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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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hörte er immer wieder wie Kanonenschüsse den Widerhall der aus der festgefügten Unterschicht der Wolke brechenden Gasströme, und einmal kam er gar nicht weit am brausenden Federbusch eines Geisers vorbei, der sich in wütenden Ausbrüchen schüttelte und die Umgebung peitschte.
       Plötzlich lichtete sich dieser Wald und bildete unter einer blasenförmig geblähten, verzweigten Kuppel so etwas wie eine Lichtung. Mitten darin lag eine große schwarze Masse. Der Betrachter erkannte die ihm zugewandten Sohlen der ineinander verklammerten eisernen Füße und den zur Seite gedrehten Rumpf, der in der Verkürzung einem Schiffswrack auf einer Sandbank glich. Der linke Arm, der obenauf war, reichte zwischen die weißen Stämme, die Hand lag im Gestrüpp verborgen. Den rechten Arm hatte der Rumpf beim Sturz unter sich begraben. Der stählerne Riese lag verrenkt am Boden, schien aber nicht völlig erledigt zu sein, denn außer den bereiften Gliedmaßen war er frei von Schnee. Über der Wölbung des Körpers zitterte leicht die Luft, erwärmt von dem immer noch Hitze ausstrahlenden Innern.
       Parvis stand wie versteinert vor dem Zwillingsbruder seines Schreiters, er wagte seinen Augen nicht zu trauen, denn das unglaubliche Wunder war geschehen — die Begegnung. Schon wollte er sich melden, als er zwei Dinge auf einmal bemerkte: Unter dem gestürzten Diglator stand eine große Lache einer Öligen, gelblichen Flüssigkeit, also waren die hydraulischen Leitungen ausgelaufen, was zumindest die teilweise Bewegungsunfähigkeit bedeutete. Darüber hinaus war die Frontscheibe der Kabine, die jetzt so sehr dem ovalen Bullauge eines Schiffes ähnelte, zerschlagen. Aus den Leisten der Rahmen ragten nur die Isolationspolster. Es dampfte aus dieser finsteren Öffnung, als könne der Gigant in der Agonie nicht die Seele aushauchen. Triumph, Freude, dankbare Überraschung des Piloten wichen dem Grauen. Noch ehe er sich vorsichtig und behutsam über das Wrack beugte, wußte er, daß es verlassen war. Mit dem Scheinwerfer leuchtete er das Kabineninnere aus, lose Strippen hingen darin, an ihnen die metallene Haut.
       Er konnte sich nicht tiefer bücken, mühsam spähte er in alle Ecken der leeren Kabine, in der Hoffnung, der Verunglückte habe, bevor er im Raumanzug fortgegangen war, eine Nachricht oder ein Zeichen hinterlassen, aber er entdeckte nur den umgekippten Werkzeugkasten und die herausgefallenen Schlüssel.
       Lange suchte er zu erraten, was hier vorgegangen sein mochte. Einer jener „Porzellanbrüche“ konnte den Diglator umgeworfen und verschüttet haben. Als alle Anstrengungen, ihn wieder aufzurichten, nichts fruchteten, hatte der Maschinist das Sicherungssystem der Grenzleistung stillgelegt, und daraufhin waren unter dem Überdruck des Öls die Leitungen geplatzt. Die Kabinenscheibe hatte der Mann nicht selber zerschlagen, er hätte ja den Ausstieg am Oberschenkel oder den Notausgang am Rücken benutzen können. Sie war wohl eher zertrümmert worden, als der Großschreiter stürzte. Zunächst hatte er wohl auf dem Bauch gelegen und sich erst auf die Seite gedreht, als er dem auf ihm lastenden Massiv zu entkommen suchte.
       Die in die Kabine eingedrungene giftige Atmosphäre hätte den Menschen schneller getötet als die Kalte. Wenn das so war, dann hatte der Einbruch keinen Unvorbereiteten getroffen. Als der Maschinist das hochgewölbte Dickicht auf die Maschine eindringen sah und erkannte, daß sie nicht standhalten würde, legte er den Raumanzug an. Damit war er auf die Havariesteuerung angewiesen, denn er hatte zuvor ja die elektronische Haut ausziehen müssen. Sein Diglator hatte keinen Hochleistungsstrahler, und so tat er das einzig Vernünftige, was ihm ein gutes Zeugnis ausstellte. Er nahm Werkzeug und stieg in den Maschinenraum. Dort stellte er fest, daß sich die Hydraulik nicht reparieren ließ: Zu viele Rohre waren geplatzt, zu viel Flüssigkeit schon ausgelaufen. Daraufhin trennte er das der Fortbewegung dienende Getriebe vom Reaktor und schaltete diesen auf fast volle Leistung. Den Großschreiter hielt er zu Recht für verloren, aber die Glut des Atommeilers übertrug sich — obgleich sie das Innere des Maschinenraums verbrannte oder aber gerade weil sie ihn rotglühend machte — auf den gepanzerten Rumpf und taute den darüber liegenden Schuttberg weg. So war die Höhlung mit den verglasten Wänden entstanden, deren Aussehen von der dem Wrack entströmenden Hitze zeugte. Um den so

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