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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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von allen Ereignissen, die noch kommen werden.“
    Goth redete den ganzen Tag und jede Sekunde fühlte er sich stärker.
    Er lebte.
    Zotz beschützte ihn.
    Sein Leben hatte gerade erst begonnen.
    Greif spürte Feuchtigkeit in seinem Fell und öffnete die Augen. Er stellte fest, dass er durch Nebel flatterte. Er kippte seitwärts, und plötzlich war er heraus und unter einem klaren Himmel, der mit Sternen und einem vollen Mond klirrte. Der Mond! Er leckte sich den Mund und schmeckte das Wasser, das in Perlen in seinem Fell steckte: nicht salzig dieses Mal, gerade richtig. Es schien alle seine Sinne zu wecken: Wie durstig er war, wie müde und wie hungrig.
    Er kreiste und sah sich nach Luna um. Dann atmete er erleichtert aus, als sie aus der gleichen Nebelbank geglitten kam. Sie flogen so dicht nebeneinander, wie ihre Flügelschläge es zuließen, und schauten auf den silbernen Wald unter sich hinab. Sein Duft war beinahe zu viel für Greifs Nüstern. Er war sicher, er konnte jedes einzelne Blatt riechen, jede Blüte und jedes Tier innerhalb von tausend Flügelschlägen.
    „Schau“, sagte Luna. „Wir sind zu Hause.“
    Unter ihm stand sein Lieblings-Zuckerahorn, erhob sich von seiner kleinen Anhöhe auf dem Talboden.
    „Noch viele Raupen für dich“, bemerkte Luna.
    Greif grinste. Er würde später fressen. Im Augenblick wollte er nur seine Mutter sehen, und er spürte bei Luna die gleiche Ungeduld und Aufregung, wirklich und wahrhaftig zu Hause zu sein. In der Ferne konnte er den Wipfel des Baumhorts erkennen, und er hörte andere Fledermäuse, die im Wald auf Jagd waren. Er wünschte nur, sein Vater hätte diese Reise mit ihnen machen können.
    Mit Luna neben sich schlug er kräftig mit den Flügeln in Richtung auf ihr Zuhause.
    Schatten kam über dem Wald heraus.
    Er hatte keinen Körper, keine Gestalt, soweit er sehen konnte.
    Er war einfach da.
    Und dieses Da war überall, wo er sein wollte, nur indem er es wünschte. Er glitt tief über die Baumwipfel und streifte ein Ahornblatt – nicht darüber oder darunter oder daneben, sondern hindurch. Mit einem Gefühl der Freude spürte er, wie sein ganzes Wesen in das Blatt eindrang und durch sein Gewebe strömte, durch die kleinen Adern, die Wasser und Nahrung transportierten, und dann durch den fasrigen Stiel, der das Blatt hielt, und in die starken Sehnen eines größeren Astes und dann hinab durch die klugen alten Muskeln und Knochen des Stammes selbst – und am Ende wusste Schatten, wie es sich anfühlt, ein Baum zu sein. Durch die Rinde schlüpfte er wieder hinaus und in den Wald.
    Es war großartig!
    Er schimmerte durch die Flügel eines Glühwürmchens, tanzte durch ein paar schlafende Wildblumen, tauchte kurz in den Bach und wieder hoch, schwindlig vor Glück. Wenn er durch all diese Dinge drang, dann war das nicht, als ob er sie besuchte, es war so, als wäre er für diesen Augenblick das Ding selbst, als würden alle seine Sinne hindurchgeführt. Und anscheinend konnte er selbst wählen, und das gefiel ihm ganz und gar, denn so sehr er auch die Wildblume gemocht hatte, dachte er doch, es könnte ein bisschen langweilig sein, immer eine Blume zu sein.
    Der Wald summte und vibrierte um ihn herum – und er fühlte sich lebendiger und stärker mit ihm verbunden, als er sich je erinnern konnte. Er nahm die lebenden Geschöpfe wahr, die unter dem Vollmond unterwegs waren. Er konnte sich nicht dazu entschließen, durch das Stinktier zu ziehen – er würde das später einmal tun, wenn er mehr Übung hatte –, aber er machte sich Mut, durch eine Eule zu fliegen, und spürte ihre prächtige Kraft und Geschicklichkeit. Er fühlte auch nicht nur das Lebendige. In jeder Faser des Waldes nahm er die anderen wahr, diejenigen, die gestorben und durch den Baum gekommen waren. Er konnte sie nicht sehen oder hören oder mit ihnen sprechen, aber er fühlte, dass sie alle um ihn herum waren – in den Blättern, im Staub, in Tautropfen und Kieseln –, und er wusste, dass sie ebenso zufrieden waren wie er. Als er die Silberflügel erblickte, spürte er einen plötzlichen Anflug von Sehnsucht. Sie schossen durch den Wald und jagten und sie sahen so prächtig aus, dass er für einen Augenblick wünschte, er könne wieder einen lebendigen Körper besitzen. Er flog durch einen hindurch und spürte die vertraute Freude am Fliegen, die Vorfreude auf die Jagd nach Insekten. Sie plapperten alle eifrig miteinander und er hörte zu, obwohl er ihre Worte nicht brauchte, um ihre

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