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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Gegenstände in das Feuer taten und wieder herausholten. Erstaunlicherweise faszinierte ihn am meisten das Feuer, und seine Blicke wurden immer wieder zu ihm hingezogen, beobachteten die nach oben leckenden Flammen, die ihn in ihren Bann zogen, während kleine Stückchen des Feuers wie Kometen davonschossen.
    „Sie sehen gar nicht so gefährlich aus“, bemerkte Rowan.
    „Wir sollten denen im Baumhort Bescheid sagen“, drängte Greif.
    „Es sind nur zwei“, erwiderte Skye verächtlich.
    „Ja, gut, es waren nur zwei nötig, um meine Mutter zu fangen“, entgegnete Greif. „Sie haben ein Netz über einen Bach gespannt, haben sie darin gefangen und beringt.“
    Er merkte, dass sie ihm alle zuhörten. Sie taten das fast nur dann, wenn er über seine Eltern sprach.
    „Aber sie haben ihr nicht wehgetan, stimmt’s?“, sagte Luna.
    „Nicht die beiden, nein.“
    „Jawohl“, sagte Rowan aufgeregt und wandte sich wieder zu Skye und Luna. „Aber da gab es auch diese anderen Menschen, die all die Fledermäuse in dem überdachten Wald geschnappt und ihnen Sprengkörper am Bauch befestigt und sie aus ihren Flugmaschinen geworfen haben!“
    „Erinnert ihr euch, wie Schatten Chinook gerettet hat, indem er ihm die Bombe losgeknabbert hat?“, fragte Falstaff. Er sprach so heftig, dass der Ast wackelte.
    „Und dann mussten sie sich im Dschungel verstecken, wo all die Kannibalen-Fledermäuse leben“, fuhr Skye fort, und daraufhin redeten alle drei gleichzeitig, erzählten noch einmal Schattens erstaunliche Abenteuer – als hätten sie vergessen, dass Greif Schattens Sohn war und er das alles sowieso wusste und zwar besser als sie.
    Greif runzelte die Stirn, er hatte das Gefühl, dass sie ihm irgendwie seine Geschichten wegnahmen, indem sie sie behandelten, als gehörten sie jedem gleichermaßen. Aber wahrscheinlich stimmte das ja auch irgendwie. In der Echokammer der Kolonie ertönten die Erzählungen seines Vaters immer wieder und auf ewig zwischen den runden Wänden als Teil der Geschichte der Silberflügel. Vielleicht hatte er gar kein besonderes Anrecht auf diese Erzählungen.
    Besonders da er seinem Vater sowieso in nichts glich. Er hatte das beinahe vom Augenblick seiner Geburt an gewusst. Seine Mutter war eine Heldin, aber sein Vater war praktisch eine Legende. Er hatte Goth besiegt und die anderen Kannibalen-Fledermäuse, hatte Frieden geschlossen mit den Eulen und den Silberflügeln die Sonne zurückgegeben. Wenn sein Vater noch weitere erstaunliche Taten vollbrachte, würde die Echokammer explodieren. Als er all diese Geschichten zum ersten Mal gehört hatte – von seiner Mutter, von den Ältesten, manchmal auch von anderen Jungtieren –, hatte er sich seinen Vater als Riesen vorgestellt mit Flügeln, die den Mond verdunkelten. Dann hatte er jedoch erfahren, dass sein Vater als Knirps geboren worden war.
    Das machte alles noch viel, viel schlimmer.
    Ein Knirps und trotzdem tapfer und wagemutig. Als er nicht viel älter als Greif jetzt gewesen war, hatte Schatten einen Blick auf die Sonne geworfen, war Eulen im Flug entkommen, hatte die Echokammer besucht und sich bemüht, den Baumhort vor dem Niederbrennen zu bewahren, und war dann in einem Sturm aufs Meer hinausgetrieben worden und hatte überlebt.
    Greif hingegen waren keine Abenteuer begegnet, er hatte keine tapferen Taten vollbracht. So ungefähr das Aufregendste, was er erlebt hatte, war, dass ein Eichhörnchen eine Nuss nach ihm geworfen und ihn dabei verfehlt hatte.
    In nur noch vier Wochen würden sie ihre Wanderung in den Süden nach Hibernaculum antreten und sich mit den Männchen im Felsenlager vereinigen. Zum ersten Mal würde er dann seinen Vater treffen. Und was würde der zu sehen bekommen? Eine kleine Fledermaus mit komischem Fell. Eine kleine Fledermaus, die auf keine Weise etwas Besonderes darstellte, die weder tapfer noch wagemutig oder sonst etwas war. „Verdammte Menschen“, sagte Falstaff gerade. „Wir sollten hinunterfliegen und ihnen einen Schrecken einjagen.“
    „Wir sollten ihr Haar durcheinander bringen“, schlug Rowan vor.
    „Wir sollten sie voll pinkeln“, sagte Skye.
    Als alle aufgehört hatten zu lachen, gab es ein kurzes Schweigen und dann:
    „Wir sollten etwas Feuer stehlen.“
    Niemand war überraschter als Greif: Aus seinem eigenen Mund waren diese Worte gekommen. Noch nie im Leben hatte er etwas so Ungeheuerliches gesagt, und nun starrten alle ihn an. Bei Luna zeigte sich ein Lächeln im Mundwinkel – beinahe

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