FIDER (German Edition)
gut gegen Angriffe geschützt. Dicke Mauern, Panzerglas und Schießluken. Wir müssten die Bude nur rechtzeitig dicht machen, dann hätten wir eine Chance.«
Bild im Bild: Gunnar Sjoerdsma.
»Das war unser Petursson. Wäre ich vor Ort gewesen, dann hätte ich den Burschen an dieser Stelle glatt umarmt.«
Selbst Betzendorff nickt zustimmend. »Mit etwas Glück finden wir dort auch ein funktionierendes Funkgerät.«
»Die haben doch garantiert auch einen Wachturm«, sagt Leisinger. »Da können wir hochsteigen und das Gelände von oben überwachen.«
»Aber was ist, wenn es eine Schießerei gibt?«, sagt Doritsch, der in der zweiten Reihe sitzt. »Was ist, wenn der Nordmann das mitkriegt? Dann könnten wir aus Versehen einen Krieg auslösen.«
»Na und?« Leisinger lacht auf. »Drauf geschissen. Dann gibt es eben Krieg. Ist mir doch egal. Immer noch besser, als hier draußen zu verrecken.«
Codyczek nickt langsam. »Es ist zwar riskant, aber eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Deswegen habe ich die Entscheidung bereits getroffen. Be vor es nun wegen dieser Geschichte Diskussionen gibt, werde ich Ihnen die Sache ein wenig leichter machen: Ich gebe keinen Befehl aus, den Grenzposten zu besetzen. Jeder einzelne von Ihnen hat die Wahl, hierzubleiben oder mitzukommen. Es steht Ihnen frei. Ich habe mich bereits mit Leutnant Gromek dahingehend verständigt, dass er uns nicht begleiten wird. Stattdessen versucht er, einen der Tonner flott zu machen. Danach wird er einen Ausbruchversuch unternehmen. Wer möchte, kann ihn begleiten. Wer mitkommen will zum Grenzposten, der meldet sich in einer Stunde mit allem Gepäck, das er für notwendig hält, an der Fahrzeugschleuse.«
Datso schaut auf seine Uhr. »Das schaffen wir aber nicht, bevor es dunkel wird.«
Codyczek wirft Datso einen langen Blick zu. Dann sagt er: »Ich weiß. Aber dieses Risiko gehe ich ein. Ich marschiere lieber eine Stunde im Dunkeln als noch eine ganze Nacht hier draußen zu verbringen.«
Szene 60: Scharfe Munition
Originalmaterial. Helmkameras der Soldaten, unterschiedliche Perspektiven. Grünstich durch Restlichtverstärkung.
Die Männer treffen sich bei der Fahrzeugschleuse. Alle haben auf umfangreiches Marschgepäck verzichtet und stattdessen ihre Tarnung verbessert. Wenn die Männer beisammen stehen, dann wirken sie wie ein kleines Wäldchen.
Trotz der Aussicht auf eine halbwegs sichere Unterkunft haben sich einige Soldaten entschieden, ihr Glück mit Leutnant Gromek zu versuchen. Alle anderen machen sich zum Abmarsch bereit und warten auf Oberleutnant Codyczek.
Als dieser eintrifft, fällt die Befehlsausgabe knapp aus. Überschlagendes Vorgehen. Er selbst wolle nach Marschkompasszahl navigieren und daher immer vorneweg gehen. Sofortige Feuereröffnung auf erkannte Ziele.
»Falls wir angegriffen werden, lassen wir uns auf keine langen Gefechte ein . Wir bringen kurz Feuer an den Mann und weichen dann weiter in Richtung des Grenzpostens aus. Sollte uns der Feind den Weg verstellen, dann versuchen wir, ihn zu flankieren. Dabei unbedingt auf meine Anweisungen achten. Wenn wir den Grenzposten erreichen, dann suchen wir uns sofort ein Gebäude, in dem wir unterziehen können. Wir starten keine langen Erkundungstouren, sondern nehmen die Situation einfach so, wie wir sie vorfinden.«
Es gibt weder Diskussionen noch Rückfragen. Alle Männer akzeptieren die Anwe isungen.
So rückt der Trupp ab. Es gibt keine ergreifende Abschiedsszene mit den Männern, die bei Leutnant Gromek bleiben. Keine guten Wünsche, keine Anfeindungen. Der Trupp rückt aus, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Dann beginnt die Hetze durch den W ald.
Codyczek legt sofort ein scharfes Tempo vor. Dennoch kommt der Trupp nur relativ langsam vorwärts. Immer wieder müssen Hindernisse umgangen werden und Codyczek muss einen Blick auf seinen Kompass werfen, um nicht vom Kurs abzukommen.
Die Gruppe schafft immerhin gut zwei Drittel des Weges. Dann rollt die Dunkelheit heran und erschwert das Vorankommen zusätzlich. Gleichzeitig werden die Männer vorsichtiger und versuchen, sich noch leiser zu bewegen. Bald sind nur noch die Worte »letzter Mann« und danach ein Rascheln zu hören, wenn der jeweils letzte Schütze nach vorne geht und dabei den vorletzten Mann überholt.
Petursson arbeitet sich gerade nach vorne durch und läuft auf Codyczek auf.
»Nur noch ein paar hundert Meter«, raunt Codyczek ihm zu. »Wir müssten gleich auf den Zufahrtsweg
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