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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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ein Blick der Bewunderung.
    „Feuer stehlen“, sagte sie, als dächte sie über eine interessante Möglichkeit nach.
    „Wofür?“, wollte Falstaff wissen.
    Greifs Blick flog zurück zu den emporleckenden Flammen, seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Warum hatte er das nur gesagt?
    „Nun“, begann er unsicher, „die Eulen haben es, warum sollten wir es nicht auch haben?“
    Vor ein paar Jahren hatten die Eulen ihr Feuer benutzt, um den Baumhort niederzubrennen. Daran war sein Vater schuld gewesen. Schatten hatte einen Blick auf die Sonne geworfen damals, als das noch gegen das Gesetz verstieß, und er war dabei von Wächter-Eulen entdeckt worden.
    „Aber was würden wir damit tun?“, wollte Skye wissen.
    „Ich sage ja nur“, wiederholte Greif, „wir sollten haben, was sie haben. Es ist nur gerecht.“
    „Aber wir leben jetzt in Frieden mit den Vögeln.“
    „Das bedeutet nicht, dass wir immer in Frieden mit ihnen leben werden“, stellte Greif klar. „Und was ist mit den Vierfüßlern? Oder mit den Menschen? Was ist, wenn die gegen uns Krieg führen wollen? Ist es nicht besser, wir haben Feuer, nur für alle Fälle?“
    Alle hatten jetzt ihre Augen einzig auf ihn gerichtet, und er dachte: Das gefällt mir. Sie hören mir zu.
    Und die Worte sprudelten ihm nur so aus dem Mund. Woher, wusste er nicht. Aber schließlich war es ja das, was er sowieso immer in Gedanken tat. Sich Dinge ausmalen. Sicher, es waren normalerweise gewaltige Untergangsszenarios, aber war es nicht in Wirklichkeit alles das Gleiche? Etwas sehen und sich vorstellen, was damit passieren könnte, nur könnte?
    „Da ist noch etwas anderes“, sagte er und erlaubte sich eine dramatische Pause.
    „Was?“, fragte Rowan beinahe flüsternd.
    „Wir könnten es benutzen, um uns zu wärmen.“
    Sie blickten sich an, unsicher, was sie davon halten sollten.
    „Na klar, jetzt ist das Wetter warm“, fuhr Greif eilig fort. „Aber bald wird es kalt werden, so kalt, dass wir hier wegmüssen, oder wir würden erfrieren.“
    Die anderen Jungen zuckten überrascht zusammen.
    „Aber deshalb machen wir doch die Wanderung“, erinnerte ihn Luna.
    „Genau. Aber das ist doch das ganze Problem. Ich habe über die Wanderung nachgedacht und ich glaube, es ist eigentlich eine schlechte Idee.“
    „Wir haben es Millionen Jahre so gemacht!“, rief Skye.
    „Ich weiß. Es ist lächerlich“, meinte Greif mit einem traurigen Kopfschütteln. „Hier haben wir den Baumhort, diesen tollen Ruheplatz, und jeden Herbst müssen wir ihn verlassen und über eine Million Flügelschläge ins Hibernaculum fliegen, den Winter verschlafen, und dann im nächsten Frühjahr müssen wir den ganzen Weg hierher zurückfliegen. Sieht das nicht ein bisschen wie eine Zeitverschwendung aus? Wenn wir aber etwas Feuer haben und es den ganzen Winter am Grunde des Baumhorts am Brennen halten, dann brauchen wir uns nicht mehr die Mühe zu machen und zu wandern!“
    „Aber ich möchte wandern“, sagte Luna lächelnd. „Es macht doch Spaß.“
    „Jawohl.“ Rowan, Skye und Falstaff stimmten gleichzeitig zu, aber, wie Greif merkte, ohne ehrliche Begeisterung.
    „Spaß?“, sagte Greif und prustete gedankenverloren. „Ich weiß nicht, ob ich das Spaß nennen würde. Es ist eine schrecklich lange Reise. Mit Stürmen, starkem Wind, Blitz, Hagel, Eiseskälte. Jedes Jahr schaffen es manche nicht. Ich meine, schaut euch nur einige von den älteren Weibchen in der Kolonie an. Sie sind ziemlich schwach, sie können kaum noch für sich selber jagen! Und was ist mit uns? Wir haben es bisher nie gemacht. Wer sagt, dass wir stark genug sind, um es zu schaffen.“
    „Wir schaffen es“, sagte Skye und suchte Zustimmung bei den anderen.
    „Denkt daran, was meinem Vater passiert ist“, erinnerte sie Greif. „Von einem Sturm erwischt, aufs Meer hinausgetrieben.“
    Das bremste sie für einen Augenblick.
    „Aber er hat es geschafft“, sagte Luna.
    „Er hatte Glück. Stellt euch nur vor, ihr fliegt die Küste entlang, und ein Sturm bricht los, und ihr werdet aufs Meer hinausgefegt, die Wellen sind aufgewühlt, Regen und Hagel prasseln herunter, sodass ihr weder sehen noch hören könnt – und dann Wumm, direkt ins Wasser! Es kommt euch die Nase hoch und weicht eure Flügel ein und macht euch so schwer und kalt, dass ihr nur versinken könnt, immer tiefer bis in die Tiefen des Ozeans!“
    Falstaff schluckte. Rowans Flügel knirschten, als er ängstlich von einer Klaue auf die andere ruckte.

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