Feuerwogen
fröhlichen Vorhänge. Die gewollt heimelige Atmosphäre der Wöchnerinnenstation konnte über die piependen, blinkenden Maschinen an ihrem Bett nicht hinwegtäuschen. Genau wie Dylans offensichtliche Entschlossenheit, das Richtige zu tun, nicht über sein Unbehagen hinwegtäuschen konnte.
Ihr wurde das Herz vor Liebe und Bedauern ein wenig weiter.
»Er wird dich vermissen«, ergänzte sie leise.
Dylan zuckte mit den Schultern. »Ich sehe ihn ja morgen wieder.«
»Ich meinte … wenn du uns verlässt.«
Er ging zum Fenster und starrte durch die Jalousien auf die Bucht und in die Nacht, als sehnte er sich danach, schon fort zu sein. Seine Schultern waren angespannt, sein Profil in Schatten getaucht. »Ich verlasse euch nicht. Ich verlasse euch nie wieder.«
Ihr Herz machte einen wilden Sprung. Einen schwachen Augenblick lang erlaubte sie sich zu hoffen. Zu wünschen.
Sie holte vorsichtig Luft.
Ruhig, Regina.
Dylan hatte ihr schon mehr gegeben als irgendein anderer Mann in ihrem Leben. Er hatte ihren Sohn gerettet. Er war ihr zu Hilfe gekommen, als sie verletzt war und am Boden lag, und hatte sie festgehalten, als sie seine Umarmung so gebraucht hatte.
Jetzt konnte sie ihm etwas zurückgeben. Etwas, das er wollte. Das er brauchte.
Seine Freiheit.
»Das ist nicht notwendig«, erwiderte sie.
Er straffte die Schultern und drehte sich um. Seine Augen waren schwarz. »Wovon redest du?«
Sie hob das Kinn. »Ich will nicht, dass du das Gefühl hast, du müsstest bei mir bleiben, weil ich schwanger bin. Die Tablette, die ich vor zwei Tagen genommen habe, kann noch in zwei Wochen ihre Wirkung zeigen. Dass du so lange wartest … Es ist nicht fair dir gegenüber. Oder … oder mir gegenüber.«
Seine Augen verengten sich. »Ich bleibe nicht, weil du schwanger bist.«
Ihr Herz dröhnte. Aber sie kannte ihn. Sie kannte sich. Sie wusste endlich, was sie wollte und was sie wert war. »Dylan, ich liebe dich, aber ich will nicht, dass du mir einen Gefallen tust. Ich will nicht, dass du aus Pflichtgefühl oder schlechtem Gewissen bei mir bleibst oder …«
»Verantwortungsgefühl?«
Sie sprach hastig weiter, als hätte er nichts gesagt, aus Angst, dass sie, wenn sie jetzt innehielt, den Mut verlieren könnte. »Uns wird nicht das Gleiche passieren wie deinen Eltern, indem ich dich gegen deinen Willen hier festhalte und du mir das übelnimmst.«
»Ich nehme dir nichts übel.« Er kam vom Fenster herüber und ergriff ihre Hände. »Regina, ich liebe dich.«
»Oh.«
Tränen brannten in ihren Augen, in ihrem Rachen. Die Versuchung, ihn beim Wort zu nehmen, seine Liebe auszunutzen, war wie ein Pfeil in ihrem Herzen. Sie schluckte. »Ich liebe dich auch. Ich liebe dich für das, was du bist. Ich will nicht, dass du anders bist. Ich will nicht, dass du weniger bist.«
Er schüttelte ungeduldig den Kopf. »Du verstehst es nicht. Ich habe es ja selbst bis heute nicht verstanden. Mit dir kann ich mehr sein. Wenn ich dich verlasse, lasse ich den besten Teil von mir selbst zurück.« Er küsste ihre Finger, die er zwischen seinen Händen hielt. Er drückte seine Lippen auf ihr Haar, und sie erbebte. »Jedes bisschen Mut und Hingabe, alles, was ich über die Liebe und das Lieben weiß, verdanke ich dir.«
Er küsste sie auf die Stirn, die Augenbraue, die Wange. »Schick mich nicht weg«, flüsterte er. »Schick mich nicht weg. Du würdest mir das Herz aus dem Leib reißen.«
Sie schloss die Augen und beugte den Kopf über ihre ineinander verschlungenen Hände. Sie hörte sein Herz schlagen, wild und stark.
Und da erlaubte sie sich, ihm zu glauben.
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Epilog
A m Abend der Party zu Frank Iveys fünfundsechzigstem Geburtstag bekam Regina von einer dankbaren Jane Ivey eine Flasche Apfelwein geschenkt und goss sich ein Glas ein.
Sekt wäre noch besser gewesen, aber sie war in der zehnten Woche schwanger und wollte nichts trinken, was nicht gut für das Baby war.
Der Apfelwein lief ihr über die Finger. Lachend zog sie die Hand zurück.
»Vorsicht«, warnte eine tiefe Männerstimme hinter ihr.
Ihr Herz schlug schneller. Als sie sich umdrehte, kräuselten sich ihre Lippen bereits zu einem Lächeln.
Dylan stand groß, dunkel und wunderbar im Schatten der Picknickhütte, ein Lächeln in den Augen. »Lass mich das machen.« Er umfing ihr Handgelenk und küsste ihre nassen Finger, und ein Schauer der Lust durchfuhr sie.
Sie gluckste und lehnte sich an ihn. »Was machst du hier?«
»Du brauchst Hilfe beim Beladen des
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