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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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schwierig, aber sicher — durch die Senke der Depression lief, die bisher nie überschwemmt, wenngleich vom Schnee der Geiser zugedeckt wurde. Schlimmstenfalls kam es also zu Verwehungen durch den Kohlendioxydschnee, aber ein Diglator besaß ausreichend Kraft, solche Berge auch bis zu einer Hohe von fünf Metern zu durchschreiten, und falls er steckenbleiben sollte, konnte er es melden. Der Gral würde dann unbemannte Bulldozer von den Förderarbeiten abziehen und ihm zu Hilfe schicken.
       Der Kern des Problems steckte darin, daß man nicht wußte, wo die anderen drei Großschreiter verschollen waren. Auf der alten Route, die nach früheren Unfällen aufgegeben worden war, hatte die Depression einen ununterbrochenen Funkkontakt zugelassen, aber die südliche Senke wurde mit Kurzwellen nicht direkt erreicht, und auch deren Reflektierung kam nicht in Frage, da der Titan keine Ionosphäre besitzt. Mit Relaissatelliten hatte man das zwar bewältigt, aber nun war schon eine Woche zuvor der Saturn in die Quere gekommen: Der Schwanz seiner stürmischen Magnetosphäre deckte jede Funkstrahlung zu. Bliebe noch der Laser.
       Dieser drang vom Gral aus zwar durch die Wolkenschichten und konnte die Patrouillesatelliten erreichen, jedoch waren wiederum diese nicht mit Transmittern für einen so großen Wellenbereich ausgerüstet, sie konnten Lichtim-pulse nicht in Funksignale umsetzen. Zwar hätten sie die empfangenen Strahlen kollimieren und in die Depression senden können, aber leider umsonst. Um nämlich durch die Geiserstürme zu dringen, hätte man die Laser mit einer Leistung abstrahlen müssen, daß die Spiegel der Satelliten geschmolzen wären. Sie waren auf ihre Umlaufbahn gebracht worden, als im Gral die Arbeiten erst anliefen, die Spiegel hatten sich inzwischen durch Korrosion getrübt und verschluckten zuviel Strahlungsenergie, statt diese zu neunundneunzig Prozent zu reflektieren. In dieses Gewirr von Versehen, schlecht verstandener Sparsamkeit, Überhast, Transportverzögerungen und gewöhnlichen Dummheiten, die den Menschen überall und also auch im Kosmos eigen sind, waren nacheinander die verschollenen Großschreiter geraten. Die letzte Rettung sollte der feste Boden der Südsenke sein. Ob er in der Tat so fest war, würde Angus ja in Kürze sehen. Wenn er gehofft hatte, eine Spur seiner Vorgänger zu finden, so verlor er diese Zuversicht rasch. Er hielt sich an die Angaben des Azimuts und vertraute ihnen, denn das Gelände stieg an und führte ihn aus dem Schneetreiben heraus. Zur Linken hatte er Hänge alten Magmas, in Wolken gewühlt und vom Schnee freigefegt.
       Er überquerte sie mit großem Bedacht. Dann ging er durch einen Steinbruch, über Rinnen voller Eis, das in seinem Innern Blasen ungefrorenen Gases enthielt. Wenn der eiserne Fuß die Kruste durchstieß und ins Leere traf, verstummte der Lärm der Triebwerke, die Ohren füllten sich mit einem Krachen und Bersten, wie es wohl nur die Schiffswache eines Eisbrechers vernimmt, der sich in polares Packeis grabt. Besorgt musterte er das Bein, nachdem er es aus dem Loch gezogen hatte, und erst dann ging er weiter. Er plagte sich so sehr ab, daß das Duett im Kopfhörer, gewöhnlich von ein und derselben Klangfarbe und Tonhöhe, außer sich geriet: Rechts schwoll es zum Pfeifen an, links stieg es in die Bässe hinab.
       Also machte er einen Schwenk, damit sich die Töne wieder einig wurden. Zwischen den aufgetürmten Schollen, von denen Angus wußte, daß sie nicht aus Eis, sondern aus erstarrten Kohlenwasserstoffen bestanden, Öffnete sich ein ziemlich breiter Durchgang. Über trockenes, grobkörniges Geröll ging es hinab, wobei er die Schritte abbremste, so gut er konnte, denn die achtzehnhundert Tonnen des Großschreiters drängten die schiefe Bahn hinunter. Die wolkenverhangenen vulkanischen Felswände gaben den Blick frei auf den Talkessel, und statt festen Bodens sah Angus dort unten — Birnams Wald. Aus Tausenden engen Schlünden gleichzeitig stiegen Strahlen von Ammoniumsole in die giftige Atmosphäre. Unter dem ungeheuren Druck der Felsmassen in freiem Zustand gehalten, schössen die Radikale des Ammoniums in den dunklen Himmel und verwandelten ihn in wüstes Getüm-mel. Angus wußte, daß sie hier eigentlich nicht vorkommen durften, die Experten hatten das für ausgeschlossen gehalten, aber daran dachte er jetzt nicht. Ihm blieb nur zweierlei: entweder augenblicklich zurück zum Roembden oder weiter dem Gesang im Kopfhörer nach,

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