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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Calahan
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ich instinktiv meine rechte Hand, um mich am Kopf zu kratzen. Aber anstelle von Haaren und Kopfhaut fühle ich eine Baumwollmütze. Plötzlich wütend, reiße ich sie herunter und hebe beide Hände, um meinen Kopf zu untersuchen. Ich spüre reihenweise Kunststoffkabel. Ich ziehe eines heraus – spüre dabei einen Stich in meiner Kopfhaut – und halte es auf Augenhöhe. Es ist rosa. Um mein Handgelenk trage ich ein Plastikband in Orange. Ich kneife die Augen zusammen, unfähig, mit meinem Blick die Worte zu fokussieren, aber nach einigen Sekunden werden die Blockbuchstaben scharf: FLUCHTGEFAHR.
    1 Yellow Car oder Yellow Cab oder kurz Cab nennt man die Taxis in New York. (Anm. d. Red.)

Teil 1
Verrückt
    Ich spürte dieses eigenartige Flügelschlagen im Kopf.
    Virginia Woolf , Tagebuch einer Schriftstellerin.

Kapitel 1
Der Wanzen-Blues
    V ielleicht fing alles mit einem Wanzenbiss an, dem Biss einer Bettwanze, die es gar nicht gab.
    Eines Morgens erwachte ich und sah zwei rote Punkte auf der rotblau durchschimmernden Hauptvene, die durch meinen linken Arm verläuft. Es war Anfang 2009 und New York City wurde überwältigt von einer Wanzenhysterie: Sie infizierten Büros, Bekleidungsgeschäfte, Kinos und Parkbänke. Ich bin von Natur aus eher unbesorgt, dennoch wurden meine Träume zwei Nächte lang von fingergroßen Bettwanzen heimgesucht. Die Sorge war völlig berechtigt, nachdem ich jedoch meine Wohnung sorgfältig abgesucht hatte, hatte ich nicht eine einzige Wanze oder irgendeinen Hinweis auf ihr Vorhandensein finden können. Nur diese beiden Bisse. Ich bestellte sogar einen Kammerjäger, um meine Wohnung kontrollieren zu lassen, einen überarbeiteten Hispanoamerikaner, der die ganze Wohnung auf den Kopf stellte, meine Schlafcouch anhob und mit der Taschenlampe an Stellen leuchtete, die zu putzen mir noch nie eingefallen war. Er erklärte meine Wohnung für wanzenfrei. Das erschien mir unwahrscheinlich, daher bat ich ihn, wiederzukommen und die Wohnung zu desinfizieren. Es spricht für ihn, dass er mich drängte abzuwarten, bevor ich eine astronomische Summe dafür ausgeben würde, etwas zu bekämpfen, was er für eine Einbildung hielt. Aber ich drängte ihn dazu, überzeugt davon, dass meine Wohnung, mein Bett, mein Körper von Wanzen überrannt wurden. Er willigte ein, wiederzukommen und sie zu vernichten.
    Besorgt, wie ich war, versuchte ich, mein zunehmendes Unwohlsein vor meinen Kollegen zu verbergen. Verständlicherweise wollte niemand etwas mit einer Person zu tun haben, die ein Wanzenproblem hatte. So ging ich am nächsten Tag so lässig wie möglich durch die Redaktionsräume der New York Post in meine Arbeitsnische. Sorgfältig versteckte ich meine Bisse und versuchte, locker und normal zu wirken. Nicht ganz »normal« zu sein, bedeutet bei der Post viel.
    Auch wenn die Post bekanntlich von allen Neuigkeiten wie besessen ist, ist sie beinahe so alt wie die Nation selbst. 1801 von Alexander Hamilton gegründet, ist sie die Zeitung des Landes, die am längsten ohne Unterbrechungen erschienen ist. Im ersten Jahrhundert ihres Bestehens kämpfte sie für die Abschaffung der Sklaverei und unterstützte die Anlage des Central Parks. Heute sind die Redaktionsräume riesig und stickig, mit vielen Reihen offener Boxen und einer Überfülle von Ablageschränken, vollgestopft mit den ungenutzten, vergessenen Dokumenten vieler Jahrzehnte. Die Wände sind übersät mit Uhren, die nicht funktionieren, mit Blumen, die zum Trocknen mit den Köpfen nach unten aufgehängt sind, dem Bild von einem Affen, der auf einem Border Collie reitet, und einer großen Schaumstoffhand – einem sogenannten Foam Finger – der Six-Flags-Freizeitparks, alles Erinnerungsstücke an frühere Aufträge. Die PCs sind veraltet, die Kopierer haben noch die Größe kleiner Ponys. In einer kleinen Abstellkammer, die früher als Raucherzimmer diente, werden inzwischen die Vorräte an Arbeitsmaterialien aufbewahrt, dort hängt ein verwittertes Schild mit dem Hinweis, dass es das Raucherzimmer nicht mehr gibt, als würde tatsächlich versehentlich jemand zwischen diese Bildschirme und Teile der Videoausrüstung marschieren, um eine Zigarette zu rauchen. So sah in den letzten sieben Jahren meine exzentrische kleine Welt aus, seit ich dort als 17-jährige Volontärin angefangen hatte.
    Besonders gegen Redaktionsschluss brummt der Raum vor Aktivität – klappernde Tastaturen, herumbrüllende Redakteure, schnatternde Reporter – das perfekte Klischee

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