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Feucht

Feucht

Titel: Feucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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Swantje im Restaurant, schüttete mehr als einem Gast die Soße über die Hose und entschuldigte sich mit den absurdesten Behauptungen wie etw a, sie würde zu Hause immer nur Klompen, Holzschuhe, tragen und sei diese Pumps nicht gewöhnt. Die Gäste fielen in ihren Ausschnitt und fanden sie charmant.
    Währenddessen zog Lisa im Hof hinter der Küche einen Yuppie durch. Yuppiesex war nicht das Wahre. Der Dreitagebart kratzte auf ihren Schamlippen, die vielen Ringe waren kalt und fremd, als der Auserwählte ihr erst einen und dann einen zweiten Finger hineinschob, und zwischendurch klingelte sein
    Handy. Immerhin ließ er es klingeln, ein Kavaliersyuppie. Aber der Hinterhausfick war trotzdem nicht der Hit. Und als Rache völlig ungeeignet, denn hinterher war Lisa noch genauso wütend wie vorher.
    Henrik betrog sie bestimmt schon seit Jahren, und zu Hause erzählte er ihr dann etwas von Stress im Büro oder er spulte seine gemeine neue Mann-Masche ab: Entweder redete er, wenn er merkte, dass Lisa genitaltechnisch in die Gänge kommen wollte, ununterbrochen von Kindheitserlebnissen und seiner Psyche und betonte, wie toll es doch sei, als Neuer Mann endlich einmal nur kuscheln zu dürfen, oder er behauptete einfach leicht geniert, er bekäme keinen hoch, und feierte wieder das Neue-Mann-Dasein, das ihm erlaube, seine Versagungs-ängste der geliebten Partnerin zu offenbaren. Nach so etwas konnte Lisa natürlich nicht meckern und auf die bundesdeutschen dreizehneinhalb Minuten Geschlechtsverkehr bestehen. Und hinter ihrem Rücken trieb er es also mit irgendwelchen Barbies.
    Das musste bestraft werden. Jordis und Swantje fanden das auch. Und während der gemeinsamen Küchenarbeit waren sie auf die Idee mit Walter gekommen. Walter langweilte Jordis schon seit Jahren. Er war nicht der Mann, der irgendetwas leidenschaftlich und radikal machte. Wenn er sich überfahren ließe, dann todsicher von einem Krankenwagen. Entweder er war nicht da, oder sie wünschte, er sei es nicht. Außerdem betrog er sie ebenfalls. Und während sie so auf das brutzelnde Fleisch sah, freute sie sich wieder auf alles, was kommen würde.
    Die Portionen für Quellental und Henrik waren gleichzeitig fertig. Von Quellental bekam ein Lendenstück, Henrik ein Hacksteak. Jordis servierte beiden persönlich, und Lisa setzte sich zusammen mit ihr zu Henrik, während Swantje den einzigen Ausgang sicherte. Henrik aß wie ein Hängebauchschwein, und wenn er weiterhin solche Mengen verschlang, würde er auch bald so aussehen, Lisa tat es nicht Leid, ihn bald los zu sein. «Na, Henrik», sagte Jordis, «schmeckt's?» Henrik, der Jordis nicht ausstehen konnte, weil sie größer war als er, meistens anderer Meinung und dazu auch noch offensiv bisexuell, grummelte etwas Zustimmendes. Es lief so perfekt, dass Lisa beinahe unheimlich wurde. Von Quellental spachtelte am anderen Ende des kleinen Saales, und Henrik fragte gerade «Wo isn eigentlich Walter? Wollter nich auch kommen?» Dabei stieß seine Gabel an ein kleines Stückchen Metall. Jordis lächelte, sie beugte sich zu ihm herüber und hauchte: «Du isst ihn gerade.»
    Henrik lachte mit offenem Mund, auf seiner Zunge lag ein Speichelbrei aus Fleisch und Kartoffelquarkmus. Dann schob er mit dem Messer einen goldenen Ring über den Teller. «Ups, wir haben vergessen, Walters Ehering abzumachen, als du die Hand durch den Fleischwolf gedreht hast, deshalb ist er eben kaputtgegangen», zischte Lisa. Henrik bekam die Farbe von blanchiertem Sellerie in Senfsauce und wollte den Bissen auf den Teller spucken. Aber Lisa hielt ihm schnell die Hand vor den Mund und säuselte: «Das würde ich nicht tun. Denn erstens sitzt Hamburgs berühmtester Restaurantkritiker dir direkt gegenüber, und wenn der eine schlechte Kritik schreibt, und das tut er, wenn du hier alles ausgöbelst, dann kommen wir nie raus aus den roten Zahlen, und du musst blechen und blechen und blechen. Und außerdem kommst du hier nur lebend raus, wenn du brav deinen Teller aufisst. Du hast doch eben Swantjes blaues Kätzchen gesehen, eine Handbreit höher hat sie eine Pistole im Rock, die ist geladen und ganz klein und ganz leise, und damit erschießt sie dich, wenn du versuchst, dich dünne zu machen. Also iss weiter. Ein Löffelchen für den armen Walter, dem es eh nichts mehr hilft und der es nicht anders verdient hat.» Henrik hielt den Ring nah an die Augen, kein Zweifel, es war Walters Hochzeitsring.
    «Er hat mich nämlich betrogen», klärte Jordis

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