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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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entgehen und bleiben Sie dran!«
     
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»›FIDER‹ war das Format der Formate. ›FIDER‹ war unser Todesstern. Echte Soldaten in einem echten Krieg – da konnte kein anderes Format mithalten.
    Natürlich hatten wir schon viel versucht. Wir hatten Bürokaufleute ins Hochgebirge geschickt und Supermodels bei der Heilsarmee arbeiten lassen. Damit fuhren wir unsere Quote ein, doch ›FIDER‹ sollte unsere ganz persönliche Mondlandung werden.
    Zuerst sah es so aus, als sei die Idee zum Scheitern verurteilt. Das Projekt erforderte eine enorme Logistik und eine min utiöse Planung. Wir hatten beides schnell im Griff. Dann mussten wir noch die juristischen Hürden nehmen. Dies wäre beinahe an diesen unsinnigen Persönlichkeitsrechten gescheitert.
    Glücklicherweise fiel uns hier der Winkelzug ein, die Kandidaten aus der Vo lksarmee unserer Landesnachbarn zu casten. Dort wurden die Persönlichkeitsrechte nicht so sehr überbewertet, wie es bei uns der Fall war. Außerdem brauchte die Volksarmee dringend Geld.
    Ich bin sicher, das Format hätte alle Rekorde hinsichtlich der Einscha ltquote gebrochen, wenn wir es denn ausgestrahlt hätten. Doch echte Tote in einem echten Krieg … das war eher etwas für die Nachrichten.
    Wäre es nach mir gegangen, dann hätten wir es seinerzeit ausgestrahlt. Es wäre ein Triumph geworden, dessen bin ich sic her – auch wenn die Medienaufsicht Amok gelaufen wäre.«
     
    Thorsten Vieth
    Projektleiter

Szene 63: Da habt ihr ihn!
     
    Originalmaterial. Helmkameras verschiedener Soldaten. Grünstich durch Restlichtverstärkung.
     
    Der Wald scheint für einen Augenblick den Atem anzuhalten. Dann brüllt Datso wieder los: »Aufhören! Feuer einstellen! Nicht mehr schießen, um Himmels Willen. Feuer einstellen!«
    »Was?«, ruft Codyczek dazwischen. »Was ist? Nein, nein! Weiter, Männer. Wir müssen weiter. Beeilung! Nur noch ein paar hundert M eter. Wir greifen an! Los, schnell, Angriff!«
    »Nein! Belege diesen Befehl! Sofort alle stehen bleiben!« Datso brüllt wie von Sinnen. »Hier ist jemand mit scharfer Munition unterwegs. Versteht ihr das? Hier hat jemand scharfe Munition. Wir müssen abbrechen. Sofort abbrechen. Sanitäter, sofort zu mir. Wir haben einen Verwundeten. Los, los, das ist keine Übung. Das ist nicht gescriptet. Wir haben einen echten Verwundeten.«
    Rufe werden laut. Irgendjemand feuert weiter vorne einen Schuss aus seinem G3 ab. Der Sc huss klingt beinahe wie der, den Petursson auf den Feind abgegeben hat. Aber nur beinahe.
    Das geisterhafte Licht zwischen den Bäumen flackert noch einmal und erlischt. An seiner Stelle flammen einzelne Lichter auf. Die Strahlen von Taschenlampen zerschneid en die Dunkelheit zwischen den Bäumen. Auch an der Position der Feinde werden Rufe laut. Gestalten huschen durch die Lichtkegel.
    Petursson hebt seine Waffe und legt an. Datso fährt dazwischen.
    »Nicht. Bloß nicht schießen. Das sind unsere Jungs.«
    Petursson lässt das Gewehr ein Stück sinken. »Was?«
    »Das sind keine Feinde. Die gehören zu uns. Alles in Ordnung.«
    Petursson schüttelt den Kopf. »Was redest du da für eine Scheiße. Was soll das alles?«
    Inzwischen ist die Vorwärtsbewegung des gesamten Trupps zum Erli egen gekommen. Einige der Männer sind in Stellung gegangen, andere haben sich einfach nur abgehockt.
    »Weiter, Männer«, ruft Codyczek aus. »Wir schaffen es.«
    »Nein.« Datso hält sofort dagegen. »Auf keinen Fall. Wir brechen hier ab. Niemand rührt sich.«
    Cody czek tritt an Datso heran. »Jetzt hören sie aber auf mit diesem Scheiß. Wir können die Szene noch zu Ende bringen. Es müssen einfach nur alle mitmachen. Anschließend schneiden wir das Material zurecht, wie wir es brauchen.«
    »Halten Sie die Schnauze«, herrs cht Datso Codyczek an. »Wir werden überhaupt nichts unternehmen. Nicht, solange hier jemand mit scharfer Munition herumläuft. Wer weiß, wie viele Leute noch ihre Munition ausgetauscht haben. Wir haben schon ein Opfer, falls Sie es nicht mitgekriegt haben.«
    Die Soldaten werden allmählich unruhig.
    »Was labern die da vorne?«
    »Sagt mal, wer von euch Komikern hat eigentlich das Kommando?«
    »Werden wir jetzt angegriffen, oder was?«
    Petursson dreht sich einmal um sich selbst, späht in alle Richtungen. Dann fixiert er Datso.
    »Du sagst mir jetzt sofort, was hier vor sich geht.«
    »Gar nichts, Herr Schütze«, mischt sich Codyczek ein. »Das hier ist eine Simulation, verstehen Sie? Es ist eine Art Test.

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