungen müssen scheitern am unablässigen Zerren der Zeit, die über alles ein Leichentuch breitet, so scheint es. Was übrig bleibt, sind einige kleine Knochen, Fossilien, ein zu Stein gewordener Schuh vielleicht, ein knöcherner Knopf im Meer möglicherweise, ein juwelengeschmücktes Andenken an eine alte Liebe. In diesem Fall waren Bandaufzeichnungen übriggeblieben, auf denen ein großer »König« seine Lebensgeschichte der Hoffnungen, Ängste und Kriege – jawohl, KRIEGE! festgehalten hatte. Vielleicht war dieser »König« ein recht fähiger Schriftsteller, eine Art verlorener König Jakob. Seine Prosa verrät wirklich eine natürliche Begabung, obwohl sie manchmal ermüdend wird; manchmal verwendet er viel Mühe auf offensichtliche Dinge und wird unklar, wo es ausführlicher Erläuterungen bedurft hätte; manchmal redet er viel,
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