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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unter der Tür hindurch nach dem Parkett des Flurs. Mit ungehemmter Kraft bahnten sie sich einen Weg hinaus und ergriffen alles, was in ihrer Reichweite lag. Wie ein entfesselter Drache, der seine jahrhundertealten Bande zerriss und alles verschlang, was ihm in den Weg kam, schien sich das Feuer seinen Weg bahnen zu wollen, bereit die Welt zu zerstören und in einem gigantischen Brand auszulöschen, dem sich kein Sterblicher entgegenstellen konnte.

BUCH I
    Brand entbrennt an Brand, bis er zu Ende brennt,
    Flamme belebt sich an Flamme.
    Feuer sah ich des Reichen Reichtümer fressen,
    Und der Tod stand vor der Tür.
    Edda, Des Hohen Lied

Kapitel 1
    Es war fast eine Woche her, seit die Flammen erloschen waren, aber über dem Grundstück hing immer noch ein schwerer Brandgeruch, und obwohl sich das Feuer auf das Haupthaus und die angrenzende Doppelgarage beschränkt hatte, war die vorherrschende Farbe in dem parkähnlichen Garten Schwarz. Das vordere Drittel des ehemals so sorgsam manikürten englischen Rasens hatte sich in eine schwarz-braune Kraterlandschaft verwandelt, in der Pfützen aus ölig schimmerndem Löschwasser wie Scherben eines in tausend Stücke zerbrochenen Spiegels schimmerten, und auf den liebevoll gestutzten Rhododendron- und Azaleensträuchern glänzte ein schmieriger Film, der je nach Sonneneinstrahlung manchmal in allen Regenbogenfarben aufleuchtete, manchmal das Licht einfach zu verschlucken schien. Der lang gestreckte Anbau war trotz des leicht entzündlichen Reetdaches vom Feuer verschont geblieben, aber sämtliche Scheiben waren unter der Hitze geborsten, und die ehemals weiße Fassade hatte sich in ein Muster aus allen erdenklichen Grau- und Schwarzschattierungen verwandelt, vor dem sich das Skelett eines verkohlten Baumes wie eine moderne Drahtskulptur erhob. Mehr als drei Dutzend Feuerwehrleute mit der entsprechenden Anzahl von Schläuchen, Feuerlöschern und anderem Löschgerät hatten ein Übergreifen der Flammen auf die angrenzenden Gebäude verhindert, und angesichts dessen, was hätte passieren können, hielt sich der Schaden sogar noch in Grenzen; aber von der einstmals prachtvollen Jugendstilvilla mit der verspielten Fassade, dem sechseckigen Türmchen und den bunten Tiffany-Fenstern war dennoch nicht viel mehr geblieben als ein verkohlter Trümmerhaufen, aus dem nur noch der – durch eine bizarre Laune des Zufalls – nahezu unversehrt gebliebene Kamin herausragte. Obwohl durch und durch ländlich, erinnerte der Anblick Will intensiv an Ground Zero, den er vor zwei Jahren besucht hatte, wenige Monate nach dem Attentat.
    Will duckte sich unter dem verkohlten Rest eines heruntergebrochenen Dachbalkens hindurch, beugte die Schultern, um sich durch die schmale Lücke zwischen der Wand und der zweiten Hälfte desselben Balkens hindurchzuquetschen, der schräg dagegen gestürzt war, und verzog das Gesicht, als er das typische Geräusch zerreißenden Stoffs hörte. Den brennenden Schmerz, der an seiner Hüfte entlangfuhr und sich fast bis zu den Nieren hinaufzog, nahm er kaum noch zur Kenntnis. Gut, der Anzug war ruiniert, aber so, wie die Dinge standen, spielte das wahrscheinlich keine Rolle mehr. Wenn er innerhalb der nächsten Minuten nicht eine ganze Jahresration an Glück hatte, dann waren seine Kleider für die nächsten zwei Jahre oder so seine geringste Sorge.
    Behutsam richtete er sich auf, sah sich mit klopfendem Herzen im schwächer werdenden Licht des Abends dort um, wo noch vor einer Woche ein kostbar eingerichtetes Kaminzimmer gewesen war, und schloss für einen Moment die Augen, um zu lauschen. Alles, was er hörte, war das Rauschen seines eigenen Blutes in den Ohren; und ein ununterbrochenes Knacken und Knirschen, das aus keiner bestimmten Richtung kam und ganz dazu angetan war, seine Angst noch zu schüren. Das Feuer war noch lange nicht tot. Löschwasser und Chemie hatten es geschlagen, aber nicht wirklich besiegt. Es wütete nicht mehr mit seiner ganzen, verheerenden Kraft, aber es war nicht erloschen, sondern allenfalls zurückgedrängt. Aber auch das war im Moment nicht sein Problem. Vielleicht wäre es überhaupt die einfachste Lösung, wenn einer von diesen verdammten Dachbalken nachgab und ihm auf den Kopf fiel oder er von einer Mauer zerquetscht wurde, die das Feuer gerade weit genug geschwächt hatte, um sie unter der leisen Erschütterung durch seine Schritte zusammenbrechen zu lassen. Wo war dieser verdammte Junge?
    Die Stille, die über dem Trümmergrundstück

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