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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Front hörten die Spießträger und die Fußsoldaten, die in ihren eisenbeschlagenen ledernen Brünnen steckten, den Chor der Mönche, die die Prim sangen, den ersten Teil des Stundengebets. Sie hatten sich dicht um ein gigantisches Kruzifix geschart, und einige von ihnen bekreuzigten sich. Weiter hinten frühstückten Kavalleristen und Ritter mit betont gleichgültiger Miene, während ihre von panischer Angst ergriffenen Knappen eilig ihre schweren Streitrösser rüsteten.
    Ein lang gezogenes Beben lief plötzlich durch die vorderen Linien der menschlichen Armee. In der Ferne, eine Meile von den ersten Reihen der Bogenschützen entfernt, hatten sich die Zwerge vom Roten Berg zum Klang ihrer bronzenen Trommeln in Bewegung gesetzt. Pellehun beugte sich zu seinem Seneschall, dem Herzog Gorlois, murmelte ihm ein paar Worte zu, und dieser trabte gemächlich los, um die für den Proviant zuständigen Knappen zusammenzutreiben. Gleich einem Schwarm Stare stoben sie zurück in ihre Linien, beladen mit großen Körben oder kleinen Fässern, gossen den Wein direkt in die Helme und warfen ihre Brote in die Menge, und diese unerwartete Ausgabe von Speisen und Getränken löste im Handumdrehen Tumult unter den Kriegern aus. Gorlois ging mit gutem Beispiel voran und begrüßte den anbrechenden Tag, indem er einen Schlauch schwenkte, aus dem er sich den Wein aus einigem Abstand in den Mund laufen ließ, so dass alles über sein Kinn und seinen Waffenrock rann: dunkler, blutroter Grenache; dann gab er seinem Pferd die Sporen und ritt durch die Reihen seiner Soldaten.
    »Esst und trinkt!«, brüllte er und warf dabei den Schlauch einem Degenkämpfer mit Kindergesicht zu. »Das ist der Leib und das Blut Christi 1 .«
    Wieder begann er, schallend zu lachen, während er bis zur ersten Linie galoppierte, in der die Bogenschützen standen und schon einen Satz Pfeile vor sich ins grüne Gras steckten, acht bis zehn jeder, damit sie schneller schießen konnten. Ohne anzuhalten, riss er einem adligen Sergeant ein Banner in den Farben des Königs aus den Händen und rammte es etwa hundert Klafter vor der vordersten Linie in den Boden. Dann trabte er gemächlich den halben Weg zurück, wohl wissend, dass ihn nun alle anblickten.
    Hass, Schrecken, Hoffnung.
    Der Herzog Gorlois lächelte, doch sein garstiges Gesicht, in dem nur noch ein Auge prangte und das von einer langen Narbe entstellt war, hatte nichts Vertrauenerweckendes. Der Seneschall war für menschliche Begriffe genau wie Pellehun selbst alt, auch wenn ihn ein Zwerg als Jüngling bezeichnet hätte. In seine Haare waren rote Bänder geflochten, das Kinn war anders als bei der Mehrheit der Ritter glatt rasiert, und er war klein, verfügte aber über ungewöhnliche Kräfte; er war im und auch für den Krieg geboren. Er ließ seinen Blick über die Front schweifen, hielt Ausschau nach dem König und sah, dass dieser sich im Hintergrund hielt, eskortiert von seinen zwölf Recken, seinen persönlichen Wachen. Und es schien ihm, als nicke Pellehun ihm zu.
    »Bogenschützen!«, brüllte er, während er auf das in den Boden gespießte Banner zeigte. »Der erste Schwarm Pfeile, wenn sie auf dieser Höhe sind! Und dann zehn Pfeile pro Mann, bevor sie nehmen können, was wir gekommen sind, ihnen zu bringen!«
    Der Seneschall zog bedächtig ein großes Schwert aus der Scheide und hob es hoch in die Luft, wobei er sich in den Steigbügeln aufrichtete, damit jeder es sehen kon,nte.
    Es war ein goldenes Schwert, das da in der fahlen Morgensonne schimmerte, über und über mit kostbaren Edelsteinen besetzt und im Laufe der Jahrhunderte von den kunstfertigsten Goldschmieden unter den Bergen ziseliert das Schwert von Nudd, der Talisman, den nach der Legende die Göttin Dana den Zwergen anvertraut hatte und den sie »Harten Blitz« nannten, Caledfwch in ihrer kehligen Sprache. Excalibur in der Sprache der Menschen.
    Es erhob sich ein ohrenbetäubendes Stimmengewirr, in dem der Rest seiner Rede unterging. Die ältesten Soldaten spürten, wie ihnen beim Anblick des Schwertes das Blut in den Adern gefror, und es war ihnen unbegreiflich, wie es sich im Besitz des Königshauses befinden konnte; die Vorstellung, dass Pellehun eines solchen Frevels fähig gewesen war, erfüllte sie mit Entsetzen. Die Jüngsten unter ihnen wussten gar nichts von der Existenz der Talismane und bestürmten ihre älteren Kameraden mit Fragen. Und selbst die Mönche bekreuzigten sich.
    Gorlois gab seinem Pferd die Sporen und ritt

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