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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Streetball-Spielen ins YMCA kommen, spielen viel schneller und härter als wir damals. Vielleicht kann eine von diesen Zwanzigjährigen zwei Nachmittage pro Woche erübrigen - ich werd mich gleich dieses Wochenende drum kümmern.«
    »Du kriegst doch keines von diesen jungen Dingern hier zur 90th, Ecke Houston«, gab Mary Ann scharf zurück. »Das ist deine Gegend hier, hier sind deine Nachbarn, nicht in diesem aufgemotzten Lakeview, wo du dich gerne verkriechen möchtest.« Diese Bemerkung ärgerte mich so, dass ich am liebsten aufgelegt hätte, aber dann sagte Mary Ann: »Nur bis die Schule jemanden findet, Victoria. Vielleicht geschieht ja auch ein Wunder, und ich komme wieder.«
    Da wurde mir klar, dass sie sterben würde. Und mir wurde klar, dass ich ein weiteres Mal nach South Chicago zurückkehren und mich dem Schmerz aussetzen musste.

2
    Homie
    Der Lärm war ohrenbetäubend. Die Bälle knallten auf den abgenutzten gelben Linoleumboden, prallten von den Backboards und der Zuschauertribüne am Spielfeld ab. Das rhythmische Trommeln war so donnernd laut wie ein Orkan. Die Mädchen trainierten Korbleger und Freiwürfe, Rebounds, Dribbling zwischen den Beinen und hinter dem Rücken. Nicht alle hatten einen eigenen Ball, dafür reichte das Schulbudget nicht, aber mit zehn Bällen kann man auch schon einen Höllenkrach machen. Die Halle selbst sah aus, als sei sie seit meiner Schulzeit nicht geputzt, geschweige denn gestrichen worden. Es roch nach altem Schweiß, und zwei der Deckenstrahler waren kaputt, sodass es hier drin permanent Februar zu sein schien. Der Boden war zerkratzt und teilweise aufgequollen, und wenn man an der Freiwurflinie oder der linken Ecke -den beiden schlimmsten Stellen - nicht aufpasste, machte man eine Bauchlandung. Letzte Woche hatte eine unserer beiden talentierten Aufbauspielerinnen sich auf diese Weise den Knöchel verstaucht.
    Ich hatte mir vorgenommen, mich von der bedrückenden Atmosphäre nicht runterziehen zu lassen. Immerhin gab es an der Bertha Palmer sechzehn Mädchen, die spielen wollten, und einige von denen waren mit Leib und Seele bei der Sache. Ich war verpflichtet, ihnen zu helfen, bis die Schule eine neue Trainerin gefunden hatte. Musste ihnen den Rücken stärken, wenn die Saison anfing und sie gegen Mannschaften antreten sollten, die unter viel besseren Umständen trainieren konnten - und mit besseren Coaches.
    Die Mädchen, die unter den Körben herumlungerten, sollten sich eigentlich warmlaufen oder stretchen. Stattdessen versuchten sie, den anderen die Bälle wegzugrapschen, oder schrien herum, dass April Czernin und Celine Jackman sich zu viel Zeit ließen beim Abwerfen.
    »Deine Mam hat nicht die Beine breit gemacht, um für den Ball zu blechen - her damit!«, wurde gerne gegrölt. Ich musste die Streitereien im Auge behalten, damit sie nicht eskalierten, aber zugleich die sportlichen Fehler korrigieren. Bei all dem tat ich gut daran, mich nicht vom Geheul des Babys und des Kleinkinds auf der Zuschauertribüne ablenken zu lassen. Sie gehörten zu meiner Center-Spielerin, Sancia, einer schlaksigen Sechzehnjährigen, die selbst noch ein Babygesicht hatte, obwohl sie fast eins neunzig war. Ihr Freund sollte auf die Kinder aufpassen, doch der hockte mit dem Discman auf den Ohren stumpfsinnig neben ihnen und starrte vor sich hin. Und ich durfte mich nicht von Marcena Love nervös machen lassen, obwohl deren Anwesenheit sowohl den Trainingseinsatz als auch den Ausstoß an Beleidigungen beflügelte. Marcena war weder Talentscout noch Trainerin, sie verstand nicht mal sonderlich viel vom Spiel, aber die Mädchen reagierten heftig auf ihr Dasein. Als Marcena - unsäglich aufgedonnert mit schwarzem Prada-Spandex-Kleid und wuchtiger Ledertasche - mit mir anrückte, stellte ich sie kurz vor: Sie war eine Journalistin aus England, die sich Notizen machen und in den Pausen mit der Mannschaft reden wollte.
    Die Mädchen hätten sie so oder so bewundert, aber als sich auch noch herausstellte, dass Marcena vom Usher-Konzert im Wembley-Stadion berichtet hatte, kreischten sie aufgeregt los.
    »Reden Sie mit mir, Miss, mit mir!«
    »Hör'n Sie nicht auf die, 'ne größere Lügnerin gibt's in der ganzen South Side nicht.« »Wollen Sie mich nicht fotografieren, wenn ich einen Sprungwurf mache? Ich werd dieses Jahr Auswahlspielerin.«
    Ich hätte sie nur mit dem Brecheisen von Love weggebracht. Sie schielten sogar noch zu ihr rüber, während sie sich um den Ball und die Würfe

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