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Feueratem

Feueratem

Titel: Feueratem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Erwachsenen.
    „Es müsste ständig Markttage geben, dann würden sich alle kennen und nicht mehr misstrauen“, meinte Teres, und Sani stimmte ihr zu.
    „Wenn ich erst in meinem Clan als Mann gelte“, schwor er, „dann wird sich alles ändern.“ Das sagte er, bis es tatsächlich soweit war; er war ein Jahr älter als sie, und als sie sich nach seinem 16. Geburtstag wiedertrafen, waren seine Haare gestutzt und seine Miene sehr ernst. Von den Veränderungen, von denen sie so oft gemeinsam geträumt hatten, sprach er nicht mehr.
    Es war ein warmer Sommertag; sie lagen gemeinsam im Boot und vertrieben sich die Zeit damit, die Wolken über sich mit den unterschiedlichsten Tieren zu vergleichen, als er plötzlich murmelte: „Was für ein Zauber ist es eigentlich, der die Drachen an deine Familie bindet?“
    Teres fehlte noch viel zu einer weisen, erwachsenen Frau. Aber sie war nicht dumm. Die Frage, im nebensächlichen Ton gestellt, hallte in ihrem Herzen mit der schmerzhaften Deutlichkeit einer Warnung wider. Im nächsten Moment sagte sie sich, dass sie zu argwöhnisch war, dass sie sich von dem Misstrauen ihres Clans gegenüber allen anderen nicht das Leben verdüstern lassen sollte. Gewiss fragte Sani ohne weitere Hintergedanken.
    Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und erwiderte nichts.
    Er begann, ihr über das Haar zu streicheln, und fuhr etwas drängender fort: „Es muss wirklich ein besonders schwerer Zauber sein. Mein Vater und mein Großvater haben ihr Leben lang versucht, mit Drachen zu sprechen, und sind kaum mit dem Leben davongekommen. Viele andere sind tatsächlich gestorben, wenn sie sich einem genähert haben. Und ihr lebt mit ihnen?“
    Teres hatte erst an diesem Morgen in aller Eile gemeinsam mit Ervel den Drachen gesäubert und bildete sich ein, noch immer etwas nach Rauch zu riechen. Vielleicht roch Sani dasselbe? Sicher fragte er deswegen.
    Schlagartig wurde ihr in diesem Moment bewusst, dass sie die Antwort auf seine Frage gar nicht kannte, es sei denn, der Zauber lag in dem rituellen Gruß „wir kommen, um zu dienen“, was sie bezweifelte.
    „Ich würde lieber mit dir leben“, entgegnete Teres und hoffte verzweifelt, dass es einfach nur Neugier war, die ihn fragen ließ, nichts als Neugier. Sani würde die Sache auf sich beruhen lassen, wenn sie ihm auswich.
    Der junge Mannsetzte sich auf und lächelte sie an, doch in seine liebevolle Stimme schlich sich zum ersten Mal ein Hauch von etwas, das Teres nicht gefiel. „Dann solltest du auch keine Geheimnisse vor mir haben, Teres. Weißt du das denn nicht? Liebende haben keine Geheimnisse voreinander.“ Damit zog er sie wieder an sich –
    – und küsste sie!
    Darauf hatte Teres in den letzten Wochen gewartet, und sein Mund hatte die fordernde Süße, von der sie geträumt hatte.
    Es brach ihr das Herz.
    „Ich weiß nichts über den Drachenzauber“, sagte sie leise, und als seine Miene kalt wurde, erstarb ihre verzweifelte Hoffnung, dass sie sich unnötig Sorgen machte.
    „Doch, das tust du. Du willst mir nur nichts darüber verraten. Ich dachte, du liebst mich!“
    „Was für einen Zauber hat Clan Soschun?“, fragte sie abrupt.
    „Was hat denn das … Du glaubst doch nicht, dass ich so etwas einem Mädchen erzähle, das mich offensichtlich nicht liebt.“
    Teres wollte es gar nicht wissen. Aber mit jedem Wort aus seinem Mund starb etwas von ihrem Vertrauen in seine Aufrichtigkeit, und schließlich stürzte sie sich ins Wasser und schwamm an Land, während er ihr hinterherrief, dasses ihr noch leidtun würde und er erst dann bereit wäre, sie wiederzusehen, wenn sie ihm seine Frage beantwortete.
    „Lebwohl“, flüsterte Teres, und obwohl es sie alles an Beherrschung kostete, die sie besaß, drehte sie sich nicht um, während sie den langen Rückweg auf den Berg begann.

Kapitel 3
    In dieser Nacht versuchtesie vergeblich, sich in den Schlaf zu weinen. Während ihre Geschwister laut schnarchten, schlich sie sich aus dem Schlafraum.
    Auch die kalten Steine unter ihren Füßen waren die Schuld des Drachen; ihm zuliebe lebten sie alle so hoch wie möglich, auf einem Berg, in einem Haus aus Stein, statt wie jeder andere in der warmen Ebene und in Häusern aus Holz, die mit Teppichen und Schilfmatten wohnlich ausgestattet waren. Aber nein, Drachen fühlten sich in der Ebene nicht wohl, und alles, was sich weich und warm anfühlen könnte, wäre zu gefährlich, zu leicht entflammbar. Selbst für Treppenstufen durfte kein Holz verwendet

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