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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Schoß zurück. Er sah, wie sie die Finger ineinanderflocht. Ein Knoten bildete sich in seinem Inneren.
    Augenblicke vergingen, die er nur nach dem irren Trommeln seines Herzens und dem langsamen Gang ihres Atems bemessen konnte.
    »Und ich hatte mich schon gefragt, warum du keinen Taucheranzug anhattest.«
    Dylan verbarg seine Überraschung hinter einem finsteren Gesicht. Er war eine Kreatur der Legenden. Eine Sagengestalt. Ein Freak. Sein eigener Vater konnte seinen Anblick nicht ertragen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Regina – die nüchterne, pragmatische Regina – ihn oder seine Erklärung einfach akzeptieren würde. »Das war’s? Du willst nicht …«
Schreien. Vor Schreck weglaufen.
»… irgendwelche Beweise sehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe dich gesehen. Ich habe gesehen, wie … Ich dachte, ich bin verrückt. Das ist … Na ja …«
    »Eine Erleichterung?«, schlug er trocken vor.
    Sie begegnete seinem Blick. »Nicht ganz.«
    Seine Eingeweide krampften sich zusammen. Nein, natürlich nicht.
    Wenigstens wurde sie nicht hysterisch. Wenigstens schreckte sie nicht vor ihm zurück. Noch nicht.
    Sie befeuchtete die Lippen. »Also, wie … Das heißt, was …«
    »Ich bin ein Selkie.«
    »Okay, das erklärt natürlich alles.«
    Bei ihrem sarkastischen Tonfall musste er fast lächeln. »Ich bin an Land ein Mensch und im Wasser ein Seehund.«
    »Aber wie geht das? Bist du … Was davon bist du?«
    »Ich bin beides und keines davon. Weder Mensch noch Tier. Bevor Gott die Menschen machte, schuf er den Himmel und die Erde, das Wasser und das Feuer. Dabei nahmen auch die Elementargeister Gestalt an, die Kinder der Luft, der Erde, der See und des Feuers. Die Selkies sind die Kinder der See.«
    »Aha. Das ist ja sehr interessant. Aber ich kenne deine Familie. Ich kenne deinen Dad, und …«
    »Mein Vater ist ein Mensch.« Er war ganz anders als sein Vater. »Ich bin durch das Blut meiner Mutter ein Selkie.«
    Reginas Kehlkopf hüpfte, als sie schluckte. Dylan beobachtete sie starr, während ihr gesunder Menschenverstand die logischen Konsequenzen durchdachte, die diese Geschichte mit sich brachte. »Aber dein Bruder und deine Schwester …«
    »Schlagen nach unserem Vater«, antwortete er leichthin. »Die meisten Kinder aus Verbindungen zwischen Menschen und Selkies sind Menschen.«
    Bildete er es sich nur ein, oder fasste sie sich unter dem unförmigen Sweatshirt an den Bauch? Dachte sie an ihren gemeinsamen Nachwuchs? Ihr Kind. Er ballte die Hände.
    »Und wann hast du gemerkt, dass du …«
    »… ein Selkie bist?«
    »… anders bist?«, beendete sie den Satz.
    Er dachte nicht gern daran und wollte sich auch nicht daran erinnern. »Als ich dreizehn war.«
    »Wow.« Sie betrachtete ihn nachdenklich. Er spürte, wie seine Handflächen klamm wurden. »Als wäre die Pubertät allein nicht schon zum Kotzen.«
    Ihr Witz lockerte den engen Knoten in seinen Eingeweiden ein wenig.
    »Das war also, kurz bevor du und deine Mutter World’s End verlassen habt«, folgerte sie.
    »Ja.«
    »Hart für dich.«
    Er schüttelte den Kopf. »Zu gehen war meine Idee. Meine Entscheidung. Mein …«
    Fehler,
dachte er, sagte es aber nicht.
    »O bitte. Du warst dreizehn. Deine Mutter war – was? – ungefähr vierzig.«
    Sein Mund war trocken. »Älter.«
    Regina sah ihn fragend an.
    »Selkies sind unsterblich. Wir altern nicht wie Menschen.«
    »Oh.« Wieder Schweigen, während sie diese neue Information verdaute und er sich wünschte, weit weg in den kühlen, dunklen Tiefen des Ozeans zu sein. »Aber sie ist gestorben. Hast du nicht gesagt, dass sie gestorben ist?«
    »Sie wurde getötet. Noch im ersten Jahr der Freiheit ist sie in einem Fischernetz ertrunken.« Auch daran gab er sich die Schuld.
    Regina zuckte zusammen. »Okay, aber das ändert nichts an meiner Meinung. Deine Mutter war erwachsen. Sie hätte sich jederzeit von dir trennen können. Oder dafür sorgen können, dass du bleibst.«
    »Sie konnte nicht weg. Nicht vorher.«
    »Warum nicht?«
    Schwarzer Groll kochte in ihm hoch. Er schluckte ihn hinunter. »Wir können uns ohne unsere Seehundfelle nicht verwandeln und ins Meer zurückkehren. Meine Mutter kam früher immer an Land, um … meinen Vater zu besuchen. Bevor wir geboren wurden. Bevor sie geheiratet haben. Ich glaube jedenfalls, dass sie geheiratet haben.« Dylan wählte seine Worte mit Bedacht, doch es war unmöglich, die Bitterkeit in seinem Gesicht zu übersehen. »Eines Nachts, als sie

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