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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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war immer der Meinung, es hat keinen Sinn, Plattheiten zu äußern, wenn man nicht daran glaubt.«
    Aber sein Sohn glaubte daran. Das war Jewel nicht entgangen. Der Junge sprach kaum Nye, aber er verstand es – solange er nicht unter dem Druck stand, antworten zu müssen. Auf diese Weise sprach auch Jewel ein halbes Dutzend Sprachen. Wenn sie sich nicht darauf konzentrieren mußte zu antworten, verstand sie sie auch. Aber in dem Moment, wo jemand von ihr verlangte zu sprechen, waren ihre Kenntnisse wie weggeblasen. Jewel durfte nicht vergessen, daß der Junge alles verstand, und mußte auch die anderen vor ihm warnen.
    »Und du, Luke? Hattest du ein rituelles Schwert?«
    Als er seinen Namen hörte, fuhr der Kopf des Jungen in die Höhe. Seine Augen waren vor Furcht weit aufgerissen. »Ich … es nicht mehr … da«, stotterte er.
    »Hat es dir jemand weggenommen?«
    Er nickte.
    Jewel schluckte. Am liebsten wäre sie sofort aus dem Zimmer gestürzt, um ihre Leute zu warnen, die Klinge des Schwertes auf keinen Fall zu berühren. Aber wahrscheinlich hatten sie das inzwischen selbst herausgefunden. Zum Glück war das rituelle Symbol für die fremde Religion leicht als Waffe zu identifizieren. »Und warum muß man das kleine Schwert reinigen?« fragte sie weiter.
    »Die Ältesten sagen, daß der Roca das mit seinem eigenen Schwert getan hat, bevor er starb«, erklärte Adrian.
    Jewel lächelte. »Für einen Ungläubigen weißt du eine ganze Menge.«
    »Wir werden alle religiös erzogen«, gab Adrian zurück.
    »Also, was tut ihr, um das Wasser zu weihen?« brachte Jewel die Unterhaltung auf den Punkt.
    Adrian schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Jewel richtete sich hoch auf. »Weißt du es nicht, oder willst du es mir nicht sagen?«
    »Ich weiß es nicht«, wiederholte der Mann störrisch.
    Jewel wandte sich an den Jungen. »Und du?«
    Luke blickte erst sie an, dann seinen Vater. Adrian nickte ihm ermutigend zu. »Ich … ich …«, stammelte der Junge. »Äh, nein.«
    »Aber ihr werdet alle religiös erzogen.«
    »Das bedeutet nicht, daß wir in alles eingeweiht sind. Religion muß mysteriös bleiben, sonst funktioniert sie nicht«, sagte Adrian. Jewels Nackenhaare stellten sich auf. Die Mysterien. Vielleicht verschleierten die Inselbewohner sie auf andere Art als die Fey. »Aber trotzdem wißt ihr genau, wie man das Gift anwenden muß.«
    »Zu religiösen Zwecken? Selbstverständlich. Seine anderen Eigenschaften lernten wir erst kennen, als deine Landsleute auftauchten – jedenfalls wir einfachen Bürger.«
    Jewel rührte sich nicht und ließ sich auch sonst nichts anmerken. Wenn sie über diese Wirkung des Giftes vorher nicht Bescheid gewußt hatten, wie hatten sie sie dann entdeckt? Sie mußte unbedingt mit ihrem Vater sprechen. Sie mußten Inselbewohner in ihre Gewalt bringen, die mehr wußten als diese drei. »Was macht das Gift mit euch?« fragte sie weiter.
    »Nichts«, erwiderte Adrian.
    »Es …« Der Junge sagte etwas in der Inselsprache und wurde rot. Seine Augen glänzten angstvoll.
    »Was hat er gesagt?« fuhr Jewel Adrian an.
    »Es reinigt«, erklärte der Mann ruhig. Er blickte seinen Sohn nicht an, aber Jewel spürte, daß auch er besorgt war. Jewels Umgang mit Ort hatte die beiden eingeschüchtert. Jetzt hatten sie Angst, daß Jewel auch Luke etwas antun würde, weil er nicht, wie befohlen, Nye gesprochen hatte.
    »Es reinigt«, wiederholte sie leise. »Und was ist nach der Reinigung anders?«
    »Dann sind wir würdig vor Gott«, antwortete Adrian.
    Jewel überlief es kalt. »Soll das heißen, daß die Fey nicht gereinigt werden können?« fragte sie. »Daß wir eures Gottes nicht würdig sind?«
    »Die Daniten … sie sagen.« Der Junge sprach so eifrig, als würde Jewel ihm zum Dank für diese Information vergeben, daß er vorhin in seine Muttersprache verfallen war.
    Sie unterdrückte einen Seufzer. Die Fey mußten nicht nur gegen ein mächtiges Gift kämpfen, sondern auch gegen Aberglauben. Gut, daß ihr Vater Doppelgänger in den Tabernakel geschickt hatte. Vielleicht fanden sie den Schlüssel zu den Mysterien der Inselbewohner. Jewel konnte das alles nicht ganz begreifen, jedenfalls nicht in dieser Unterhaltung mit den Gefangenen. Also wechselte sie das Thema. »Wer ist euer Befehlshaber?«
    »Auf dieser Mission?« fragte Adrian.
    Jewel nickte.
    »Theron. Der König hat ihn ausgewählt.«
    »Also befehligt der König die Schlachten?« Sie konnte es kaum glauben. Der Mann, den sie

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